FRANKFURT/MAIN (dpa) — Der große Modezir­kus fällt coronabe­dingt aus. Als Notlö­sung präsen­tiert die erste Frank­furt Fashion Week ein digita­les Konfe­renz­pro­gramm mit dem wichti­gen Schwer­punkt Nachhaltigkeit.

Virtu­el­le Konfe­ren­zen statt großer Shows: Die erste Frank­furt Fashion Week ist als digita­le Ausga­be eröff­net worden. Wegen der Corona-Pande­mie wurden die Messen zwar abgesagt, statt­des­sen gibt es in dieser Woche ein umfas­sen­des Programm im Netz.

«Wir haben die Krise als Chance genutzt», sagte Anita Tillmann, Geschäfts­füh­re­rin des Veran­stal­ters Premi­um Group, am Montag. So soll das digita­le Format auch bei künfti­gen Ausga­ben ergän­zend bestehen bleiben: «Die Zukunft der Messe ist hybrid.»

Einen Fokus will die Fashion Week — jetzt und in Zukunft — auf das Thema Nachhal­tig­keit legen. Schließ­lich gehört die Modebran­che zu den umwelt­schäd­lichs­ten Indus­trien weltweit. «Unser Anspruch ist radikal zukunfts­wei­send», sagte Detlef Braun, Geschäfts­füh­rer der Messe Frank­furt. «Wir forcie­ren nicht weniger als die Trans­for­ma­ti­on der gesam­ten Mode- und Kreativ­wirt­schaft hin zu einer moder­nen, ressour­cen­ef­fi­zi­en­ten Branche.» Aus dem «FFW Studio» werden bis Freitag Panels, Workshops und Showca­ses weltweit übertra­gen. Das progres­si­ve Format zeige, welche großar­ti­gen Poten­zia­le es auch nach der Pande­mie für die Fashion Week gebe, beton­te Frank­furts Oberbür­ger­meis­ter Peter Feldmann (SPD).

Zugeschal­tet ist auch EU-Kommis­si­ons­prä­si­den­tin Ursula von der Leyen, die am Diens­tag die Konfe­renz «The New European Bauhaus – Werkstatt der Zukunft» eröff­net. Einen Tag später wird in Zusam­men­ar­beit mit den Verein­ten Natio­nen der «SDG Summit» präsen­tiert. «Es besteht wahnsin­nig viel Handlungs­be­darf in der Modebran­che», hatte Tillmann schon vorab betont. Es sei Zeit, mehr Verant­wor­tung zu übernehmen,

Vor einem Jahr war überra­schend bekannt gewor­den, dass Berlin mehre­re Modemes­sen an Frank­furt verliert. Die Premie­re hatten sich die Macher aller­dings ganz anders vorge­stellt. Die Messen Premi­um, Seek, Neonyt und The Ground werden jetzt voraus­sicht­lich erstmals im Januar 2022 in der Mainme­tro­po­le stattfinden.

Frank­furt sei im Herz von Europa, ein zentra­ler Handels­platz und einer der größten Inter­net­kno­ten­punk­te weltweit, ergänz­te Braun. Es gehe darum, bei der Fashion Week die relevan­tes­ten Vertre­ter aus verschie­de­nen Teilen der Branche zu vernetz­ten und dabei die gesam­te Wertschöp­fungs­ket­te zu berück­sich­ti­gen. Der Messe­chef zog sogar einen Vergleich zum Weltwirt­schafts­fo­rum: Ziel sei, «das Davos der Fashionbran­che zu etablieren».

Trotz des dicken digita­len Konfe­renz­pro­gramms wird es in dieser Woche aber auch ein wenig Glamour geben. So nutzen regio­na­le Designer die Fashion Week, um ihre Arbeit an verschie­de­nen Orten zu präsen­tie­ren. Am Montag­abend lädt Jungde­si­gner Samuel Gärtner (23) zu seiner Schau ins Natur­kun­de­mu­se­um Sencken­berg. Zudem wird der «Bunte New Faces Award Style» verlie­hen. Die erste Gewin­ne­rin steht schon fest: Die Berli­ner Schau­spie­le­rin Gina Stiebitz (23, «Dark») wird als Young Style Icon ausgezeichnet.

Am Diens­tag präsen­tiert die Mainzer Designe­rin Anja Gockel ihre neue Kollek­ti­on im Frank­fur­ter Hof. Dann soll auch am Opern­platz die Frank­furt Fashion Lounge eröff­net werden — mit einem 25 Meter langen Catwalk unter freiem Himmel.