AMSTERDAM (dpa) — Im vergan­ge­nen Sommer hing das Leben von Chris­ti­an Eriksen am seide­nen Faden. Doch der Fußball­star kämpft sich zurück — und wird belohnt. Das Comeback im Natio­nal­tri­kot verläuft traumhaft.

Chris­ti­an Eriksens Lächeln blitze immer wieder durch. In schwar­zer, dicker Jacke stand der 30-Jähri­ge vor der Kamera und sagte, er fühle sich «wieder wie ein Fußballer».

287 Tage nach seinem Herzstill­stand bei der Europa­meis­ter­schaft gelang dem dänischen Starspie­ler in Amster­dam ein wunder­ba­res Comeback. Besser hätte es nicht werden können, sagte Eriksen dem nieder­län­di­schen TV-Sender NOS nach seinem Tor beim 2:4 im Test gegen die Nieder­lan­de. «Ich habe mich wirklich darauf gefreut.»

Eriksen hatte erst vor einem Monat sein Pflicht­spiel-Comeback gegeben. Der Mittel­feld­spie­ler ist inzwi­schen beim FC Brent­ford in der engli­schen Premier League angestellt. Bei seinem Ex-Club Inter Mailand hatte er mit dem ihm einge­setz­ten Defibril­la­tor nicht mehr spielen dürfen. Dieser soll verhin­dern, dass sich die drama­ti­schen Szenen aus dem EM-Sommer wieder­ho­len. Das tragi­sche Spiel mit seinem Zusam­men­bruch auf dem Rasen an jenem 12. Juni 2021 war sein bis zu diesem Samstag letztes im dänischen Trikot.

Fans feier­ten Eriksen

Natio­nal­trai­ner Kasper Hjulmand wechsel­te Eriksen vor 50.000 Zuschau­ern zur zweiten Halbzeit ein — schon da feier­ten die Fans. Der jetzt 110-malige Natio­nal­spie­ler hatte während seiner Karrie­re lange bei Ajax Amster­dam gespielt, das TV-Inter­view gab er auf nieder­län­disch. «Es ist eine Freude, ihn Fußball spielen zu sehen», sagte Hjulmand, der zudem berich­te­te, er habe seinem Schütz­ling vor allem eines mit auf den Rasen gegeben: «Genieß es — und willkom­men zurück.»

Nur zwei Minuten später traf Eriksen mit einem satten Schuss zum zwischen­zeit­li­chen 2:3 (47.). «Ich hatte hier gute Jahre, und ich weiß immer noch, wo das Tor steht», sagte er. Und Eriksen begeis­ter­te auch seine Gegen­spie­ler. «Ich hatte Gänse­haut», sagte der nieder­län­di­sche Abwehr­spie­ler Matth­ijs de Ligt. «Es ist großar­tig, dass er zurück ist — wie er getrof­fen hat, zeigt seine Klasse.» Später traf Eriksen aus 20 Metern noch den Pfosten (74.). «Für die Fans war es das perfek­te Spiel», sagte De Ligt.

Eriksen nach Corona wieder fit

Eriksens Comeback in Rot-Weiß wäre fast an einer Corona-Infek­ti­on geschei­tert, aber der Publi­kums­lieb­ling melde­te sich recht­zei­tig fit. «Wunder­bar, Chris­ti­an Eriksen für Dänemark treffen zu sehen — 287 Tage nachdem wir das Schlimms­te befürch­ten mussten. Fantas­tisch», schrieb der frühe­re engli­sche Natio­nal­spie­ler und heuti­ge TV-Exper­te Gary Lineker bei Twitter. Der FC Brent­ford twitter­te: «Eine perfek­te Story.»

Das Endergeb­nis wirkte zweit­ran­gig. Die Elftal, am Diens­tag wieder in Amster­dam der nächs­te deutsche Gegner, gewann durch die Treffer der beiden England-Profis Steven Bergwi­jn (16./71. Minute) und Nathan Aké (29.) sowie einen Foulstraf­stoß von Memphis Depay (38.). Für die Dänen hatte Jannik Vester­gaard zum 1:1 ausge­gli­chen (20.). Beide Teams sind für die WM Ende des Jahres in Katar qualifiziert.