WERTHEIM (dpa) — Benno ist im Alter von 17 Jahren aus der Bundes­wehr entlas­sen worden, er war nicht mehr einsatz­fä­hig. Benno ist ein Maultier. Er hat auf einem Gnaden­hof ein neues Zuhau­se gefunden.

Petra Strei­bich hat zweifels­oh­ne ein Herz für Tiere — und das schlägt beson­ders für Pferde, Maultie­re, Esel und Katzen. Auf ihrem Gnaden­hof in Wertheim südöst­lich von Frankfurt/Main gibt sie betag­ten und kranken Tieren ein neues Zuhau­se. Mehre­re Maultie­re — die Mulis sind eine Kreuzung aus Pferd und Esel — stammen aus der Hochstau­fen-Kaser­ne der Bundes­wehr im oberbaye­ri­schen Bad Reichen­hall. Sie haben dort buchstäb­lich ausgedient.

Schon ihr halbes Leben lang kümmert sich Strei­bich um Tiere, wie sie erzählt. Den Vierbei­nern, die anders­wo keinen Platz mehr haben, möchte sie einen schönen Lebens­abend berei­ten. Allein der Gedan­ke daran, ausge­dien­te Tiere könnten schlimms­ten­falls einge­schlä­fert werden, ist ihr ein Graus. «Sie haben so lange dem Menschen gedient, wieso soll man sie jetzt schon in den Himmel schicken», sagt die 54-Jähri­ge. Der Gnaden­hof, den sie zusam­men mit ihrem Mann Reiner betreibt, ist in der Region bekannt. Besucher kommen gerne, um die Tiere zu sehen.

Der Kontakt zur Gebirgs­jä­ger­bri­ga­de 23 in der Hochstau­fen-Kaser­ne sei über eine befreun­de­te Tierärz­tin zustan­de gekom­men. Sie habe sich dort auf eine Warte­lis­te setzen lassen und schließ­lich vor zehn Jahren ihr erstes Maultier namens Quitte in Pflege genommen.

Die Bundes­wehr betreibt in Bad Reichen­hall ihr einzi­ges Einsatz- und Ausbil­dungs­zen­trum für Tragtier­we­sen, wie ein Sprecher sagt. Rund 50 Mulis und Haflin­ger seien dort im Einsatz. Die Mulis dienten vor allem, um Materi­al die Berge hinauf­zu­brin­gen. Die Haflin­ger seien Patrouil­len­tie­re. Wenn die Tiere in einem bestimm­ten Alter ihren Dienst erfüllt haben, sollen sie ihr Gnaden­brot bekom­men. «Wir schau­en dann, wo wir sie in gute Hände geben können.»

Quitte ist mittler­wei­le 30 Jahre alt und nicht mehr Strei­bichs einzi­ges Maultier. Im Laufe der Jahre hat sie sich drei weite­re Mulis geholt: Benno, Ronja und Roxana. Bei guter Pflege könnten Maultie­re bis zu 45 Jahre alt werden, sagt die Betreuerin.

Um ihren Gnaden­hof zu finan­zie­ren, ist Strei­bich nach eigener Aussa­ge auch auf Spenden angewie­sen. Die Versor­gung der Tiere inklu­si­ve Arztbe­su­chen koste viel Geld. Nach der Corona-Krise hofft sie auch wieder auf mehr Besucher.