MOSKAU (dpa) — Moskau will eine Delegation zu Verhandlungen mit der Ukraine schicken. Kiew ist laut Sprecher des Präsidenten in Kontakt mit Moskau. Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto bot sein Land als Gastgeber.
Im Krieg Russlands gegen die Ukraine ist die Führung in Kiew mit Moskau in Kontakt wegen möglicher Gespräche. Das teilte der Sprecher von Wolodymyr Selenskyj am späten Freitagabend in Kiew mit.
Die Ukraine sei immer bereit gewesen zu Gesprächen über eine Einstellung der Kämpfe und über einen Frieden. «Unmittelbar in diesen Stunden führen die Seiten Konsultationen über Ort und Zeit eines Gesprächsprozesses», schrieb Sprecher Serhij Nikiforow auf Facebook.
Dagegen erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, die Ukraine habe Gespräche zunächst abgelehnt und die Frage auf Samstag verschoben.
Moskau nimmt Angebot zu Verhandlungen an
Russland hatte zuvor Angebote Selenskyjs zu Verhandlungen angenommen. Kremlsprecher Dmitri Peskow sprach von einem Schritt in die richtige Richtung. Nach russischen Vorstellungen soll die belarussische Hauptstadt Minsk der Treffpunkt sein. Dies ist für Kiew schwer annehmbar, weil Belarus Aufmarschgebiet für den russischen Angriff war.
Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto bot sein Land als Gastgeber für russisch-ukrainische Friedensgespräche an. Beide Seiten hätten die Einladung bekommen und signalisiert, dass sie den Vorschlag erwägen, sagte ein Sprecher der Regierung in Budapest.
Vor seinem Angebot hatte der Kreml bereits positiv auf zwei Gesprächsangebote des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj reagiert. Moskau habe den Vorschlag zu Verhandlungen über einen neutralen Status der Ukraine als Schritt in die richtige Richtung aufgenommen, sagte Peskow am Nachmittag. Die Mitteilung werde analysiert, Selenskyj als Präsident der Ukraine anerkannt, hieß es. «Natürlich, ja. (…) Er ist der Präsident der Ukraine.»
Nach Kremlangaben ist der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko bereit, die Bedingungen zu schaffen für ein Treffen zwischen einer russischen und einer ukrainischen Delegation.
US-Regierung: «Erzwungene Diplomatie»
Nach Einschätzung des US-Außenministeriums stellt das Gesprächsangebot Russlands kein wirkliches Bemühen um eine diplomatische Lösung des Konflikts dar. «Diplomatie mit vorgehaltener Waffe ist keine wirkliche Diplomatie, das ist erzwungene Diplomatie, das ist Erpressung unter dem Anschein diplomatischer Nettigkeiten», sagte der Sprecher des Ministeriums, Ned Price, am Freitag in Washington. Damit werde sich der Konflikt nicht lösen lassen. Russland habe seit Wochen nur vorgetäuscht, mit der internationalen Gemeinschaft verhandeln zu wollen, während der Einmarsch in die Ukraine vorbereitet worden sei.