BERLIN (dpa) — Die Termi­ne für die ersten Sondie­run­gen nach der Bundes­tags­wahl sind nun komplett. Grüne und FDP reden mitein­an­der und dann separat jeweils mit SPD und Union. Die Grünen dringen darauf, dass dieses Auslo­ten nicht zu lange dauert.

Die Grünen wollen die bevor­ste­hen­den Sondie­rungs­ge­sprä­che über eine Regie­rungs­bil­dung nach der Bundes­tags­wahl möglichst schnell abschließen.

Alle Betei­lig­ten wollten, «dass sich das nicht ewig lange hinzieht», sagte Frakti­ons­chefin Katrin Göring-Eckardt am Donners­tag nach der konsti­tu­ie­ren­den Sitzung der Bundes­tags­frak­ti­on in Berlin. «Wir wollen möglichst schnel­le Sondie­run­gen, um heraus­zu­fin­den, kann das was werden. Und dann soll in die Tiefe verhan­delt werden.»

Die Grünen wollen am Freitag mit der FDP, am Sonntag mit der SPD und am Diens­tag mit der Union über eine mögli­che Aufnah­me von Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen sprechen. Zu den inter­nen Diskus­sio­nen in der Union sagte Co-Frakti­ons­chef Anton Hofrei­ter: «Es ist nicht unsere Aufga­be, uns um die Macht­ver­hält­nis­se in der Union zu kümmern.»

Die Union war bei der Bundes­tags­wahl auf den histo­ri­schen Tiefpunkt von 24,1 Prozent gestürzt. Die SPD wurde mit 25,7 Prozent stärks­te Kraft. Die Grünen kamen auf Platz drei mit 14,8 Prozent, gefolgt von der FDP mit 11,5 Prozent. SPD-Kanzler­kan­di­dat Olaf Scholz strebt eine nach den Partei­far­ben benann­te Ampel-Koali­ti­on mit Grünen und FDP an. Die Union von Kanzler­kan­di­dat Armin Laschet (CDU) bietet Gesprä­che über eine sogenann­te Jamai­ka-Koali­ti­on mit Grünen und FDP an. Die beiden kleine­ren mögli­chen Koali­ti­ons­part­ner hatten mit einem vertrau­li­chen Spitzen­tref­fen am Diens­tag­abend den Gesprächs­rei­gen eingeleitet.

Göring-Eckardt beton­te erneut, dass die Überein­stim­mun­gen mit der SPD am größten seien. Aber auch mit der FDP gebe es Schnitt­men­gen zum Beispiel beim Thema Bürgerrechte.

Die Grünen gehen mit einem zehnköp­fi­gen Team in die Gesprä­che. Ihm gehören neben Vertre­tern der Partei- und Frakti­ons­füh­rung Baden-Württem­bergs Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann, die bishe­ri­ge Bundes­tags­vi­ze­prä­si­den­tin Claudia Roth sowie der Europa­ab­ge­ord­ne­te Sven Giegold an. In den sozia­len Medien sorgte verein­zelt für Kritik, dass niemand mit einem Migra­ti­ons­hin­ter­grund dabei ist. Die «tages­zei­tung» kommen­tier­te, das Sondie­rungs­team sei «divers wie Weißwurst».

Dabei gibt es bei den Grünen promi­nen­te Politi­ker mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund wie den ehema­li­gen Partei­chef Cem Özdemir, der in seinem Wahlkreis in Stutt­gart mit 40 Prozent der Erststim­men trium­phier­te. Aber auch Canan Bayram und Omid Nouri­pour holten Direkt­man­da­te in Berlin und Frank­furt am Main.

Göring-Eckardt reagier­te auf die Kritik mit den Worten: «Das hat schlicht damit zu tun, dass wir uns auf die Struk­tu­ren, die wir haben, dabei berufen haben.» Gemeint ist damit wohl, dass man sich bei der Beset­zung an Funktio­nen in Partei, Parla­men­ten oder Regie­run­gen orien­tiert hat. Die Frakti­ons­chefin räumte ein, dass es da «Handlungs­be­darf» gebe. Noch im vergan­ge­nen Novem­ber hatten die Grünen ein «Vielfalts­sta­tut» beschlos­sen, mit dem sie sich Ziele setzten, benach­tei­lig­te oder diskri­mi­nier­te Gruppen mindes­tens gemäß ihrem Anteil an der Gesell­schaft zu repräsentieren.