ELMAU (dpa) — Die G7-Staaten wollen Russland zur Rechen­schaft ziehen. Die US-Regie­rung kündigt nun eine Auswei­tung der Straf­maß­nah­men an. Bei einem wichti­gen Punkt gibt es aber noch keinen Durchbruch.

Wegen des russi­schen Angriffs­kriegs gegen die Ukrai­ne wollen die USA und die anderen G7-Staaten nach Angaben der US-Regie­rung weite­re Straf­maß­nah­men gegen Moskau verhängen.

Die Maßnah­men richte­ten sich unter anderem gegen militä­ri­sche Produk­ti­ons- und Liefer­ket­ten, teilte das Weiße Haus am Montag beim G7-Gipfel in Bayern mit. Die USA würden in Abstim­mung mit den G7-Staaten Sanktio­nen gegen Hunder­te weite­re Perso­nen und Insti­tu­tio­nen erlas­sen sowie Straf­zöl­le auf zahlrei­che russi­sche Produk­te erheben.

Am zweiten Tag des G7-Gipfels auf Schloss Elmau wollte am Montag der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj zu den Staats- und Regie­rungs­chefs der großen Indus­trie­län­der sprechen. Der 44-Jähri­ge sollte am Vormit­tag per Video zu den Beratun­gen zugeschal­tet werden. Die G7-Staaten haben die Sanktio­nen gegen Russland nach dem Angriff auf die Ukrai­ne vor gut vier Monaten ausge­wei­tet. Am Sonntag hatte US-Präsi­dent Joe Biden angekün­digt, dass die G7-Staaten ein Import­ver­bot für Gold aus Russland verhän­gen würden.

Noch in Gesprä­chen über Preis­ober­gren­ze für russi­sches Öl

Ein hochran­gi­ger US-Regie­rungs­ver­tre­ter machte deutlich, dass es beim US-Vorschlag für eine Preis­ober­gren­ze für russi­sches Öl noch keinen Durch­bruch beim Gipfel gab. Der Regie­rungs­ver­tre­ter sagte, dazu befin­de man sich noch in Gesprä­chen mit anderen G7-Partnern. Man stehe aber kurz davor, dass die zustän­di­gen Minis­ter angewie­sen würden, entspre­chen­de Mecha­nis­men zu entwi­ckeln. Der Vorschlag der USA sieht vor, Russland dazu zu zwingen, Öl künftig für einen deutlich niedri­ge­ren Preis an große Abneh­mer wie Indien zu verkaufen.

Das Weiße Haus teilte am Montag mit, die Staats- und Regie­rungs­chefs der G7 würden ihre Sanktio­nen abstim­men und auswei­ten, um den Zugang Russlands zu wichti­gen Materia­li­en, Dienst­leis­tun­gen und Techno­lo­gien aus ihren Volks­wirt­schaf­ten weiter einzu­schrän­ken. US-Sanktio­nen gegen den russi­schen Rüstungs­sek­tor würden noch ausge­wei­tet. Damit solle Russlands Fähig­keit einge­schränkt werden, «militä­ri­sche Ausrüs­tung zu erset­zen, die es in seinem bruta­len Krieg gegen die Ukrai­ne bereits verlo­ren hat».

Weiter hieß es in der Mittei­lung, die USA würden auf mehr als 570 russi­sche Produkt­grup­pen mit einem Volumen von rund 2,3 Milli­ar­den Dollar Straf­zöl­le erhebe. Biden und andere G7-Staats- und Regie­rungs­chefs würden sich darum bemühen, die Einnah­men aus Straf­zöl­len auf russi­sche Waren zur Unter­stüt­zung der Ukrai­ne zu verwen­den. Damit wolle man sicher­stel­len, «dass Russland für die Kosten seines Krieges aufkommt».

Einrei­se­sper­ren gegen 500 Regierungsvertreter

Das Weiße Haus kündig­te darüber hinaus an, dass die Staats- und Regie­rungs­chefs der G7 Sanktio­nen gegen dieje­ni­gen beschlie­ßen würden, die für Menschen­rechts­ver­let­zun­gen wie Kriegs­ver­bre­chen verant­wort­lich sind. Das US-Außen­mi­nis­te­ri­um werde Einrei­se­sper­ren gegen rund 500 Regie­rungs­ver­tre­ter verhän­gen, «weil sie die Souve­rä­ni­tät, terri­to­ria­le Integri­tät oder politi­sche Unabhän­gig­keit der Ukrai­ne bedro­hen oder verlet­zen oder abwei­chen­de Meinun­gen in Russland unterdrücken».

Nach Angaben der US-Regie­rung werden sich die G7 außer­dem dazu verpflich­ten, der Ukrai­ne bei der Deckung ihrer kurzfris­ti­gen Haushalts­de­fi­zi­te zu helfen. Die USA würden dafür aus dem vom US-Kongress beschlos­se­nen Hilfs­pa­ket 7,5 Milli­ar­den Dollar zusagen. Die Staats- und Regie­rungs­chefs der G7 würden zusichern, die Ukrai­ne finan­zi­ell, humani­tär, militä­risch und diplo­ma­tisch zu unter­stüt­zen, «solan­ge es nötig ist». Diese Zusage beinhal­te auch die Bereit­stel­lung moder­ner Waffensysteme.

Der Gipfel der sieben wichti­gen demokra­ti­schen Indus­trie­staa­ten hat am Sonntag­mit­tag begon­nen und dauert noch bis Diens­tag. Zur Gruppe der Sieben gehören neben Deutsch­land die USA, Kanada, Großbri­tan­ni­en, Frank­reich, Itali­en und Japan.