Dem FC Bayern hat den Angriff des Dauer­ri­va­len aus Dortmund auf seine Allein­herr­schaft in souve­rä­ner Manier abgewehrt — wieder einmal. Eupho­rie kam diesmal aller­dings nicht auf. Schließ­lich droht der lange Ausfall eines Führungsspielers.

Weder die tiefe Sorge um den verletz­ten Leitwolf Joshua Kimmich noch der zwischen­zeit­li­che Rückstand brach­te den Triple-Sieger aus München vom Erfolgs­kurs ab. «Das galt der gesam­ten Mannschaft», kommen­tier­te Flick seine ungewohn­te Geste, «sie hat eine heraus­ra­gen­de Menta­li­tät. Deshalb stehen wir da, wo wir stehen».

Siege über den ärgsten Verfol­ger aus dem Revier sind für die Bayern in den vergan­ge­nen Jahren schon fast zu einer Selbst­ver­ständ­lich­keit gewor­den. Doch die Freude über den jüngs­ten Coup wurde durch den Ausfall von Joshua Kimmich getrübt. Bei einem Foulspiel an BVB-Stürmer Erling Haaland zog sich der 25 Jahre alte Natio­nal­spie­ler mögli­cher­wei­se eine schwe­re Knieb­les­sur zu. Erste Medien­be­rich­te über eine Schädi­gung des Außen­ban­des wollte Flick nicht bestä­ti­gen. «Es gibt keinen Grund, Wasser­stands­mel­dun­gen abzuge­ben. Ich betei­li­ge mich nicht an Spekulationen.»

Valide Erkennt­nis­se über die Verlet­zung dürften erst genaue­re medizi­ni­sche Unter­su­chun­gen am Sonntag in München ergeben. Doch sowohl das schmerz­ver­zerr­te Gesicht von Kimmich als auch die mitfüh­len­den Reaktio­nen seiner Mitspie­ler noch auf dem Platz verhie­ßen wenig Gutes. Auch der ehema­li­ge Münch­ner und heuti­ge BVB-Abwehr­chef Mats Hummels brach­te seine Sorge um den Natio­nal­spie­ler zum Ausdruck: «Josh ist ein toller Fußbal­ler, ein klasse Typ — und ich hoffe, dass er da gut heraus­kommt.» Ein länge­rer Ausfall würde die Bayern nach Meinung von Flick schwer treffen: «Er ist auf dieser Positi­on ein Schlüs­sel­spie­ler, das wäre nicht einfach wegzustecken.»

Doch selbst für diesen Fall wären die Münch­ner gerüs­tet. Das stell­ten sie in Dortmund in beein­dru­cken­der Manier unter Beweis. Auch ohne den bereits in der 36. Minute ausge­wech­sel­ten Kimmich schlug der Rekord­meis­ter nach dem 0:1 von BVB-Kapitän Marco Reus (45. Minute) eiskalt zurück. Treffer von David Alaba (45.+4), Robert Lewan­dow­ski (48.) und Leroy Sané (80.) verhal­fen zum zehnten Pflicht­spiel­sieg in Serie und zum Ausbau der Tabel­len­füh­rung. «Wir haben das Spiel verdient gewon­nen, weil wir zum richti­gen Zeitpunkt einen Schritt schnel­ler und auch etwas abgezock­ter waren», befand Mittel­feld­spie­ler Leon Goretz­ka, «diese Spiele sind doppelt wichtig».

Ob der Sieg wirklich ein Indiz für einen weite­ren Saison­ver­lauf mit Münch­ner Dominanz ist, wird sich erst in den nächs­ten Wochen weisen. Immer­hin vergrö­ßer­ten die Münch­ner ihren Vorsprung auf den BVB auf drei Punkte und brach­ten sich in einen psycho­lo­gi­schen Vorteil. Gleich­wohl wollte Flick seinen vierten Sieg im vierten Spiel als Chefcoach gegen Dortmund nicht überbe­wer­ten: «Die Bundes­li­ga ist aktuell sehr ausge­gli­chen. Es geht nicht darum zu sagen, wir haben es nach dem siebten Spiel­tag schon geschafft. Nein, es geht weiter.»

Wieder einmal trug Ausnah­me­kön­ner Lewan­dow­ski in tragen­der Rolle zum Sieg über seinen ehema­li­gen Club bei und feier­te in seinem 300. Pflicht­spiel für den FC Bayern ein gelun­ge­nes Jubilä­um. Seit seinem Wechsel 2014 aus Dortmund nach München traf er in 22 Pflicht­spie­len gegen den BVB zum 19. Mal. Zwei weite­re Tore des Polen wurden aufgrund knapper Abseits­stel­lung vom Kölner Video­kel­ler aberkannt. Das verhin­der­te, dass Lewan­dow­ski seinen einge­stell­ten Vorjah­res­re­kord mit elf Toren nach sieben Bundes­li­ga­spie­len übertraf.

Neben dem FC Bayern durften sich auch die vielen TV-Zuschau­er als Sieger fühlen. «Das Spiel war sensa­tio­nell gut», schwärm­te Fußball-Lehrer Flick. Sky-Exper­te Lothar Matthä­us fand ähnlich eupho­ri­sche Worte: «Wir haben Werbung für den deutschen Fußball gesehen. Das tut der Bundes­li­ga gut. Es war ein Topspiel auf höchs­tem Niveau.»

Dieses Lob spende­te der Borus­sia nur bedingt Trost. Das Warten auf den ersten Sieg über die Bayern seit zwei Jahren geht weiter. Immer­hin dürfte dem Team diesmal eine Debat­te über fehlen­de Menta­li­tät erspart bleiben. Schließ­lich leiste­te die Favre-Elf lange Zeit sehens­wer­te Gegen­wehr und durfte nach dem Treffer von Haaland (83.) zum 2:3 noch auf ein Remis hoffen. Abwehr­spie­ler Manuel Akanji sprach seinen Mitstrei­tern Mut zu: «Wir haben gesehen, dass wir mithal­ten können. Das kann man positiv mitneh­men. Es ist ja erst der siebte Spieltag.»