LEUTKIRCH — Die Stadt Leutkirch hat in Zusam­men­ar­beit mit Leutkir­cher Hausärz­ten und einer Bratungs­ge­sell­schaft eine Genos­sen­schaft gegrün­det, um ein medizi­ni­sches Versor­gungs­zen­trum aufzu­bau­en und zu betreiben.

Derzeit ist – rein rechne­risch – der Mittel­be­reich Leutkirch ausrei­chend mit Hausärz­ten versorgt. Sollten aber zwei oder drei Ärzte in Kürze in den Ruhestand gehen – was sich derzeit abzeich­net – würden auf einen Schlag etwa 4.000 – 5.000 Patien­ten ohne Hausarzt dastehen. 

Die junge Ärzte­ge­ne­ra­ti­on hat häufig andere Vorstel­lun­gen vom Berufs­le­ben als in der Vergan­gen­heit. Sie legen beson­de­ren Wert auf geregel­te Arbeits­zei­ten und bevor­zu­gen oft auch Teilzeit­ar­beit. Dies liegt teilwei­se auch daran, dass der Beruf zuneh­mend von Frauen ausge­übt wird, die Beruf und Familie verein­ba­ren möchten.

Die Führung einer Arztpra­xis ist leider auch mit einem immer steigen­den adminis­tra­ti­ven Aufwand verbun­den. Für die Behand­lung der Patien­ten bleibt immer weniger Zeit. Darüber hinaus gewinnt der kolle­gia­le Austausch in Ärzte­teams und der Trend zu Gemein­schafts­pra­xen an Bedeutung.

Um diesen Szena­ri­en wirksam zu begeg­nen hat die Stadt­ver­wal­tung in den vergan­ge­nen Monaten mit den Leutkir­cher Hausärz­ten und der KVBW (Kassen­ärzt­li­che Verei­ni­gung Baden-Württem­berg) nach Lösungs­an­sät­zen gesucht, um auch in Zukunft eine gute hausärzt­li­che Versor­gung in Leutkirch zu ermög­li­chen. Hierbei kristal­li­sier­te sich schnell der Lösungs­an­satz „Gründung einer Genos­sen­schaft als Träger eines Medizi­ni­schen Versor­gungs­zen­trum (MVZ)“ heraus. 

Der Leutkir­cher Gemein­de­rat stimm­te in seiner Juni-Sitzung dem Vorschlag der Verwal­tung zu und gab grünes Licht für die Gründung einer entspre­chen­den Gesell­schaft in der Rechts­form der Genos­sen­schaft. Die primä­re Aufga­be dieser Genos­sen­schaft ist es, ein hausärzt­li­ches Medizi­ni­sches Versor­gungs­zen­trum (MVZ) zu instal­lie­ren. Die Gründung der Genos­sen­schaft erfolg­te nun in der vergan­ge­nen Woche in der Gründungs­ver­samm­lung im Leutkir­cher Rathaus. 

„Für die Rechts­form der Genos­sen­schaft spricht im Beson­de­ren das gerin­ge Haftungs­ri­si­ko und die Möglich­keit, die Genos­sen­schaft gemein­wohl­ori­en­tiert auszu­rich­ten. Zudem kann so vermie­den werden, dass Finanz­in­ves­to­ren in Zukunft die Praxen überneh­men“, so Oberbür­ger­meis­ter Hans-Jörg Henle.

Die Gemein­wohl­ori­en­tie­rung kommt auch in der Ausge­stal­tung der Satzung zum Ausdruck. Wenn die MVZ-Genos­sen­schaft Erträ­ge erwirt­schaf­ten kann, bleiben diese in der Genos­sen­schaft und werden nicht ausge­schüt­tet. Erträ­ge kommen den Mitar­bei­tern, der Fort- und Weiter­bil­dung, der Inves­ti­ti­on in moder­ne Praxen und der Entwick­lung innova­ti­ver Versor­gungs­kon­zep­te zugute.

Die Genos­sen­schaft besteht zunächst aus 8 Mitglie­dern, davon 7 Leutkir­cher Hausärz­te sowie der Stadt Leutkirch, welche in der Genos­sen­schaft durch Oberbür­ger­meis­ter Hans-Jörg Henle vertre­ten wird. Als Vorstand der Genos­sen­schaft wurden Dr. Robert Schmidt und OB Henle und als Bevoll­mäch­tig­te Dr. Brigit­te Schul­er-Kuon von der General­ver­samm­lung gewählt.

Dr. Martin Felger, Geschäfts­füh­rer der Diome­des GmbH, wurde zum Proku­ris­ten der Genos­sen­schaft bestellt. Die Firma Diome­des betreut die Stadt­ver­wal­tung bei der Gründung der Genos­sen­schaft sowie der daran anschlie­ßen­den Gründung des Medizi­ni­schen Versor­gungs­zen­trums. Die Firma Diome­des hat dieses MVZ-Genos­sen­schafts­mo­dell entwi­ckelt und bereits in einigen Kommu­nen in Baden-Württem­berg erfolg­reich einge­führt. Die Gründung der Genos­sen­schaft ist Voraus­set­zung für die Instal­la­ti­on des hausärzt­li­chen MVZs. In den nächs­ten Schrit­ten werden nun die Vorbe­rei­tun­gen für die Gründung des MVZ sowie dessen Inbetrieb­nah­me nach Zulas­sung durch den Zulas­sungs­aus­schuss getroffen.

„Für unsere Stadt ist es von elemen­ta­rer Bedeu­tung, dass wir im Bereich der Primär­ver­sor­gung ein zukunfts­fä­hi­ges Modell haben. Ich bin daher allen Betei­lig­ten sehr dankbar, dass wir gemein­sam einen Weg finden konnten, die hausärzt­li­che Versor­gung auf eine gute Basis zu stellen“, so Oberbür­ger­meis­ter Henle nach der Unter­schrift unter das Gründungsprotokoll.

Die neu gegrün­de­te Genos­sen­schaft trägt den Namen LeuMed eG. Für die Patien­ten der an der Genos­sen­schaft betei­lig­ten Ärzten wird sich nichts verän­dern. Wenn ein Arzt seine Praxis in die Genos­sen­schaft einbringt, fungiert ab da die Genos­sen­schaft als Träge­rin der Praxis. Der Arzt und auch die Mitar­bei­ter der Praxis werden dann bei der Genos­sen­schaft angestellt sein.

Mittel­fris­tig soll das MVZ in neuen, gut erreich­ba­ren und moder­nen Räumlich­kei­ten unter­ge­bracht werden. Zusätz­lich wird es aber auch möglich sein, Zweig­nie­der­las­sun­gen, beispiels­wei­se in Ortschaf­ten zu betrei­ben. Geplant ist es, die erste Praxis im Laufe des Jahres in die Genos­sen­schaft einzubringen.