PARIS (dpa) — Gerade erst wurde Präsi­dent Macron im Amt bestä­tigt. Nun geht es für den Libera­len bei der Parla­ments­wahl um eine solide Mehrheit in der Natio­nal­ver­samm­lung. Ob er diese erhält, ist noch offen.

In Frank­reich hat am Sonntag das Finale der Parla­ments­wahl begon­nen. Rund 48,9 Millio­nen einge­schrie­be­ne Wähler können ihre Stimme abgeben.

Kurz nach der Wieder­wahl von Präsi­dent Emmanu­el Macron bestim­men die Franzö­sin­nen und Franzo­sen die 577 Mitglie­der der Natio­nal­ver­samm­lung. Die Wahllo­ka­le öffne­ten am Morgen um 8.00 Uhr.

Parla­ments­mehr­heit sichern

Für den Mitte-Politi­ker Macron geht es darum, sich auch in seiner zweiten Amtszeit eine Parla­ments­mehr­heit zu sichern. Nach der ersten Wahlrun­de am vergan­ge­nen Wochen­en­de schien noch nicht ausge­macht, dass das Präsi­den­ten-Lager seine absolu­te Mehrheit im Parla­ment wird halten können. Während der Libera­le Macron bei seiner Wieder­wahl zum Präsi­den­ten vor einigen Wochen noch die Konkur­renz der erstark­ten Rechts­na­tio­na­len Marine Le Pen zu spüren bekam, kommt sie diesmal von Links.

Das neue Bündnis aus Links­par­tei, Sozia­lis­ten, Grünen und Kommu­nis­ten angeführt von Macrons Gegen­spie­ler Jean-Luc Mélen­chon kann auf deutlich mehr Sitze im Parla­ment als bislang hoffen. Dem 70-jähri­gen Altlin­ken war es zuvor gelun­gen, das zersplit­ter­te linke Lager hinter sich zu einen. Sollte das Mitte-Lager des Präsi­den­ten nur eine relati­ve Mehrheit errei­chen, wären der Präsi­dent und die Regie­rung gezwun­gen, Unter­stüt­zung aus den anderen Lagern zu suchen. Damit würde es für Macron schwie­ri­ger, seine Vorha­ben ohne große Abstri­che umzusetzen.

Wichti­ge Projek­te warten auf Umsetzung

In Frank­reich warten wichti­ge Projek­te auf die Umset­zung: Angemahnt werden Verbes­se­run­gen im Bildungs- und Gesund­heits­we­sen, viele Menschen hoffen angesichts der steigen­den Preise auf Unter­stüt­zung der Regie­rung und viele wollen energi­sche­re Schrit­te in der Klima­kri­se. Außer­dem will Macron eine umstrit­te­ne Renten­re­form durch­zie­hen, die Franzo­sen sollen länger arbeiten.

Unabhän­gig davon, wie üppig oder knapp die Mehrheit für das Präsi­den­ten-Lager ausfällt: Für Deutsch­land und Europa dürfte Frank­reich unter Macron ein verläss­li­cher Partner bleiben. Auch dürfte das Land im Konflikt mit Moskau wegen des Angriffs­kriegs gegen die Ukrai­ne fester Bestand­teil der geschlos­se­nen Front des Westens gegen Russland bleiben.

Knapp jeder fünfte Wahlbe­rech­tig­te hatte seine Stimme bis zum Mittag bereits abgege­ben. Um 12.00 Uhr lag die Wahlbe­tei­li­gung bei 18,99 Prozent, wie das Innen­mi­nis­te­ri­um in Paris am Sonntag mitteil­te. Das waren gut 0,5 Prozent mehr als zum selben Zeitpunkt bei der ersten Wahlrun­de vor einer Woche. In einigen franzö­si­schen Übersee­ge­bie­ten begann die Wahl wegen der Zeitver­schie­bung bereits am Samstag.

Von Micha­el Evers, dpa