WINDSOR (dpa) — Nur 30 Famili­en­mit­glie­der werden wegen der Corona-Pande­mie an der Trauer­fei­er für Prinz Philip teilneh­men. Darun­ter sind auch drei Gäste aus Deutschland.

Das Verei­nig­te König­reich nimmt Abschied von Prinz Philip. Der Ehemann von Königin Eliza­beth II. wird am Samstag­nach­mit­tag (ab 15.40 Uhr MESZ) in einer Zeremo­nie auf dem könig­li­chen Schloss Windsor nahe London beigesetzt.

Wegen der Corona-Regeln nehmen nur 30 Gäste an der Trauer­fei­er teil, allesamt Famili­en­mit­glie­der. Sie müssen die Abstands­re­geln befol­gen und Masken tragen. Der Prinz­ge­mahl war am 9. April im Alter von 99 Jahren gestor­ben. Alles Wissens­wer­te rund um die Trauerfeier:

TRAUERZUG: Außer der Queen folgen nur zehn enge Verwand­te dem Sarg. In der ersten Reihe gehen die beiden ältes­ten Kinder des Königs­paa­res, Thron­fol­ger Prinz Charles und Prinzes­sin Anne. Ihnen folgen ihre jünge­ren Geschwis­ter, die Prinzen Andrew und Edward. Dahin­ter gehen Philips Enkel William und Harry — aber nicht allei­ne. Zwischen ihnen wird Peter Phillips seinen Platz einneh­men, ihr Cousin und Sohn von Prinzes­sin Anne. Dann folgen Annes Ehemann Sir Timothy Laurence sowie David Armstrong-Jones, Earl of Snowdon und Sohn der gestor­be­nen Queen-Schwes­ter Marga­ret. Den Schluss bildet die Queen in ihrer Staatslimousine.

Für Aufre­gung sorgt vor allem die Anord­nung von William und Harry. Damit, so speku­lier­ten Medien, will die Königin sicht­ba­re Spannun­gen zwischen den Brüdern vermei­den. Deren Bezie­hung hatte zuletzt stark unter dem Umzug von Harry und dessen Frau, Herzo­gin Meghan, in die USA sowie Rassis­mus-Vorwür­fen des Paares gegen den Palast gelitten.

IN DER KAPELLE: Dort sind insge­samt 30 Gäste zugelas­sen. Zusätz­lich zu den Mitglie­dern der Prozes­si­on gehören etwa Charles’ Gattin Herzo­gin Camil­la sowie Williams Ehefrau Kate dazu. Auch die Queen-Enkelin­nen Zara Tindall sowie Beatri­ce und Eugenie sind mit ihren Partnern dabei. Alle müssen die coronabe­ding­ten Abstands­re­geln einhal­ten — das bedeu­tet, dass die Queen allei­ne sitzen wird. Von der 30er-Regel nicht betrof­fen sind die Geist­li­chen — der Erzbi­schof von Canter­bu­ry und der Dekan von Windsor — sowie der vierköp­fi­ge Chor. Eine Hofda­me, die die Queen beglei­tet, wird sich im Hinter­grund aufhal­ten, ebenso wie Philips Privat­se­kre­tär Archie Miller Bakewell.

DEUTSCHE GÄSTE: Gleich drei Gäste aus Deutsch­land sind bei der Trauer­fei­er dabei. Allesamt sind sie Angehö­ri­ge des Gestor­be­nen: Bernhard Prinz von Baden ist ein Enkel von Philips Schwes­ter Theodo­ra, Philipp Prinz zu Hohen­lo­he-Langen­burg ein Enkel der Schwes­ter Marga­ri­ta. Heinrich Donatus Prinz von Hessen schließ­lich ist Oberhaupt des Hauses Hessen, in das Philips jünge­re Schwes­tern Cecilia und Sophie einheirateten.

NICHT DABEI: Am auffäl­ligs­ten ist die Abwesen­heit von Herzo­gin Meghan, der Ehefrau von Philips Enkel Harry. Die Ex-Schau­spie­le­rin, die in einem TV-Inter­view schar­fe Vorwür­fe gegen den Palast erhoben hatte, hat wegen ärztli­cher Beden­ken um ihre Schwan­ger­schaft auf die lange Reise verzich­tet. Ebenfalls nicht dabei sind unter anderem die zehn Urenkel des Königs­paa­res. Vertre­ter aus Politik, Wirtschaft und Gesell­schaft fehlen ebenfalls. Premier­mi­nis­ter Boris Johnson hatte auf einen Platz verzich­tet, um einem weite­ren Angehö­ri­gen die Teilnah­me zu ermöglichen.

