Nach den US Open scheidet Philipp Kohlschreiber auch bei den French Open gleich in der ersten Runde aus. An ein Karriereende denkt er aber noch lange nicht. Laura Siegemund sorgt derweil für ein ganz besonderes Ergebnis aus deutscher Sicht.
PARIS (dpa) — Mit einem tollen Comeback-Sieg hat Laura Siegemund die sportliche Ehre der deutschen Tennis-Damen in Paris gerettet.
Die 32-Jährige setzte sich bei den French Open gegen die Französin Kristina Mladenovic mit 7:5, 6:3 durch und zog als erste deutsche Spielerin in die zweite Runde ein. Dabei machte sie im ersten Satz einen 1:5‑Rückstand wett und wehrte sieben Satzbälle ab. Nach 2:02 Stunden nutzte die Fed-Cup-Spielerin ihren ersten Matchball. Zuvor hatten Angelique Kerber, Andrea Petkovic, Anna-Lena Friedsam und Tamara Korpatsch ihre Auftaktpartien verloren. Julia Görges soll am Dienstag noch gegen die Amerikanerin Alison Riske spielen.
Für Philipp Kohlschreiber sind die French Open dagegen schon wieder vorbei. Der 36 Jahre alte Augsburger verlor bei nasskaltem Wetter in Paris gegen den Chilenen Cristian Garin mit 4:6, 6:4, 1:6, 4:6 und schied damit als erster Deutscher in der Herren-Konkurrenz aus. Vor dem Davis-Cup-Spieler hatten Alexander Zverev, Dominik Koepfer, Daniel Altmaier und Jan-Lennard Struff ihre Auftaktpartien im Stade Roland Garros gewonnen.
Siegemund begeisterte mit einer kämpferisch überragenden Leistung. Einen Tag nach der Lustlos-Vorstellung von Angelique Kerber ließ sich die US-Open-Siegerin im Doppel auch von einem schlechten Start nicht aus der Ruhe bringen. Obwohl Mladenovic unter dem geschlossenen Dach des Court Philippe Chatrier auf 5:1 davon zog, blieb Siegemund ruhig und steigerte sich von Ballwechsel zu Ballwechsel. Nach 71 Minuten wurde die Aufholjagd der Schwäbin mit dem Gewinn des ersten Satzes belohnt. «Das war herausragend», sagte Deutschlands Damen-Chefin Barbara Rittner als TV-Expertin bei Eurosport.
Auch im zweiten Durchgang kassierte Siegemund schnell ein Break, kämpfte sich aber zurück und gewann am Ende verdient. In der zweiten Runde könnte es nun zu einem deutschen Duell mit Julia Görges kommen.
Für Kohlschreiber war es dagegen die vierte Erstrunden-Niederlage in Serie. Seit dem Neustart nach der monatelangen Corona-Pause hat er nur ein einziges Match gewonnen, Mitte August beim Challenger-Turnier in Prag. Und jetzt auch noch die Wetterkapriolen in Paris. Warum tut er sich das überhaupt noch an?
Eine Frage, die der Davis-Cup-Profi so gar nicht mag. «Warum reden wir von «sich antun»? Nur weil ich etwas älter bin?», fragte der Bayer. Natürlich sei die Freude am Tennis derzeit bei all den Einschränkungen etwas «gedämpft. Aber die Liebe am Sport ist immer noch da», sagte Kohlschreiber, der in der kommenden Saison 20 Jahre auf der Tour unterwegs ist. «Es ist alles kompliziert, aber ich versuche, es zu genießen. Und ich hoffe, dass es irgendwann alles wieder etwas einfacher wird.»
Wann das so sein wird, ist derzeit noch völlig offen. Doch deshalb gleich die Karriere zu beenden, das kommt für den achtfachen ATP-Turniersieger nicht infrage. Bei zwei kleineren Challenger-Events in Parma und auf Sardinien will Kohlschreiber noch spielen, was danach kommt, gilt es abzuwarten. «Vielleicht ist es auch nicht verkehrt, sich Zeit zu nehmen und an seinem Tennis zu arbeiten», sagte Kohlschreiben. Denn 2021 soll es auf jeden Fall weitergehen.