Die Frank­fur­ter Buchmes­se wird in diesem Jahr völlig anders ausse­hen. Die Messe­hal­len bleiben leer, statt­des­sen soll sich die Branche virtu­ell vernet­zen. Aller­dings ist ein promi­nent besetz­tes Livepro­gramm geplant — sogar vor Publikum.

Zudem mache die ab 1. Oktober 2020 in Kraft treten­de Quaran­tän­ever­ord­nung die Teilnah­me von europäi­schen Ausstel­lern oder Fachbe­su­chern nahezu unmög­lich. Bereits im Vorfeld hatten zahlrei­che Verla­ge angekün­digt, auf einen Auftritt in diesem Jahr zu verzichten.

Buchmes­se-Direk­tor Juergen Boos sprach vor allem von einem «ideel­len und finan­zi­el­len» Verlust. Für die Verla­ge solle es nun eine digita­le Rechte­han­dels­platt­form geben, als Ersatz für das tradi­tio­nel­le Messe­ge­schäft. «Unser Fokus liegt jetzt auf dem virtu­el­len Angebot und den Veran­stal­tun­gen in der Festhal­le und in der Stadt», sagte er.

So sollen die Verlei­hun­gen des Deutschen Buchprei­ses (12. Oktober) und des Friedens­prei­ses des Deutschen Buchhan­dels (18. Oktober) wie geplant statt­fin­den. Hinzu kommen Lesever­an­stal­tun­gen vor Ort und im Netz.

«Das wird die für die Sicht­bar­keit von Büchern wichti­ge physi­sche Präsenz sowie den persön­li­chen Austausch in der Branche nicht erset­zen können», sagte Karin Schmidt-Fride­richs, Vorste­he­rin des Börsen­ver­eins des Deutschen Buchhan­dels. «Durch das breite digita­le und dezen­tra­le Programm erwar­ten wir aber eine große Reich­wei­te und damit breite Öffentlichkeit.»

Auf der ARD-Bühne, die in der Frank­fur­ter Festhal­le Premie­re feiert, haben sich promi­nen­te Autorin­nen und Autoren angekün­digt, darun­ter Chris­ti­an Berkel, Michel Fried­man, Alice Schwar­zer, Irvine Welsh oder auch Tennis­spie­le­rin Andrea Petko­vić, «Tagesschau»-Sprecherin Linda Zerva­kis und der kanadi­sche Musiker und Enter­tai­ner Chilly Gonza­les. Von Schrift­stel­le­rin Corne­lia Funke soll es einen virtu­el­len Auftritt geben.

Darüber hinaus wird das mehrtä­gi­ge Bookfest an verschie­de­nen Locati­ons in Frank­furt sowie im Inter­net ausge­tra­gen. Bei der digita­len Ausga­be sind beispiels­wei­se Eliza­beth Gilbert, Jenny Erpen­beck, Peter Wohlle­ben, Kirsten Boie, Karin Slaugh­ter und Joachim Meyer­hoff dabei.

Von Montag bis Donners­tag (12. bis 15. Oktober) ist zudem die «Frank­furt Confe­rence» als rein digita­les Konfe­renz­pro­gramm geplant. Die Teilnah­me an den Fachver­an­stal­tun­gen ist kostenfrei.

Die Veran­stal­ter der Buchmes­se waren in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pande­mie widri­gen Umstän­den ausge­setzt. Lange hielten sie an einem Konzept aus klassi­schem Messe­be­trieb und digita­len Angebo­ten fest. Gleich­wohl war klar, dass es höchs­tens eine kleine Präsenz­aus­ga­be mit europäi­schem Fokus geben könnte. Mit Ausstel­lern aus den USA oder Südame­ri­ka war kaum zu rechnen. Aber auch hiesi­ge große Verlags­häu­ser wie Holtz­brinck und Random­house sagten frühzei­tig ab. Zuletzt hatten die Veran­stal­ter nur noch mit knapp 800 Ausstel­lern gerechnet.

Im vergan­ge­nen Jahr tummel­ten sich auf der Buchmes­se mehr als 300 000 Besucher. Mehr als die Hälfte davon waren Privat­be­su­cher, die sich über Neuerschei­nun­gen infor­mier­ten. Zudem waren 7450 Ausstel­ler aus 104 Ländern dabei.