FRANKFURT/MAIN (dpa) — Bei Lufthan­sa bleiben mitten in der Ferien­zeit die meisten Flugzeu­ge am Boden. Grund ist ein Warnstreik des Boden­per­so­nals, das nach dem Corona-Schock für höhere Löhne streitet.

Mit einem Warnstreik des Boden­per­so­nals hat die Gewerk­schaft Verdi den Flugbe­trieb der Lufthan­sa weitge­hend lahmge­legt. Der Ausstand begann am frühen Morgen, wie Streik­lei­ter Marvin Resch­in­sky der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.

Lufthan­sa hat vorsorg­lich mehr als 1000 Flüge an den Drehkreu­zen Frank­furt und München gestri­chen und fürch­tet Auswir­kun­gen bis zum Freitag, dem letzten Schul­tag vor den Sommer­fe­ri­en in Bayern. 134.000 Passa­gie­re mussten ihre Reise­plä­ne ändern oder ganz absagen. Bereits am Diens­tag waren mindes­tens 47 Verbin­dun­gen ausgefallen.

Schal­ter unbesetzt

Am Morgen herrsch­te am Frank­fur­ter Flugha­fen in vielen Berei­chen gähnen­de Leere. Am größten deutschen Airport wurden für den Tag 725 von 1160 geplan­ten Flügen abgesagt, wie ein Sprecher des Betrei­bers Fraport erklär­te. Im vorwie­gend von Lufthan­sa genutz­ten Termi­nal 1 sei es sehr ruhig, sagte der Sprecher. Die meisten Schal­ter sind geschlos­sen, nur wenige Passa­gie­re waren angereist. Ein etwas lebhaf­te­res Bild zeigte sich am Termi­nal 2, das Gesell­schaf­ten vorbe­hal­ten ist, die nicht zum Lufthan­sa-Bündnis Star Alliance gehören.

Bestreikt werden laut Verdi seit 3.45 Uhr verschie­de­ne Lufthan­sa-Gesell­schaf­ten an den Drehkreu­zen Frank­furt und München sowie in Düssel­dorf, Hamburg, Berlin, Bremen, Hanno­ver, Stutt­gart und Köln. Aufge­ru­fen sind ganz unter­schied­li­che Beschäf­tig­ten­grup­pen wie das Schal­ter­per­so­nal, Flugzeug­tech­ni­ker und die Fahrer der riesi­gen Schlep­per, die Flugzeu­ge am Flugha­fen auf die richti­gen Positio­nen bringen. Der Ausstand soll bis Donners­tag, 6.00 Uhr, dauern. Verdi hat zu Kundge­bun­gen an den Flughä­fen Frank­furt, Hamburg und München aufgerufen.

An den dezen­tra­len Flughä­fen fallen voraus­sicht­lich jeweils nur die Lufthan­sa-Flüge von und nach München und Frank­furt aus. Neben den 1023 abgesag­ten Flügen mit LH-Flugnum­mer können weite­re Verbin­dun­gen von Konzern­ge­sell­schaf­ten wie Swiss, Austri­an und Air Dolomi­ti kommen, da sie an den Drehkreu­zen von Lufthan­sa-Boden­per­so­nal abgefer­tigt werden. Die nicht bestreik­te Direkt­flug-Tochter Eurowings geht hinge­gen von einem weitge­hend norma­len Flugbe­trieb im gesam­ten Netz aus.

Verdi: Kein weite­rer Warnstreik vor nächs­ten Gesprächen

Lufthan­sa-Kunden müssen zumin­dest bis zur nächs­ten Gesprächs­run­de in der kommen­den Woche keine weite­ren Aktio­nen der Gewerk­schaft Verdi fürch­ten. Verdi-Verhand­lungs­füh­re­rin Chris­ti­ne Behle sagte am Mittwoch im ZDF-«Morgenmagazin» auf eine entspre­chen­de Frage: «Das kann ich ausschlie­ßen.» Behle vertei­dig­te zudem die Länge des Warnstreiks von mehr als 24 Stunden: Man versu­che, alle Beschäf­tig­ten einzubeziehen.

Lufthan­sa und Verdi haben erst in zwei Runden über die künfti­gen Gehäl­ter und Arbeits­be­din­gun­gen der rund 20.000 Boden­be­schäf­tig­ten gespro­chen. Ein dritter Termin ist für den 3./4. August in Frank­furt verein­bart. Ein erstes Angebot hatte Verdi als zu niedrig abgelehnt. Die Gewerk­schaft verlangt 9,5 Prozent mehr Gehalt, mindes­tens aber 350 Euro.