ABLAUF: Trauer­fei­er und Beiset­zung finden komplett auf Schloss Windsor statt. Eine öffent­li­che Zeremo­nie gibt es wegen der Corona-Pande­mie nicht. Wichtig: Es handelt sich — auf Philips Wunsch — nicht um ein Staats­be­gräb­nis. Der Sarg wird um 15.40 Uhr (MESZ) aus dem Schloss getra­gen, darauf­hin setzt sich der Zug zur Kapel­le St. George’s in Bewegung. Vertre­ter verschie­de­ner Militär­for­ma­tio­nen säumen den Weg, und Salut­schüs­se werden abgefeu­ert. Bei Ankunft am Hufei­sen­klos­ter wird die Natio­nal­hym­ne gespielt, bevor um 16.00 Uhr eine natio­na­le Schwei­ge­mi­nu­te ansteht. Der Gottes­dienst soll rund 50 Minuten dauern.

KLEIDUNG: Die König­li­che Familie und ihre Gäste tragen zivile Trauer­klei­dung — Unifor­men hat die Queen nicht zugelas­sen. Damit will die Monar­chin womög­lich vermei­den, dass Harry der einzi­ge Royal aus dem engeren Famili­en­kreis in Zivil­klei­dung gewesen wäre. Er musste seine militä­ri­schen Titel nach seinem Abschied aus dem Königs­haus abgeben. Briti­sche Medien berich­te­ten, dass auch der angeb­li­che Wunsch von Queen-Sohn Prinz Andrew, in Admirals­uni­form zu erschei­nen, die Entschei­dung der Königin beein­flusst habe. Andrew hat sich wegen seiner Verwick­lung in den Missbrauchs­skan­dal um den US-Unter­neh­mer Jeffrey Epstein aus der Öffent­lich­keit zurück­ge­zo­gen. Die Männer sollen nun einen sogenann­ten Morning Coat oder Cutaway tragen, das Gegen­stück zum Frack, der nur für abend­li­che Anläs­se vorge­se­hen ist.

LEICHENWAGEN: Am Design seines Leichen­wa­gens hat Prinz Philip selbst mitge­wirkt. Über 16 Jahre soll sich der Prinz­ge­mahl immer wieder um die Gestal­tung des Landro­vers vom Typ Defen­der TD5 130 geküm­mert haben, letzte Änderun­gen machte er zufol­ge noch 2019. Der Wagen wurde auf Wunsch von Philip im grünen Militär­design lackiert, außer­dem entwarf er ein offenes Heck sowie Vorrich­tun­gen, um den Sarg am Platz zu halten. Das robus­te und zweck­mä­ßi­ge Fahrzeug mit Hochleis­tungs­rä­dern und eckiger Struk­tur wurde 2003 im Landro­ver-Werk Solihull gebaut und gilt als Verkör­pe­rung der prakti­schen Natur des Prinzen und seiner Leiden­schaft für funktio­na­les Design und Technik.

KAPELLE: Schloss Windsor ist neben dem Bucking­ham-Palst die wichtigs­te Residenz der briti­schen Monar­chie. Philips Beerdi­gung ist die erste hier seit 16 Jahren — damals war Sir Angus Ogilvy, Ehemann der Queen-Cousi­ne Prinzes­sin Alexan­dra, beigesetzt worden. In der Stifts­kir­che St. George’s Chapel fand 2002 die Trauer­fei­er für Prinzes­sin Marga­ret statt, die Schwes­ter der Queen — exakt 50 Jahre nach der Beiset­zung ihres Vaters König Georg VI. an gleicher Stelle. Insge­samt liegen in der gotischen Kapel­le aus dem 15. Jahrhun­dert zehn Monar­chen begra­ben, darun­ter Heinrich VIII.

GRAB: Doch die könig­li­che Gruft in der Kirche wird nicht die letzte Ruhestät­te für Prinz Philip sein. Nach dem Tod seiner Gemah­lin, der Queen, werden seine sterb­li­chen Überres­te umgebet­tet an ihre Seite in der kleinen König-Georg-VI.-Gedenkkapelle. Dort ruhen die engsten Angehö­ri­gen der Königin: Ihr Vater Georg VI., ihre Mutter und ihre Schwes­ter Marga­ret. Das Neben­ge­bäu­de aus hellem Stein wurde 1969 an der Nordsei­te der Kapel­le angebracht und der Sarg von König Georg VI. dorthin umgebettet.

TITEL: Der bekann­tes­te Titel von Prinz Philip war Herzog (Duke) von Edinburgh, zu dem ihn 1947 sein Schwie­ger­va­ter ernann­te. Schließ­lich wird der jüngs­te Sohn des Königs­paa­res, Prinz Edward, den Titel erhal­ten — doch erst, wenn auch die Queen tot ist. Zunächst führt Thron­fol­ger Charles den Titel in Perso­nal­uni­on mit seiner Bezeich­nung Prinz von Wales. Wenn Charles dann nach dem Tod seiner Mutter den Thron besteigt, kann der Titel neu verge­ben werden — an Edward, wie bereits bei dessen Hochzeit 1999 angekün­digt wurde. Philip war der sechs­te Royal, der den Titel hielt. Der erste war Prinz Fried­rich Ludwig von Hanno­ver — er erhielt den Titel 1726 von seinem Vater König Georg II. 

Von Benedikt von Imhoff, dpa