Lange Zeit stand die Mehrheit der Deutschen hinter den harten Anti-Corona-Maßnah­men. Inzwi­schen ist die Stimmung gekippt. Beim Wunsch nach Öffnung stehen die Schulen nicht an Nummer eins.

BERLIN (dpa) — Zweiein­halb Monate nach Beginn des harten Corona-Lockdowns ist es nach Auffas­sung einer großen Mehrheit der Deutschen Zeit für Lockerungen.

Einer Umfra­ge des Meinungs­for­schungs­in­sti­tuts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zufol­ge sind nur noch gut ein Drittel für eine Beibe­hal­tung (26 Prozent) oder Verschär­fung (9 Prozent) der gelten­den Einschränkungen.

43 Prozent meinen dagegen, der Lockdown sollte bei den Beratun­gen von Bundes­kanz­le­rin Angela Merkel (CDU) mit den Minis­ter­prä­si­den­ten der Länder an diesem Mittwoch weiter gelockert werden. 17 Prozent sind sogar für eine komplet­te Rückkehr zur Norma­li­tät. 5 Prozent machten keine Angaben.

Zum ersten Mal seit Beginn des harten Lockdowns Mitte Dezem­ber gibt es damit in den alle zwei bis vier Wochen durch­ge­führ­ten YouGov-Umfra­gen eine Mehrheit für Locke­run­gen. Anfangs standen noch fast drei Viertel (73 Prozent) hinter den Maßnah­men von Bund und Ländern, zu denen die Schlie­ßung von Geschäf­ten, Schulen, Restau­rants und Hotels sowie das Verbot von Kultur- und Sport­ver­an­stal­tun­gen mit Zuschau­ern gehören. Anfang Januar waren noch fast zwei Drittel (65 Prozent) für eine Beibe­hal­tung oder Verschär­fung der Maßnah­men. Vor der letzten Bund-Länder-Konfe­renz am 10. Febru­ar war es dann nur noch die Hälfte der Befrag­ten, inzwi­schen liegt der Anteil bei 35 Prozent.

Bund und Länder hatten zuletzt am 10. Febru­ar eine Verlän­ge­rung des harten Lockdowns beschlos­sen. Schulen und Kitas wurden danach zum Teil wieder geöff­net an diesem Montag folgen die Friseu­re. Der überwie­gen­de Teil der Maßnah­men blieb aber bestehen.

Am dringends­ten ist nun nicht der Wunsch nach einer weite­ren Öffnung von Schulen, sondern die Möglich­keit, wieder unein­ge­schränkt einkau­fen gehen zu können. 49 Prozent sagen, dass ihnen die Öffnung von Geschäf­ten beson­ders wichtig ist. Dahin­ter folgt die Locke­rung der Vorschrif­ten, mit wie vielen Menschen man sich treffen darf (43 Prozent). Die Öffnung von Restau­rants ist 42 Prozent der Befrag­ten beson­ders wichtig. Erst dann folgen die Schulen (32 Prozent), deren Öffnung die Politik als beson­ders wichtig erachtet.

Die Öffnung von Dienst­leis­tungs­be­trie­ben wie Kosme­tik- oder Massa­ge­stu­di­os sind 18 Prozent beson­ders wichtig. Dahin­ter folgt die Möglich­keit, zum Beispiel in Fitness­stu­di­os Sport zu treiben (16 Prozent). Am Ende der Priori­tä­ten­lis­te sind der Besuch von Kultur­ver­an­stal­tun­gen (12 Prozent), das Reisen ohne Beschrän­kun­gen (11 Prozent), das Übernach­ten in Hotels (9 Prozent) und der Besuch von Sport­ver­an­stal­tun­gen (5 Prozent) zu finden. Die Befrag­ten konnten jeweils drei Berei­che nennen, die ihnen beson­ders wichtig sind.

Die Skepsis gegen­über den Einschrän­kun­gen überwiegt inzwi­schen bei den Anhän­gern aller im Bundes­tag vertre­te­nen Partei. Am größten ist der Wunsch nach Locke­rung bei den Wählern der AfD (72 Prozent) und FDP (67 Prozent). Dahin­ter folgen die Anhän­ger der Linken (58 Prozent), der CDU/CSU (57 Prozent), der SPD (54 Prozent) und der Grünen (49 Prozent).

Die Unzufrie­den­heit mit dem Krisen­ma­nage­ment der Bundes­re­gie­rung in der Corona-Pande­mie nimmt unter­des­sen weiter zu. Nur noch 48 Prozent der Befrag­ten bewer­ten das Regie­rungs­han­deln sehr positiv (7 Prozent) oder eher positiv (41 Prozent). Anfang Febru­ar waren noch 50 Prozent eher zufrie­den, im Oktober waren es sogar noch 57 Prozent und während der ersten Corona-Welle im April 67 Prozent. Heute zeigen sich 22 Prozent sehr unzufrie­den mit dem Krisen­ma­nage­ment der Regie­rung und weite­re 25 Prozent eher unzufrie­den. 5 Prozent machen keine Angaben.