AL-SHAMAL (dpa) — Hansi Flick muss Lösun­gen liefern. Gegen Spani­ens Tor-Maschi­ne darf die DFB-Elf nicht in Unord­nung geraten. Sonst ist das WM-Aus besie­gelt. Der Bundes­trai­ner steht auch persön­lich unter Druck.

Mit Mut, Charak­ter und freien Köpfe gegen Spani­en: Für das Endspiel gegen den drohen­den WM‑K.o. aktiviert Hansi Flick jetzt auch alle menta­len Kräfte.

«Das Ziel ist, die Mannschaft so hinzu­krie­gen, dass sie den Glauben hat, dass sie das Ding in die richti­ge Richtung schie­ben kann», sagte der Bundes­trai­ner vor dem Duell der Ex-Weltmeis­ter am Sonntag (20.00 Uhr/ZDF und Magen­ta TV) im Al-Bait-Stadi­on nördlich von Doha. Am späten Nachmit­tag bittet der Bundes­trai­ner am Freitag wieder zum Teamtrai­ning in das Trutz­burg-Stadi­on in Al-Shamal.

Der Auftakt-Schock beim 1:2 gegen Japan darf bei der Fußball-Natio­nal­mann­schaft keine Spuren mehr hinter­las­sen. Außer einer großen Porti­on Trotz. Nur so kann die dringend notwen­di­ge WM-Trend­wen­de ausge­rech­net gegen den seit 34 Jahren in einem Pflicht­spiel nicht mehr bezwun­ge­nen Angst­geg­ner gelin­gen. «Wir haben viele gute Szenen, die wir der Mannschaft zeigen können mit Blick auf Spani­en», sprach Flick sich in gewis­ser Weise selbst Mut zu. Gründe für generel­le Zweifel sieht der 57-Jähri­ge trotz zahlrei­cher Kritik­punk­te nicht.

Flick: «Wir vertrau­en der Mannschaft»

Von Flick ist auch nach der frühen und radika­len Ernüch­te­rung kein generel­ler Umbruch zu erwar­ten. «Wir vertrau­en der Mannschaft. Wir sind positiv und wollen das Spiel positiv angehen», sagte er. Die Abwehr­va­ri­an­te mit Niklas Süle als Rechts­ver­tei­di­ger dürfte beendet sein. Im Mittel­feld muss Flick klären, ob er um Joshua Kimmich und den neuen Chefkri­ti­ker Ilkay Gündo­gan einen Platz für Leon Goretz­ka findet. Mögli­cher­wei­se ärgert sich der Bundes­trai­ner auch, dass er Jamal Musia­la gegen Japan nicht zentra­ler spielen ließ.

Entschei­dun­gen müssen getrof­fen werden. Angst wäre jetzt ein schlech­ter Berater, das spürt Flick. Wer kann im Krisen­mo­dus die nötige Ruhe bewah­ren? Wer kann die Erinne­rung an den peinli­chen Vorrunden‑K.o. vor vier Jahren in Russland und die Déjà-vu-Sorgen abstrei­fen? «Es geht darum, den Mut zu haben, sich zu zeigen. Wir müssen schau­en, dass jeder Einzel­ne sein Spiel für sich besser gestal­tet», beton­te der Bundestrainer.

Ausgangs­la­ge bleibt prekär

Die Ausgangs­la­ge bleibt nämlich prekär. Schon bei einem Remis Japans gegen WM-Schieß­bu­de Costa Rica und einer Nieder­la­ge gegen Spani­en wäre das Aus besie­gelt — für die DFB-Elf und eventu­ell auch für Flick als Bundes­trai­ner. Auf die Histo­rie kann Flick auch nicht bauen. Beim letzten Pflicht­spiel­sieg bei der EM 1988 schoss noch Rudi Völler beide Tore zum 2:0. Ob Manuel Neuer, Joshua Kimmich oder auch Gündo­gan, viele haben gegen Spani­en nie gewin­nen können. Aus Flicks WM-Kader haben das nur Thomas Müller, Antonio Rüdiger und Mario Götze geschafft: Beim 1:0 im Test vor acht Jahren in einer Regen­nacht in Vigo.