Bei den Menschen wachsen die Haare, bei den Friseu­ren die Sorgen. Der Südwest-Branchen­ver­band sieht inzwi­schen einen Großteil der häufig kleinen Betrie­be in «akuter Existenznot».

STUTTGART (dpa/lsw) — Die Friseu­re im Südwes­ten dringen vor dem nächs­ten Corona-Gipfel von Bund und Ländern am Mittwoch auf schnel­le Öffnungs­per­spek­ti­ven für ihre Salons. Ein Festhal­ten an den schar­fen Lockdown-Maßnah­men für das Friseur­hand­werk über den 14. Febru­ar hinaus lasse sich nicht mehr recht­fer­ti­gen, sagte der Geschäfts­füh­rer des Fachver­bands Friseur und Kosme­tik Baden-Württem­berg, Matthi­as Moser, der Deutschen Presse-Agentur. Er begrün­de­te diese Haltung auch mit der finan­zi­el­len Not, mit der viele kleine Friseur­be­trie­be konfron­tiert seien. «Unser Handwerk braucht eine Rückkehr zur Norma­li­tät, sonst gibt es für viele keine Zukunft.»

Moser beton­te, für die Friseu­re sei ein schnel­ler Neustart vor allem «in Anbetracht der vielfach unzurei­chen­den und nur begrenz­ten Hilfs­maß­nah­men des Staates» nötig. Die Lage sei ernst: «Wir gehen davon aus, dass im Moment ca. 60 Prozent aller Betrie­be in akuter Existenz­not sind. Uns werden jetzt Betriebs­schlie­ßun­gen gemeldet.»

Obendrein zeigte sich Moser überzeugt davon, dass Friseur­sa­lons «keine Gefah­ren­her­de für die Virus­ver­brei­tung» seien. Die Arbeits­schutz­stan­dards in den meisten Betrie­ben seien hoch. Moser sagte, laut Berufs­ge­nos­sen­schaft seien seit Pande­mie­be­ginn im Frühjahr 2020 bundes­weit gerade einmal 22 Corona-Fälle von Friseur­be­trie­ben gemel­det worden — und das, obwohl es in Deutsch­land 80 000 Betrie­be mit 240 000 Mitar­bei­tern gebe.

Seit Wochen müssen auf staat­li­che Anord­nung hin auch Friseur­sa­lons geschlos­sen bleiben. Bund und Länder wollen ihr weite­res Vorge­hen am Mittwoch abstim­men. Im Mittel­punkt dürfte dann die Frage stehen, ob der gelten­de harte Lockdown über den 14. Febru­ar hinaus verlän­gert oder mögli­cher­wei­se gelockert wird. Der Fachver­band Friseur und Kosme­tik Baden-Württem­berg vertritt nach eigenen Angaben rund ein Drittel der etwa 11 000 Friseur­be­trie­be im Südwesten.