WANGELS (dpa) — Außen­mi­nis­te­rin Baerbock hat ihre Kolle­gen aus der Ukrai­ne und Moldau zu den G7-Beratun­gen an die Ostsee einge­la­den. Aus Kiew kommt kurz vorher der Ruf nach westli­chen Kampf­jets. Ist man sich einig?

Die briti­sche Außen­mi­nis­te­rin Liz Truss hat sich beim G7-Treffen an der Ostsee­küs­te für zusätz­li­che Anstren­gun­gen zur Unter­stüt­zung der Ukrai­ne ausgesprochen.

«Um der Ukrai­ne zu helfen, müssen wir noch weiter und schnel­ler voran­ge­hen», sagte sie bei den Beratun­gen der Gruppe der führen­den demokra­ti­schen Indus­trie­na­tio­nen in einem Luxus­ho­tel nahe des Weissen­häu­ser Strands. Dies bedeu­te auch, dass der Ukrai­ne ein klarer Weg zur Beschaf­fung von militä­ri­scher Ausrüs­tung nach Nato-Standard aufge­zeigt werden müsse.

Ukrai­ni­sche Außen­mi­nis­ter mit dabei

Bislang nutzt das von Russland angegrif­fe­ne Land überwie­gend Ausrüs­tung, die noch in der damali­gen Sowjet­uni­on entwi­ckelt wurde. Das erschwert es dem Westen derzeit auch, Nachschub an Waffen und Muniti­on zur Verfü­gung stellen. Der ukrai­ni­sche Außen­mi­nis­ter Dmytro Kuleba hatte am Rande von Gesprä­chen in Berlin die Liefe­rung westli­cher Kampf­jets und Raketen­ab­wehr­sys­te­me für die Vertei­di­gung seines Landes gegen Russland gefordert.

An diesem Freitag soll Kuleba auf Einla­dung von Außen­mi­nis­te­rin Annale­na Baerbock (Grüne) zeitwei­se am G7-Treffen an der Ostsee teilneh­men — genau­so wie der Außen­mi­nis­ter von Moldau, Nicu Popes­cu. Popes­cu ist dabei, weil befürch­tet wird, dass die kleine Nachbar­re­pu­blik der Ukrai­ne das nächs­te Angriffs­ziel von Russlands Präsi­dent Wladi­mir Putin sein könnte.

Kuleba wider­sprach — auch von Kanzler Olaf Scholz (SPD) angedeu­te­ten — Befürch­tun­gen, dass eine Belie­fe­rung der Ukrai­ne mit immer schwe­re­ren Waffen zu einer Eskala­ti­on des Krieges und letzt­lich einem Atomkrieg mit Russland führen könne. «Ich sehe tatsäch­lich nicht die Möglich­keit, dass hier ein nuklea­rer Krieg als Möglich­keit auf dem Tisch läge. Denn das wäre der letzte Krieg und zwar auch für Russland», sagte er am Donners­tag­abend im ZDF-«Heute Journal».

Truss sagte zum Kurs von Putin, dieser ernied­ri­ge sich auf der Weltbüh­ne selbst. Man müsse nun sicher­stel­len, dass er in der Ukrai­ne eine Nieder­la­ge erlei­de, die jede weite­re Aggres­si­on verhin­de­re. Die G7-Außen­mi­nis­ter wollen noch bis Samstag an der Ostsee über den Krieg in Osteu­ro­pa und Themen wie die Corona-Pande­mie beraten. Deutsch­land hat derzeit den Vorsitz der Gruppe, der neben der Bundes­re­pu­blik die Nato-Staaten USA, Kanada, Frank­reich, Großbri­tan­ni­en und Itali­en sowie Japan angehören.

Globa­le Ernäh­rungs­un­si­cher­heit im Fokus

Die G7-Minis­ter wollen außer­dem über globa­le Konse­quen­zen des Kriegs für die Ernäh­rungs- und Energie­si­cher­heit beraten. Zeitwei­se soll auch die indone­si­sche Außen­mi­nis­te­rin Retno Marsu­di zugeschal­tet werden. Indone­si­en hat derzeit den Vorsitz der Gruppe der 20 wichtigs­ten Indus­trie- und Schwel­len­län­der (G20).

Baerbock hatte zum Auftakt des Treffens gesagt, man berate darüber, wie man die von Russland ausge­üb­te Getrei­de­blo­cka­de brechen und ukrai­ni­sches Getrei­de in die Welt bringen könne. Derzeit seien wegen des Kriegs 25 Millio­nen Tonnen Getrei­de in ukrai­ni­schen Häfen blockiert, insbe­son­de­re in Odessa. Das Getrei­de werde dringend in afrika­ni­schen Ländern und im Nahen Osten gebraucht. Die Ukrai­ne zählt weltweit zu den wichtigs­ten Getrei­de­lie­fe­ran­ten. So war sie 2021 nach Zahlen der Welternäh­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on der UN noch dritt­größ­ter Expor­teur von Gerste und fünft­größ­ter Expor­teur von Weizen.

Neben der Ukrai­ne will sich die G7-Runde mit der Rolle Chinas und der Lage in Afrika angesichts von drohen­der Nahrungs­mit­tel­knapp­heit und Corona-Pande­mie sowie deren Auswir­kun­gen auf die Sicher­heit befas­sen. Bei einem Abend­essen soll über Maßnah­men für eine verbes­ser­te Wider­stands­fä­hig­keit der Demokra­tie gespro­chen werden. Dabei dürfte es auch um die Themen Desin­for­ma­ti­on und Cyber­si­cher­heit gehen.