MEERSBURG (dpa) — Die Fischer am Boden­see kämpfen seit Jahren mit sinken­den Erträ­gen. Das Problem: Zu wenig Nahrung und zu viele Fress­fein­de für Felchen, Saibling und andere Speise­fi­scher. Nun appel­lie­ren sie an die Politik.

Die bayeri­schen und badischen Boden­see­fi­scher haben das Fang-Jahr 2022 als katastro­phal bezeich­net. Die Erträ­ge seien deutlich einge­bro­chen, erklär­ten die Berufs­fi­scher. Die bayeri­sche Fische­rei­ge­nos­sen­schaft berich­te­te, dass im vergan­ge­nen Jahr insge­samt nur 2,7 Tonnen Felchen ins Netz gegan­gen seien. Im Jahr 2021 sei diese Menge noch allein von einem der acht bayeri­schen Fischer gefan­gen worden.

Auch bei den badischen Kolle­gen sieht es nicht anders aus. «Ich sehe unseren Berufs­stand als ernst­haft gefähr­det an, der ja auch ein Stück Kultur­gut ist», sagte die Vorsit­zen­de des Verbands der Badischen Berufs­fi­scher, Elke Dilger, in Meers­burg. Nicht nur beim Felchen, sondern auch bei anderen Fisch­ar­ten wie dem Saibling sei die Ertrags­la­ge alarmierend.

Seit dem 10. Januar ist die Schon­zeit vorbei und die Fischer dürfen wieder ihre Netze auswer­fen. Der Bestand der Boden­see-Fische geht schon seit Jahren zurück. Nach Ansicht der Fischer führt der niedri­ge Nährstoff­ge­halt im Boden­see zu einer gerin­gen Nahrungs­men­ge für die Tiere — wodurch sie langsa­mer wachsen. Zum anderen frisst eine einge­wan­der­te Fisch­art, der Stich­ling, seit einer explo­si­ons­ar­ti­gen Vermeh­rung vor einigen Jahren immer mehr Plank­ton weg.

Der Kormo­ran, ein zugezo­ge­ner fisch­fres­sen­der Vogel, tut nach Ansicht der Fischer sein Übriges. Die Vögel fräßen inzwi­schen mehr Fische als alle Fischer zusam­men im Jahr fangen würde, so Dilger. Seit mehr als zwanzig Jahren fordern die Fischer, die Zahl der Fisch fressen­den Zugvö­gel zu regulie­ren — im Zweifels­fall auch mit Abschüssen.

Dilger appel­lier­te an die Landes­re­gie­rung, sich ernst­haft mit dem Problem ausein­an­der zu setzen — «bevor es im Boden­see gar keinen Fisch mehr gibt.» Die genau­en Fangzah­len für den das größte Binnen­ge­wäs­ser Europas werden üblicher­wei­se im Frühsom­mer bekanntgegeben.