LONDON (dpa) — Englands Natio­nal­mann­schaft besiegt ihr Trauma und steht erstmals seit 55 Jahren in einem großen Finale. Dänemark ist trotz der Nieder­la­ge stolz — und ärgert sich über eine Szene.

Gareth South­ga­te war mehr als eine Stunde nach dem histo­ri­schen Abpfiff noch immer euphorisiert.

«Ich habe Wembley noch nie so erlebt. Das mit der Nation zu teilen, ist sehr beson­ders», schwärm­te Englands Fußball-Natio­nal­trai­ner nach dem ersten Endspiel-Einzug für die Three Lions bei einem großen Turnier seit 55 Jahren. «Das Schöns­te ist, dass wir unseren Fans und der Nation eine fantas­ti­sche Nacht geschenkt haben», sagte der Coach nach dem 2:1 (1:1, 1:1) nach Verlän­ge­rung im EM-Halbfi­na­le gegen Dänemark vor über 60.000 Fans im Londo­ner Fußball-Tempel. «England schreibt Geschich­te», titel­te die «Times».

Enttäu­schung beim Dänen-Trainer

Mit ihrem Triumph beende­ten die Englän­der gleich­zei­tig eine in vielfa­cher Hinsicht bemer­kens­wer­te EM für Dänemark. «Sie haben ein unglaub­li­ches Turnier gespielt», lobte South­ga­te die Mannschaft seines Kolle­gen Kasper Hjulmand, die nach dem Drama um ihren Star Chris­ti­an Eriksen im ersten EM-Spiel von der emotio­na­len Unter­stüt­zung ihrer Lands­leu­te durch das Turnier getra­gen wurde. Auch der dänische Coach urteil­te: «Diese Jungs sind außer­ge­wöhn­lich, die ganze Nation kann stolz sein.»

Doch trotz der Freude über das Erreich­te fühlte der frühe­re Mainzer Bundes­li­ga-Coach vor allem Enttäu­schung. «Wir waren so nah dran am Finale. Dass es so entschie­den wird, das macht mich ärger­lich», sagte der 49-Jähri­ge und bezog sich damit auf das entschei­den­de Tor von Harry Kane in der Verlän­ge­rung (104. Minute). Der Stürmer verwan­del­te einen umstrit­te­nen Elfme­ter im Nachschuss. «Es war ein Elfme­ter, den es nicht hätte geben sollen», sagte Hjulmand mit Blick auf die Szene, in der Raheem Sterling im Straf­raum zu Fall gekom­men war. «So zu verlie­ren, ist enttäu­schend. Eine bitte­re Art und Weise, auszuscheiden.»

Zuvor hatte Mikkel Damsgaard (30.) die Dänen per Freistoß in Führung gebracht, der dänische Kapitän Simon Kjaer (39.) glich für England per Eigen­tor aus. South­ga­te dagegen wollte die spiel­ent­schei­den­de Szene nicht bewer­ten. «Wenn man das gesam­te Spiel betrach­tet, haben wir das verdient. Wir hatten mehr Chancen», sagte der Coach.

Vorfreu­de aufs Finale

Und dieses Mal soll für die Three Lions nicht wieder kurz vor dem Ziel Schluss sein. Schon im großen Jubel über den Sieg richte­ten Kapitän Kane und seine Teamkol­le­gen den Blick nach vorne auf das Finale am Sonntag (21.00 Uhr) in Wembley gegen Itali­en. «Was für eine Gelegen­heit, unser erstes EM-Finale in Wembley», sagte Kane. «Wir genie­ßen das heute, aber der Fokus liegt jetzt auf Sonntag.»

South­ga­te stimm­te sein Team und die Fans schon einmal auf eine schwie­ri­ge Aufga­be gegen die Squadra Azzur­ra ein, die sich mit 4:2 im Elfme­ter­schie­ßen gegen Spani­en durch­ge­setzt hatte und eine der bislang überzeu­gends­ten Mannschaf­ten des gesam­ten Turniers ist. «Wir haben ihre Fortschrit­te in den vergan­ge­nen Jahren eng verfolgt. Sie spielen mit sehr viel Energie, es ist schwie­rig, gegen sie zu treffen», sagte er. «Das ist der größte Test, den wir haben könnten. Aber es ist wunder­voll, diese Gelegen­heit zu bekommen.»