Die Debat­te über die Kanzler­kan­di­da­tur hält die Union in Atem. CDU-Politi­ker fordern Mitspra­che­recht. Laschet erhält derweil überra­schen­de Fürsprecher.

BERLIN (dpa) — Der CDU-Politi­ker Fried­rich Merz hat sich im unions­in­ter­nen Ringen um die Kanzler­kan­di­da­tur gegen CSU-Chef Markus Söder ausgesprochen.

«Die CDU kann sich den Kanzler­kan­di­da­ten eigent­lich nicht nehmen lassen», sagte der CDU-Politi­ker dem «Westfä­li­schen Anzei­ger». Trotz der schwa­chen Umfra­ge­wer­te habe der CDU-Vorsit­zen­de Armin Laschet unver­än­dert gute Chancen. «Umfra­gen sind eine Augen­blicks­auf­nah­me. Sie taugen nicht für eine dauer­haf­te, langfris­ti­ge und perso­nal­po­li­tisch strate­gi­sche Entschei­dung.» Merz hatte im Januar den Kampf um den CDU-Bundes­vor­sitz gegen Armin Laschet verloren.

Laschet und Söder wollen bis spätes­tens Pfings­ten gemein­sam entschei­den, wer als Kanzler­kan­di­dat bei der Bundes­tags­wahl im Septem­ber antritt. Einen genau­en Termin für die Entschei­dung gibt es nicht. Am Sonntag findet eine Klausur­ta­gung des geschäfts­füh­ren­den Vorstands der Bundes­tags­frak­ti­on statt. Es wird erwar­tet, dass die Klausur zum Schau­lau­fen der beiden mögli­chen Kanzler­kan­di­da­ten werden könnte. Weder Laschet noch Söder haben bisher eine Kandi­da­tur offizi­ell angemeldet.

Eine große Gruppe von CDU-Abgeord­ne­ten in der Unions­frak­ti­on im Bundes­tag forder­te am Freitag ein Mitspra­che­recht bei der Entschei­dung, wer schluss­end­lich als Kanzler­kan­di­dat ins Rennen geht. Rund 50 Abgeord­ne­te hatten sich nach dpa-Infor­ma­tio­nen einer Erklä­rung angeschlos­sen, in der es heißt: «Als Mitglie­der einer selbst­be­wuss­ten CDU/C­SU-Bundes­tags­frak­ti­on erwar­ten wir, dass, bevor eine Festle­gung dieser Tragwei­te verkün­det wird, in einer partei­über­grei­fen­den Frakti­ons­sit­zung von CDU und CSU darüber disku­tiert und im Zweifel auch dort entschie­den wird.» Der Aufruf konter­ka­riert die bishe­ri­gen Planun­gen der Partei­spit­zen, sich unter­ein­an­der zu entscheiden.

In der Erklä­rung, die der dpa in Berlin vorliegt, wird auf die «heraus­ra­gen­de Bedeu­tung für unseren Wahlkampf vor Ort» verwie­sen, die die Entschei­dung über den gemein­sa­men Kanzler­kan­di­da­ten von CDU und CSU habe. Auch die «Bild»-Zeitung berich­te­te darüber. Die Initia­ti­ve dürfte auch Thema bei der Klausur des geschäfts­füh­ren­den Vorstands der CDU/C­SU-Frakti­on am Sonntag werden.

Der einsti­ge CSU-Chef Edmund Stoiber mahnte zu einer einver­nehm­li­chen Einigung der Schwes­ter­par­tei­en — so wie bei seinem eigenem Antre­ten zur Bundes­tags­wahl vor fast 20 Jahren. Bei einem Frühstück in Wolfrats­hau­sen im Januar 2002 hatte die damali­ge CDU-Vorsit­zen­de Angela Merkel dem einsti­gen CSU-Chef Stoiber die Kanzler­kan­di­da­tur überlas­sen. Mit Blick auf die heute mögli­chen Unions­kan­di­da­ten, den CDU-Vorsit­zen­den Armin Laschet und CSU-Chef Markus Söder, sagte Stoiber dem «Münch­ner Merkur»: «Es muss ja kein Frühstück sein.» Und beton­te zugleich: «Aber ich plädie­re für eine einver­nehm­li­che Lösung. Alter­na­tiv müsste die Frakti­on entschei­den, was konfron­ta­ti­ver wäre.»

Söder war einst Stoibers General­se­kre­tär. Im Inter­view vermied er aber eine Aussa­ge für Söder. «Beide haben das Zeug zum Kanzler.» Über Laschet sagte er: «Es ist ihm gelun­gen, die CDU zu einen.»

Unions­frak­ti­ons­chef Ralph Brink­haus (CDU) sagte den Zeitun­gen der Funke Medien­grup­pe: «Die Entschei­dung, wer für die Union als Kanzler­kan­di­dat antritt, sollte meines Erach­tens in den nächs­ten zwei Wochen durch sein.»