BONN (dpa) — Haushal­te und kleine­re Betrie­be haben deutlich mehr Gas verbraucht als zu dieser Zeit in den Vorjah­ren. Die Bundes­netz­agen­tur nennt die Zahlen «sehr ernüch­ternd» und ruft zu mehr Sparsam­keit auf.

Der Gasver­brauch der Haushal­te steigt nach Einschät­zung der Bundes­netz­agen­tur derzeit zu stark an. In der vergan­ge­nen Woche habe der Verbrauch von Haushal­ten und kleine­ren Gewer­be­be­trie­ben deutlich über dem durch­schnitt­li­chen Verbrauch der entspre­chen­den Vorjah­res­wo­chen gelegen, berich­te­te die Behör­de in Bonn.

Die Zahlen seien «sehr ernüch­ternd». «Ohne erheb­li­che Einspa­run­gen auch im priva­ten Bereich wird es schwer, eine Gasman­gel­la­ge im Winter zu vermei­den», sagte Netzagen­tur­prä­si­dent Klaus Müller laut einer Mitteilung.

Zwar sei die vergan­ge­ne Woche kälter als die Vorjah­res­wo­chen gewesen. Auch seien Verbräu­che immer Moment­auf­nah­men und könnten sich schnell ändern. Einspa­run­gen müssten jedoch auch bei weiter sinken­den Tempe­ra­tu­ren statt­fin­den, beton­te Müller. «Das ist kein Selbstläufer.»

Drei Voraus­set­zun­gen, um gut über den Winter zu kommen

Angesichts der gut gefüll­ten Speicher könne man unter drei Voraus­set­zun­gen gut über den Winter kommen. Zum einen müssten die Projek­te zur Erhöhung der Gasim­por­te, wie etwa die Errich­tung von LNG-Termi­nals reali­siert werden. Zum anderen müsse die Gasver­sor­gung in unseren Nachbar­län­dern ebenfalls stabil bleiben. «Und drittens muss Gas einge­spart werden, auch wenn es zum Winter hin noch kälter wird. Da wird es auf jeden Einzel­nen ankom­men», sagte Müller weiter.

Priva­ten Haushal­te und kleine­re Gewer­be­kun­den sind in Deutsch­land für rund 40 Prozent des Gasver­brauchs verant­wort­lich. Dieser Gasver­brauch habe sich bis Mitte Septem­ber zum Teil deutlich unter den durch­schnitt­li­chen Verbräu­chen der Vorjah­re bewegt.

In der vergan­ge­nen Woche habe er jedoch mit 483 Gigawatt­stun­den um 14,5 Prozent über dem durch­schnitt­li­chen Wert dieser Woche in den Jahren 2018 bis 2021 gelegen. Die Bundes­netz­agen­tur geht derzeit davon aus, dass zur Vermei­dung einer Gasman­gel­la­ge ein Rückgang des Verbrauchs um mindes­tens 20 Prozent erfor­der­lich ist.

Was passiert, wenn nicht genug Gas für alle da ist?

Bei einer Gasman­gel­la­ge können nicht mehr alle Verbrau­cher in Deutsch­land mit Gas versorgt werden. Die Bundes­netz­agen­tur muss dann entschei­den, wer noch Gas bekommt und wer nicht. Beson­ders geschützt sind Haushalts­kun­den, Kinder­gär­ten, Schulen, Univer­si­tä­ten, Kranken­häu­ser, Alten­hei­me und Arztpra­xen, Polizei und Feuer­wehr, die Bundes­wehr, die Strom- und Wasser­ver­sor­ger, die Müllab­fuhr, aber auch viele kleine und mittle­re Unter­neh­men in den Berei­chen Gewer­be, Handel und Dienstleistungen.

Die übrigen 60 Prozent des Gasver­brauchs in Deutsch­land entfal­len auf große Indus­trie­kun­den. Ihr Verbrauch lag im August 22 Prozent unter dem Mittel­wert der Jahre 2018–2021. In der vergan­ge­nen Woche (Kalen­der­wo­che 38) lag der Verbrauch sogar 30 Prozent unter dem Durchschnittswert.

Die Bundes­netz­agen­tur will ab sofort wöchent­lich Zahlen zum Gasver­brauch von Haushal­ten und Indus­trie in Deutsch­land veröffentlichen.