OLDENBURG (dpa) — Verun­rei­nig­te Säuglings­nah­rung hat in einem Olden­bur­ger Kranken­haus zum Tod eines Frühchens geführt. Ein weite­res Baby erkrank­te schwer. Die Staats­an­walt­schaft ermittelt.

Ein frühge­bo­re­nes Baby ist im Klini­kum Olden­burg wenige Tage nach der Geburt an verun­rei­nig­ter Milch­pul­ver­nah­rung gestorben.

Ein weite­res Frühchen ist deshalb schwer erkrankt, wie die Spreche­rin des Kranken­hau­ses, Sigrid Jürgens­mann, sagte. Zuvor hatte die «Nordwest-Zeitung» darüber berichtet.

Nahrung durch einen Keim verunreinigt

Der Spreche­rin zufol­ge starb das Baby, das in der 33. Schwan­ger­schafts­wo­che zur Welt gekom­men war, am 7. Juni auf der Inten­siv­sta­ti­on. Unter­su­chun­gen ergaben, dass die Nahrung, die es am 3. Juni — einen Tag nach seiner Geburt — bekam, mit einem Keim belas­tet war. Der Zustand des schwer erkrank­ten Babys hat sich inzwi­schen stabi­li­siert. Der Spreche­rin zufol­ge ist noch nicht abseh­bar, ob Folge­schä­den bleiben.

Da bei der Zuberei­tung von Nahrung in der Milch­kü­che sogenann­te Rückstell­pro­ben genom­men und vorüber­ge­hend aufbe­wahrt werden müssen, konnte geklärt werden, welche weite­ren Kinder belas­te­te Nahrung erhiel­ten. Diese Säuglin­ge wurden unter­sucht, bei drei von ihnen wurde der Umwelt­keim Crono­bac­ter nachge­wie­sen. Die Babys zeigen der Kranken­haus­spre­che­rin zufol­ge keine Krankheitszeichen.

Staats­an­walt­schaft ermittelt

Die Olden­bur­ger Staats­an­walt­schaft ermit­telt wegen fahrläs­si­ger Tötung gegen unbekannt. Es sei sicher, dass der Keim in der Nahrung zum Tod des frühge­bo­re­nen Babys geführt habe, sagte Sprecher Thors­ten Stein. Wie der Keim in die Milch gelang­te, sei unklar. Die gesam­te Liefer- und Zuberei­tungs­ket­te werde unter­sucht. Es müsse geklärt werden, wer wie betei­ligt war.

Auch das Kranken­haus verwies darauf, dass bislang völlig unklar ist, wie der Umwelt­keim in die Nahrung gekom­men ist. «Es gibt mehre­re Möglich­kei­ten, die wir gegen­über den ermit­teln­den Behör­den auch genannt haben», teilte Spreche­rin Jürgens­mann mit. «Auch syste­mi­sche Fehler beim Ablauf der Nahrungs­zu­be­rei­tung können noch nicht ausge­schlos­sen werden.» Der Keim könne sich im Staub, auf dem Boden, im Ab- und Trink­was­ser und auch auf Oberflä­chen befin­den, schrieb die Spreche­rin mit Verweis auf eine Publi­ka­ti­on des Bundes­in­sti­tuts für Risiko­be­wer­tung. «Während er bei Erwach­se­nen nicht bzw. selten zu Erkran­kun­gen führt, kann er für Säuglin­ge bzw. Kinder bis zum 12. Monat eine Gefahr bedeu­ten», so Jürgensmann.

Keim konnte noch nicht nachge­wie­sen werden

Im Klini­kum wurden klini­sche Berei­che und die Milch­kü­che auf eine Keimbe­las­tung unter­sucht, doch der Keim wurde nicht nachge­wie­sen. In der Milch­kü­che gelten stren­ge Hygie­ne­richt­li­ni­en zur Vermei­dung von Infek­tio­nen durch Salmo­nel­len und Crono­bac­ter, die für Babys mit einem Geburts­ge­wicht unter 2500 Gramm und immun­ge­schwäch­te Säuglin­ge beson­ders gefähr­lich sind. Auch bei mikro­bio­lo­gi­schen Analy­sen der entspre­chen­den Chargen der Neuge­bo­re­nen­nah­rung wurden keine Keime gefun­den. «Eine weite­re Keimver­tei­lung konnte nicht festge­stellt werden», so Jürgensmann.

Um den Vorgang mit allen Prozes­sen aufzu­be­rei­ten, habe es ausführ­li­che Bespre­chun­gen mit den Ärztin­nen und Ärzten sowie Pflege­kräf­ten der Stati­on gegeben, so die Klinik­spre­che­rin. Das Kranken­haus hat mehre­re Behör­den infor­miert, darun­ter das Gesund­heits­amt, die amtli­che Lebens­mit­tel­be­hör­de sowie die Minis­te­ri­en für Gesund­heit und Verbraucherschutz.

Prozes­se bei der Nahrungs­her­stel­lung verändert

Zum Schutz vor einer Keimaus­brei­tung hat das Kranken­haus die Prozes­se bei der Nahrungs­her­stel­lung verän­dert. Derzeit verzich­tet die Klinik auf Milch­pul­ver. «Sollte die Zusam­men­stel­lung dieser beson­de­ren Anfangs­milch nach ärztli­cher Verord­nung notwen­dig sein, wird derzeit ausschließ­lich eine indus­tri­ell herge­stell­te, trink­fer­ti­ge Flüssig­milch verwen­det, die laut Herstel­ler­an­ga­ben steril ist», hieß es.

Im Jahr 2011 gab es im Klini­kum Bremen-Mitte einen Keimaus­bruch auf der Inten­siv­sta­ti­on für frühge­bo­re­ne Babys, drei Frühchen starben, weite­re Babys erkrankten.