LAUPHEIM – Am Donners­tag, dem 26. Januar wurde auf dem jüdischen Fried­hof feier­lich eine neue Gedenk­ta­fel für die Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus eingeweiht. 

Bewusst wurde dabei einen Tag vor dem 27. Januar, welcher Tag des Geden­kens an die Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus ist, den Lauphei­mer Opfern gedacht. Bereits 1984 wurde eine erste Gedenk­ta­fel einge­weiht, welche insge­samt 102 Lauphei­mer Jüdin­nen und Juden nannte, die Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus wurden. Im Laufe der Zeit konnten nun weite­re 53 Jüdin­nen und Juden identi­fi­ziert werden, die entwe­der hier in Laupheim geboren wurden oder hier wohnhaft waren und das gleiche Schick­sal erlit­ten. „Das indus­tri­el­le und syste­ma­ti­sche Töten, welches nicht nur in Ausch­witz-Birken­au, sondern genau­so in There­si­en­stadt, Treblinka oder anderen Vernich­tungs­la­gern statt­fand, das hat seinen Anfang genau vor unserer Haustür genom­men. Es waren unbeschol­te­ne Bürge­rin­nen und Bürger, Nachbarn, Freun­de und Famili­en­mit­glie­der, die depor­tiert und ermor­det wurden. Hinter jedem der Namen steckt ein Schick­sal. Wir sind sehr froh, dass wir diese Menschen vor dem Verges­sen bewah­ren können“ betont Oberbür­ger­meis­ter Ingo Bergmann.

Dass das Erinnern sowie der Kampf gegen das Verges­sen langwie­ri­ge Prozes­se sind, an denen aktiv und beharr­lich gearbei­tet werden müssen, hebt auch Museums­lei­ter Dr. Micha­el Niemetz hervor: „Bereits 1946 kam in Laupheim der Wunsch auf, einen Gedenk­stein für dieje­ni­gen Lauphei­me­rin­nen und Lauphei­mer zu setzen, die in den verschie­de­nen Konzen­tra­ti­ons­la­gern ums Leben gekom­men sind“. Doch erst in den Jahrzehn­ten danach, wurde dem Geden­ken an die Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus in Laupheim nach und nach mehr Bedeu­tung und mehr Raum gegeben. Dass nun 53 Namen auf der neuen Gedenk­ta­fel festge­hal­ten werden konnte, ist feder­füh­rend Micha­el Schick, 2. Vorsit­zen­der der Gesell­schaft für Geschich­te und Geden­ken (GGG) zu verdan­ken. Denn im Laufe der Zeit verbes­ser­ten sich die Recher­che­mög­lich­kei­ten wesent­lich, wodurch es Micha­el Schick gelang, sowohl auf digita­lem als auch auf analo­gen Wegen, weite­re Lauphei­mer Opfer zu identi­fi­zie­ren. Dabei unter­stütz­ten ihn Dr. Micha­el Niemetz und Elisa­beth Lincke, 1. Vorsit­zen­de des GGG. 

„Insge­samt sind 70 Namen bekannt gewor­den, wobei aber auch einige Doppe­lun­gen dabei waren. Letzt­end­lich konnten 53 Perso­nen identi­fi­ziert werden“, berich­tet Micha­el Schick. Bei der Tafel wurde jedoch Platz gelas­sen, da die Recher­chen noch nicht abgeschlos­sen sind. Vor allem die Opfer der Eutha­na­sie sind noch nicht gänzlich bekannt. Zudem hebt Micha­el Schick hervor: „Dass noch Platz gelas­sen wurde, ist ebenso ein Zeichen, dass das Nachfor­schen sowie das Erinnern ein weiter­füh­ren­der Prozess ist, der nicht einfach so zu Ende geht“. Die Aufstel­lung der Gedenk­ta­fel wurde zudem durch Micha­el Steiner, sowie seinen Mitstrei­te­rin­nen und Mitstrei­tern, durch eine großzü­gi­ge Spende geför­dert. Genau wie sein Vater, Dr. Yitzhak Heinrich Steiner, setzt Micha­el Steiner die Arbeit zur Erinne­rung des jüdischen Erbes in Laupheim fort. Micha­el Steiner richte­te die Grußwor­te seiner Familie aus und beton­te dabei: „Die neue Gedenk­ta­fel erinnert nicht nur an die Opfer der Natio­nal­so­zia­lis­ten, sie hilft auch, diese Menschen zu ehren“. Zum Abschluss hob Rabbi­ner Shneur Trebnik aus Ulm die Bedeu­tung der Vergan­gen­heit für die Zukunft eines Volkes hervor. 

Dabei unter­strich er, dass das Geden­ken, aber auch die eigene Haltung, hierfür unver­zicht­bar ist: „Es ist gut, dass unter der Tafel Platz gelas­sen wurde, doch Gott bewah­re, dass wir nie eine neue Tafel für die Jahre 2023 oder 2024 anfer­ti­gen müssen.“ Abschlie­ßend betete er den Psalm 130 auf Deutsch und dann auf Hebräisch.