PARIS/SAARLOUIS (dpa) — Verletz­te, Schüs­se und eine Explo­si­on: Nach dem Überfall auf einen Geldtrans­por­ter im Saarland sind Verdäch­ti­ge festge­nom­men worden. Sie sollen der organi­sier­ten Krimi­na­li­tät in Frank­reich angehören.

Nach dem spekta­ku­lä­ren Überfall auf einen Geldtrans­por­ter im saarlän­di­schen Saarlou­is sind nach einem Bericht der Zeitung «Le Parisi­en» fünf Verdäch­ti­ge nahe Paris festge­nom­men worden.

Zwei der Verdäch­ti­gen sollen direkt an dem Überfall betei­ligt gewesen sein, berich­te­te die Zeitung unter Verweis auf Justiz­quel­len. Demnach handelt es sich um Mitglie­der der organi­sier­ten Krimi­na­li­tät in Frank­reich, die bereits in der Vergan­gen­heit wegen ähnli­cher Taten verur­teilt wurden.

Bei der Tat am Freitag war es zu einem Schuss­wech­sel und zu einer Explo­si­on gekom­men — die Unbekann­ten hatten den Trans­por­ter aufge­sprengt und auch Bargeld erbeu­tet. Danach sollen die Täter mit PS-starken Wagen in Richtung der franzö­si­schen Grenze geflüch­tet sein. An der Großfahn­dung betei­lig­ten sich die Bundes­po­li­zei sowie die franzö­si­schen Polizei. Am Tatort war ein Bild der Verwüs­tung zurück­ge­blie­ben: Der ausge­brann­te Geldtrans­por­ter stand quer, mehre­re weite­re Autos waren verkohlt, Patro­nen­hül­sen lagen auf dem Asphalt.

Keine Angaben zu Identi­tät und Umständen

Die saarlän­di­sche Polizei sprach ledig­lich von drei Festnah­men. Über weite­re festge­nom­me­ne Perso­nen lägen derzeit keine Erkennt­nis­se vor, sagte ein Polizei­spre­cher. Es werde geprüft, ob die Festge­nom­me­nen im Zusam­men­hang mit der Tat am Vortag stehen. Auch Angaben zur Identi­tät und zu den Umstän­den der Festnah­men machte der Sprecher nicht. Wie viele Polizis­ten bei der Tat am Vortag verletzt wurden, blieb ebenfalls offen. Die Beamten hätten sich leich­te Verlet­zun­gen bei einem Flucht­ma­nö­ver der Täter zugezogen.

«Le Parisi­en» zitier­te eine Quelle aus dem Umfeld der Ermitt­lun­gen mit den Worten: «Es handelt sich um ältere Bankräu­ber, die über ein anerkann­tes Know-how in diesem Bereich verfü­gen.» Zwei weite­re Festge­nom­me­ne sollen zum selben Team gehören. Der fünfte Täter soll sich am Rande des Gesche­hens befun­den haben. Zu den Festnah­men durch Spezi­al­kräf­te der Polizei kam es demnach am Freitag­abend in Epinay und Saint-Denis nahe der franzö­si­schen Hauptstadt.

Die Zeitung «JDD» berich­te­te ebenfalls von fünf Festnah­men. Darun­ter habe sich ein 56-Jähri­ger befun­den, der als Vertre­ter des organi­sier­ten Verbre­chens in Paris gilt, sowie einer seiner treuen Kompli­zen. Beide seien in der Zentral­stel­le zur Bekämp­fung des Organi­sier­ten Verbre­chens (OCLCO) in Polizei­ge­wahr­sam genom­men worden. Auch die beiden mutmaß­li­chen Kompli­zen sollen sich demnach am Ort des Überfalls aufge­hal­ten haben. Bei den Tatver­däch­ti­gen hätten die Fahnder 500.000 Euro sowie Schuss­waf­fen sicher­ge­stellt. Insge­samt soll die Beute demnach zwei Millio­nen Euro betra­gen haben.

Der 56-Jähri­ge wurde nach «JDD»-Informationen 2005 wegen eines Überfalls auf einen Geldtrans­por­ter, bei dem es im Jahr 2000 in Nanterre bei Paris einen Toten gab, zu 22 Jahren Haft verurteilt.

Ausge­brann­tes Flucht­fahr­zeug gefunden

Wie die Zeitung «Le Républi­cain Lorrain» berich­te­te, wurde im lothrin­gi­schen Boulay ein ausge­brann­tes Auto gefun­den, bei dem es sich um den Flucht­wa­gen der Täter handeln könnte. Boulay liegt an der Landstra­ße von Saarlou­is nach Metz unweit der Auffahrt auf die Autobahn A4 nach Paris.

Die Polizei ging davon aus, dass der Überfall minuti­ös geplant war. So sollen die Täter am Freitag­mor­gen an einer Kreuzung im Saarloui­ser Stadt­teil Lisdorf auf den Geldtrans­port gewar­tet haben. Als das Fahrzeug in eine Kurve einbog, rammte ein Klein­wa­gen den Trans­por­ter und brach­te ihn so zum Anhal­ten. Es kam zu einem Schuss­wech­sel und praktisch zeitgleich zu einer Explo­si­on am Heck. Beide Fahrzeu­ge sollen darauf­hin in Brand geraten sein, auch andere Autos in der Nähe wurden beschädigt.