Beim Marathon um den CDU-Vorsitz geht es langsam auf die Zielge­ra­de. In einer Woche soll entschie­den werden — ein Sieger ist noch nicht auszu­ma­chen. Eine wichti­ge Gruppe in der Union meldet sich zu Wort. Und dann gibt es auch noch Speku­la­tio­nen um die Kanzlerkandidatur.

Eine Woche vor der Klärung der offenen Führungs­fra­ge in der CDU hat sich die Spitze der Frauen Union für Armin Laschet oder Norbert Röttgen als neuen Vorsit­zen­den ausgesprochen.

Ein Stimmungs­bild in einer Schalt­kon­fe­renz des Bundes­vor­stands der Frauen Union am Donners­tag ergab dabei einen leich­ten Vorsprung für den nordrhein-westfä­li­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Laschet. Auch die frühe­re Vorsit­zen­de der Frauen Union, Rita Süssmuth, legte sich in einem Inter­view mit der Deutschen Presse-Agentur auf Laschet fest.

Neben Laschet und dem CDU-Außen­po­li­ti­ker Röttgen bewirbt sich auch der frühe­re Unions-Frakti­ons­chef Fried­rich Merz für die Nachfol­ge der Partei­vor­sit­zen­den Annegret Kramp-Karren­bau­er. Die Entschei­dung soll am Freitag kommen­der Woche beim CDU-Bundes­par­tei­tag fallen. Eine Woche zuvor wollten sich an diesem Freitag­abend die drei Kandi­da­ten in einem Online-Forum Fragen von Mitglie­dern der Partei stellen.

Es wird erwar­tet, dass der neue CDU-Vorsit­zen­de auch den Anspruch auf die Kanzler­kan­di­da­tur anmel­den wird. Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn, der Laschet unter­stützt, wies Berich­te zurück, nach denen er Chancen auf eine eigene Kanzler­kan­di­da­tur sondiert habe: «Nein, das stimmt nicht», ließ er laut «Bild»-Zeitung erklä­ren. Der «Spiegel» zitier­te einen Sprecher des Gesund­heits­mi­nis­te­ri­ums mit den Worten: «Der Minis­ter tauscht sich ständig mit Partei­mit­glie­dern aus. Dabei geht es selbst­ver­ständ­lich auch um die Stimmung vor dem Partei­tag, die Unter­stüt­zung für das Team mit Armin Laschet und die beste Aufstel­lung von CDU und CSU für das Wahljahr.»

In der vierstün­di­gen Runde der Spitze der Frauen Union gab es zwölf Wortmel­dun­gen für Laschet und zehn für Röttgen, wie die Deutsche Presse-Agentur von Teilneh­me­rin­nen erfuhr. Für Merz haben sich demnach zwei und drei Vorstands­mit­glie­der positio­niert. Formell abgestimmt wurde in der Runde nicht. Das Stimmungs­bild ist nicht ganz unwich­tig für die Entschei­dung beim Partei­tag. Rund 300 der 1001 Delegier­ten sind Frauen.

Die Vorsit­zen­de der Verei­ni­gung, Annet­te Widmann-Mauz, sagte dem «Spiegel»: «Wir brauchen jetzt einen starken Zusam­men­halt, damit die CDU weiter die führen­de Partei in der Mitte der Gesell­schaft bleibt.» Deshalb habe die Frauen Union eine klare Präfe­renz für Laschet und Röttgen. Diese hätten «durch ihre politi­sche Erfah­rung, ihren moder­nen Politik­stil und zukunfts­wei­sen­de Inhal­te die Fähig­kei­ten, die CDU gut in die Zukunft zu führen».

Die frühe­re Bundes­tags­prä­si­den­tin Süssmuth legte sich mit einer ähnli­chen Argumen­ta­ti­on für Laschet fest. «Erstens fällt mir immer wieder auf, wie wichtig ihm der Zusam­men­halt der Menschen ist. Es geht ihm um Mitbür­ger­lich­keit — den anderen genau­so als Bürger und Bürge­rin zu sehen wie sich selbst», sagte sie der dpa. «Da ist zweitens seine Fähig­keit, seinen Blick auf Anders­den­ken­de oder Anders­han­deln­de einfach mal zu korri­gie­ren», fügte Süssmuth hinzu. «Und die dritte Eigen­schaft, die mir ganz wichtig ist: Sich immer neu zu fragen: Kann ich meine Positi­on halten, muss ich sie korri­gie­ren? Ich mag an ihm diese abwägen­de Art.» Süssmuth beton­te zugleich: «Ich spreche den anderen Bewer­bern nicht die Fähig­keit für das Amt ab.»

Auch Bundes­bil­dungs­mi­nis­te­rin Anja Karlic­zek (CDU) erneu­er­te ihre Unter­stüt­zung für den NRW-Minis­ter­prä­si­den­ten. Laschet könne «die Strömun­gen in der CDU meiner Meinung nach am besten zusam­men­füh­ren», sagt sie dem «Spiegel». «Er wäre eine gute Wahl.»

Laschet riet seiner Partei davon ab, vom Regie­rungs­kurs von Kanzle­rin Angela Merkel (CDU) abzurü­cken. «Unser Kurs der Mitte sowie das gute Regie­rungs­han­deln findet große Zustim­mung. Die muss sich auch in der Bundes­tags­wahl nieder­schla­gen», sagte Laschet der «Rheini­schen Post» (Freitag). «Deshalb ist es klug, nicht den Bruch mit Angela Merkel zu wählen, sondern die vielen Erfol­ge aus 16 Regie­rungs­jah­ren gemein­sam selbst­be­wusst zu vertre­ten und trotz­dem die Zukunfts­fra­gen für die 20er Jahre zu beant­wor­ten — techno­lo­gi­sche, gesund­heits­po­li­ti­sche, wirtschaft­li­che und haushalts­po­li­ti­sche», beton­te Laschet.

Auch aus frauen­po­li­ti­scher Sicht hält Süssmuth Laschet für am besten geeig­ne­ten: «Da weiß ich, wie er denkt und handelt. Schau­en Sie sich sein Kabinett an: Frauen haben immer selbst­ver­ständ­lich zu seiner Mannschaft gehört.» Der künfti­ge Partei­chef muss aus Süssmuths Sicht die Frauen­po­li­tik endlich voran­brin­gen: «Da erwar­te ich nicht nur klare Worte, sondern Handeln.»

«Der neue Vorsit­zen­de hat zum einen klar den Beschluss umzuset­zen, dass bis 2025 die Frauen zu 50 Prozent in den Parla­men­ten betei­ligt sein sollen. Zum anderen gehört dazu ein entspre­chen­des Handeln bei Kinder­be­treu­ung, Familie und Gesell­schaft.» Süssmuth erinner­te daran, dass der große Teil der erwerbs­tä­ti­gen Frauen nur in Teilzeit beschäf­tigt sei, was ihr Weiter­kom­men behin­de­re. Ein anderes Problem: Es gebe nur für 30 Prozent der 0- bis 3‑Jährigen eine verpflich­ten­de Kinder­be­treu­ung. «Wenn wir also an diesen Dingen nicht arbei­ten, hilft mir eine rein gesetz­li­che Parität im Parla­ment nicht.»