OFFENBACH (dpa) — Ein sonni­ger Frühling berei­tet vielen Menschen Freude. Das Frühjahr 2022 war das dritts­on­nigs­te seit Messbe­ginn. Aller­dings war es erneut zu trocken. Das macht Sorgen.

Wo bleibt er bloß, der leich­te Landre­gen, auf den die Bauern für ein gutes Pflan­zen­wachs­tum setzen? Statt­des­sen war der Frühling 2022 in Deutsch­land einmal mehr zu warm und zu trocken.

Die Monate März, April und Mai sorgten für den neunten zu trocke­nen Frühling in Folge. Mit rund 125 Litern Nieder­schlag pro Quadrat­me­ter erreich­te er nur 67 Prozent seines vieljäh­ri­gen Durch­schnitts­wer­tes von 186 Litern pro Quadrat­me­ter. Vergli­chen mit der Periode 1991 bis 2020 erziel­te das Frühjahr nur 73 Prozent des Nieder­schlag­solls. Das geht aus der vorläu­fi­gen Bilanz des Deutschen Wetter­diens­tes (DWD) für die Monate März bis Mai hervor.

Zudem verteil­ten sich die Nieder­schlä­ge nicht gleich­mä­ßig. Im April fiel, vergli­chen mit den Vorjah­ren, reich­lich Nieder­schlag, während es im März an vielen Orten erheb­lich zu trocken war. Im Mai war es in einigen Regio­nen viel zu trocken, hieß es. Unwet­ter und sintflut­ar­ti­ge Regen­fäl­le wirkten sich auf die Werte in der Nieder­schlags­sta­tis­tik aus, waren aber nicht der erhoff­te bestän­di­ge Nieder­schlag, auf den die Landwir­te hofften.

Nieder­schlag sehr ungleich verteilt

So verzeich­ne­te Bad Bayer­soi­en, nordöst­lich von Füssen im Allgäu, am 5. Mai mit 108,7 Litern Nieder­schlag pro Quadrat­me­ter die bundes­weit höchs­te Tages­men­ge. Am 20. Mai führten mehre­re Torna­dos bis zur Stärke F2 in Teilen von Nordrhein-Westfa­len zu Millio­nen­schä­den und vielen Verletz­ten. Den deutsch­land­weit meisten Nieder­schlag erhiel­ten im Frühling die Chiem­gau­er und Berch­tes­ga­de­ner Alpen mit teils über 350 Litern Nieder­schlag pro Quadrat­me­ter. Die trockens­ten Gebie­te lagen im Nordos­ten: In der Ucker­mark, dem Oderbruch und dem Thürin­ger Becken kamen örtlich weniger als 40 Liter pro Quadrat­me­ter zustande.

Mit neun Grad lag der Tempe­ra­tur­durch­schnitt nach DWD-Angaben um 1,3 Grad über dem Wert der inter­na­tio­nal gülti­gen Referenz­pe­ri­ode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuel­len und wärme­ren Vergleichs­pe­ri­ode 1991 bis 2020 betrug die Abwei­chung 0,1 Grad, so die Auswer­tung der rund 2000 DWD-Messstationen.

Dabei gab es durch­aus auch Kälte-Episo­den. So hatte der März 18 Frost­ta­ge und war damit der frost­reichs­te Monat im Winter­halb­jahr 2021/22. Anfang April sorgte dann ein hefti­ger Winter­ein­bruch in weiten Teilen Deutsch­lands noch einmal für schar­fe Nacht­frös­te: Bundes­weit am tiefs­ten sank das Thermo­me­ter im Frühjahr am 4. April in Meßstet­ten auf der Schwä­bi­schen Alb mit minus 14,6 Grad.

Sommer­wet­ter erst seit Mai

Richtig sommer­lich wurde es nach einer überdurch­schnitt­lich warmen zweiten April­hälf­te dann im Mai: In Ohlsbach, nordöst­lich von Freiburg im Breis­gau, wurde am 20. Mai mit 33,7 Grad der deutsch­land­weit höchs­te Frühlings­wert gemes­sen. Das war dann auch nach Meteo­ro­lo­gen-Defini­ti­on ein heißer Tag.

Mit nahezu 675 Stunden Sonnen­schein war der Frühling 2022 außer­dem der dritts­on­nigs­te seit Messbe­ginn im Jahr 1951. Am längs­ten zeigte sich die Sonne auf der Ostsee­insel Rügen mit über 830 Stunden, am wenigs­ten dagegen im Allgäu sowie den zentra­len und östli­chen Mittel­ge­bir­gen mit örtlich weniger als 575 Stunden. Zumin­dest Sonnen­an­be­ter, Biergar­ten­be­trei­ber und Besit­zer von Eisca­fés dürften bei so viel Sonne mit dem Frühling 2022 zufrie­den sein — auch wenn Förster, Gärtner und Landwir­te weiter­hin auf Regen warten.

Von Eva Krafc­zyk, dpa