BERLIN (dpa) — Steht Freitag, der 13., vor der Tür, befürch­ten nicht wenige Unheil und Ungemach. Wenn dann von Missge­schi­cken die Rede ist, steht oft ein schwar­zer flüssi­ger Stoff im Mittelpunkt.

Fällt der 13. Tag eines Monats auf einen Freitag, sind manche beson­ders umsich­tig. Während er in gewis­sen Jahren bis zu drei Mal im Kalen­der ansteht, droht das vermeint­li­che Unglücks­da­tum 2022 nur ein Mal: im Mai.

Einem wollen Abergläu­bi­ge dann tunlichst aus dem Weg gehen: dem Pech. Nicht dass es ihnen bildlich so ergeht wie der faulen Marie im Brüder-Grimm-Märchen von «Frau Holle», die nach einer kräfti­gen Dusche aus einem Kessel voller Pech ziemlich bedröp­pelt ihr Schick­sal bekla­gen muss. «Pechsträh­ne» oder «Pech haben» sind gängi­ge Wendun­gen, die die Flüssig­keit in Verbin­dung zum Übel bringen.

An einem Freitag, den 13., halten manche die Gefahr für Schla­mas­sel beson­ders groß. Dabei verbin­det sich die vermeint­li­che Unglücks­zahl mit dem Unglücks­tag. Nach christ­li­cher Tradi­ti­on sollen an einem Freitag etwa Adam und Eva aus dem Paradies ausge­sto­ßen worden sein, und die Römer Jesus Chris­tus ans Kreuz genagelt haben. Die Zahl wieder­um verdankt ihren teils schlech­ten Ruf in gewis­sem Maße der 12, die selbst für Vollkom­men­heit steht. Deren Harmo­nie gilt dann als gestört: Wenn etwa die 13. Fee im Märchen auftritt, ist das Fiasko quasi vorprogrammiert.

Der Ursprung des Pech Habens

Doch wie kam es dazu, dass Pech und Unheil zusam­men­ge­hö­ren? Zu lesen ist etwa der Verweis auf den Arbeits­be­reich der Büttner. Fässer hat man innen mit dem Stoff, der bei der Destil­la­ti­on etwa von Holz, Öl oder Stein­koh­le entsteht, beschich­tet — um Bier zu lagern. Die Annah­me: Wer dann später Stück­chen der schwar­zen Flüssig­keit im Bierglas findet, hat im Wortsinn Pech.

Bekann­ter aber ist wohl die uralte Metho­de der Jagd mit Hilfe des klebri­gen Stoffs. Schon im Mittel­al­ter wurden Äste mit Pech bestri­chen, damit Vögel darauf festste­cken. Ein so gefan­ge­nes Tier wurde wortwört­lich zum «Pechvo­gel». Irgend­wann fand sich der Ausdruck auch in der Sprache wieder — ähnlich wie «auf den Leim gehen».

Das Deutsche ist voller Floskeln mit der seit der Stein­zeit bekann­ten Flüssig­keit. Redens­ar­ten wie «so ein Pech» oder «vom Pech verfolgt» seien bildhaf­te, kurze und immer gleiche Formu­lie­run­gen, ordnet Sprich­wort­ex­per­te Rolf-Bernhard Essig im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur ein.

Uralte Sprach­bil­der

Ihr Ursprung ist oft nur schwer nachweis­bar. Sie sind zum Beispiel in frühe­ren Zeiten entstan­den, indem aus Alltags­si­tua­tio­nen bildhaf­te Ausdrü­cke in der Sprache wurden, wie Kultur­his­to­ri­ker Andres Furger in seinem Buch «Der rote Faden. Von der Redens­art zum Geschichts­bild» erklärt. Bei der Deutung von Redewen­dun­gen werde viel speku­liert, sagt Essig. Leicht sei es, wenn sie aus der Bibel, Fabeln oder Anekdo­ten stammten.

So zeigte etwa Mitte des 19. Jahrhun­derts der Fall des Studen­ten Victor von Hase, wie schnell sich eine Formu­lie­rung verbrei­ten kann. Vor Gericht sagte er: «Mein Name ist Hase, ich vernei­ne die General­fra­gen. Ich weiß von nichts.» Inner­halb von nur zwei Jahren habe sich die Kurzform des Satzes in der Sprache einge­bür­gert, so Essig.

Im Zusam­men­hang mit «Pech haben» bringen einige auch die sogenann­ten Pechna­sen ins Spiel. Durch diese Erker mit schma­len Schlit­zen an mittel­al­ter­li­chen Burgen soll bei einem Angriff heißes Pech auf die Gegner gegos­sen worden sein.

Doch diese Vorstel­lung der Vertei­di­gung stammt wohl aus dem 19. Jahrhun­dert. Histo­risch sei sie nur verein­zelt und zudem eher mit Wasser als mit Pech zu belegen, heißt es unter anderem vom Insti­tut für Geschicht­li­che Landes­kun­de an der Univer­si­tät Mainz. Pechna­sen seien auch dazu da gewesen, um sich etwa mit Fremden durch die enge Öffnung unter­hal­ten zu können, ohne die Deckung verlas­sen zu müssen.

Von Hilal Özcan, dpa