MIAMI (dpa) — Es geschah mitten in der Nacht, die Menschen wurden im Schlaf überrascht: Nahe Miami Beach ist ein Hochhaus teilwei­se in sich zusam­men­ge­stürzt — «wie ein Panca­ke», sagen Augen­zeu­gen. Wie konnte das passieren?

Nächt­li­cher Großein­satz im US-Sonnen­staat Flori­da: Beim Teilein­sturz eines zwölf­stö­cki­gen Wohnhau­ses nahe Miami Beach ist mindes­tens ein Mensch ums Leben gekom­men. Die Suche nach weite­ren mögli­chen Opfern gehe weiter, teilte die Polizei am Donners­tag auf Twitter mit.

Medien­be­rich­ten zufol­ge wurden nach ersten Erkennt­nis­sen neun Perso­nen verletzt, zwei davon lebens­ge­fähr­lich. Weite­re 35 Menschen wurden nach Angaben der Feuer­wehr aus dem Gebäu­de befreit. Hunder­te Helfer waren im Einsatz, um auch in den Trümmern nach mögli­chen Vermiss­ten zu suchen. Die Ursache des Unglücks, das die Anwoh­ner in Surfs­ide unweit von Miami Beach im Schlaf überrasch­te, war zunächst nicht bekannt.

«Ich kann es nicht in Worte fassen. Es sieht aus wie nach einem Bomben­ein­schlag, das Gebäu­de brach wie ein Panca­ke in sich zusam­men», berich­te­te ein Augen­zeu­ge dem Sender NBC 6 South Flori­da. Dieser veröf­fent­lich­te auch ein Video, das zeigt, wie Feuer­wehr­leu­te einen Jungen aus den Trümmern des Gebäu­des retten und auf eine Trage legen.

«Das Gebäu­de bebte, und als ich nach draußen schau­te, konnte ich nichts sehen. Ich dachte es war ein Sturm. Doch als sich der Staub gelegt hatte, waren zwei Drittel des Hauses verschwun­den», erzähl­te ein anderer dem Sender CBS 4 Miami. Auf Fotos und Videos waren die abgebro­che­ne Fassa­de und Möbel­stü­cke aus dem Haus zu sehen. Zwischen den Gebäu­de­res­ten und einem Pool: nur Staub und Trümmer.

Bei dem betrof­fe­nen Gebäu­de handelt es sich um ein Wohnhaus mit Meerblick nahe dem Strand, das als Champlain Towers bekannt ist. Es sei in den 1980er Jahren gebaut worden, schrieb die Zeitung «The Miami Herald». Die Gegend wurde nach dem Unglück gegen 2.00 Uhr morgens Ortszeit weiträu­mig abgesperrt, die Polizei warnte, die Rettungs­ar­bei­ten nicht zu behin­dern. «Ich weise alle an, sich von dem Gebiet fernzu­hal­ten, damit die Feuer­wehr ihre Arbeit machen kann», sagte ein Polizei­spre­cher laut Medienberichten.

Der Bürger­meis­ter von Surfs­ide, Charles Burkett, sagte, er jogge jeden Tag an dem Gebäu­de vorbei. Für Bauar­bei­ten an dem Haus sei ein Kran einge­setzt worden. Er zeigte sich fassungs­los, in seinem Ort eine solche Tragö­die zu erleben. «Es ist unwahr­schein­li­cher als ein Blitz­schlag. Es passiert einfach nicht. Man sieht in Ameri­ka keine Gebäu­de einstür­zen», sagte er Repor­tern. Beim Sender CNN war die Rede davon, dass das Gebäu­de schon Hurri­kans stand­ge­hal­ten habe. Warum also jetzt der Zusammensturz?

Unklar ist auch noch, wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt des Einstur­zes im Gebäu­de aufhiel­ten. Die Anwesen­heit von Gästen werde proto­kol­liert, die der Eigen­tü­mer nicht. «Der Gebäu­de­ma­na­ger hat mir zu verste­hen gegeben, dass das Gebäu­de ziemlich voll war», sagte Burkett. Das Gebäu­de habe 12 Stock­wer­ke und mehr als 130 Wohnein­hei­ten, sagte die Bürger­meis­te­rin des Bezirks Miami-Dade, Daniella Levine Cava. Die Hälfte davon sei vom Einsturz betrof­fen. Mit Blick auf die Suche nach mögli­chen Vermiss­ten unter den Trümmern sagte Cava: «Jede Minute zählt.»

Miami Beach mit seiner berühm­ten Prome­na­de, dem Ocean Drive, sowie den weißen Sandsträn­den und Palmen ist ein belieb­tes Touris­ten­ziel, auch wegen seiner Museen und Art-déco-Architektur.

Von Jörg Vogel­sän­ger und Lena Klimkeit, dpa