Die Zahl der Neuin­fek­tio­nen im Land steigt stark. Immer mehr Gesund­heits­äm­ter sind bei der Verfol­gung von Kontakt­ket­ten überfor­dert. Vieler­orts springt deshalb nun die Bundes­wehr ein.

Bereits jetzt ist es demnach zu Engpäs­sen bei der Kontakt­nach­ver­fol­gung von Corona-Infizier­ten durch die Gesund­heits­äm­ter gekom­men. «In Kreisen mit starkem Anstieg der Fallzah­len oder größe­ren Ausbruchs­ge­sche­hen gelingt die Nachver­fol­gung nur unter Einsatz aller Kräfte bis hin zu Einsät­zen der Bundes­wehr», teilte der Sprecher des Sozial­mi­nis­te­ri­ums mit. Zudem sei es möglich, dass «in der Reakti­ons­pha­se einige Tage nicht alle Kontakt­per­so­nen nachver­folgt werden können.»

Grund­sätz­lich sollen die Gesund­heits­äm­ter in Deutsch­land pro 20 000 Einwoh­ner ein Team von fünf Perso­nen zur Kontakt­ver­fol­gung einset­zen. Für Baden-Württem­berg ergibt sich daraus ein Bedarf von 2775 Perso­nen oder 555 Teams, wie das Sozial­mi­nis­te­ri­um mitteil­te. Zuletzt waren laut Minis­te­ri­um im Südwes­ten 405 solcher Teams bei den Gesund­heits­äm­tern im Einsatz (Stand: 16.10.). Dass es trotz der vieler­orts sehr hohen Infek­ti­ons­zah­len nicht mehr Teams gibt, begrün­det das Sozial­mi­nis­te­ri­um damit, dass der Bedarf in den Gesund­heits­äm­tern an die Infek­ti­ons­la­ge vor Ort angepasst sei. Somit können in Orten mit wenigen Neuin­fek­tio­nen auch weniger als fünf Perso­nen pro 20 0000 Einwoh­ner zur Kontakt­ver­fol­gung im Einsatz sein.

Proble­me berei­tet die Perso­nal­aus­stat­tung der Gesund­heits­äm­ter vor allem in den sogenann­ten Hotspots. So ist etwa das Gesund­heits­amt des Landkrei­ses Heilbronn «am Anschlag», wie Sprecher Manfred Körner sagte. Die Verfol­gung der Kontak­te von Corona-Infizier­ten gelin­ge nicht mehr in allen Fällen zeitnah. Manches werde aus Mangel an Kapazi­tä­ten gar nicht mehr nachverfolgt.

Rund 50 Mitar­bei­ter sind beim Landkreis in der Kontakt­ver­fol­gung tätig, seit Kurzem auch Bundes­wehr­sol­da­ten. Doch diese müssten erst einge­ar­bei­tet werden, auch wenn ihre Hilfe im Prinzip sofort benötigt würde, sagte Körner. Für weite­re Unter­stüt­zung hat der Landkreis auch Stellen für die Kontakt­ver­fol­gung ausge­schrie­ben. «Es hat sich aber niemand gemel­det», sagte Körner. Der Job sei schließ­lich stressig.

Auch in Stutt­gart sind die Infek­ti­ons­zah­len zuletzt stark angestie­gen. Das dorti­ge Gesund­heits­amt verfügt derzeit über 180 Mitar­bei­ter für die Kontakt­nach­ver­fol­gung, 40 davon kommen aus anderen Abtei­lun­gen, wie eine Spreche­rin der Stadt mitteil­te. 20 neue Stellen seien zudem bewil­ligt, die Beset­zungs­ver­fah­ren laufen. Um schnell Abhil­fe zu schaf­fen, ist auch hier die Bundes­wehr zur Unter­stüt­zung gekommen.

In allen Teilen des Landes unter­stützt sie die Behör­den vor allem bei der Kontakt­nach­ver­fol­gung. Nach Angaben des Landes­kom­man­dos Baden-Württem­berg sind derzeit bereits 112 Kräfte in den Gesund­heits­äm­tern im Land im Einsatz. Die meisten Solda­ten helfen in Stutt­gart (60), gefolgt von Esslin­gen mit 15. Im Corona-Testzen­trum Balin­gen und im Gesund­heits­amt Hechin­gen sind fünf Solda­ten tätig, die überdies auch Patien­ten aufklä­ren und Abstri­che vornehmen.

Jeweils bis zu zehn Solda­ten sind in den Kreisen Enz, Breis­gau-Hochschwarz­wald, Heilbronn, Reutlin­gen und Orten­au in ähnli­cher Missi­on unter­wegs. Ab sofort und in den kommen­den Tagen bekom­men folgen­de Gesund­heits­äm­ter Verstär­kung: Heidel­berg (10 Solda­ten), Karls­ru­he (10), Heilbronn Stadt (4), Mannheim (30) und der Neckar-Odenwald-Kreis (5). Angefragt haben auch Calw, Ludwigs­burg sowie der Main-Tauber- und der Ostalbkreis.