TUTTLINGEN — Die Kreis­spar­kas­se Tuttlin­gen hat ihre Geschäfts­zah­len für das vergan­ge­ne Jahr 2021 vorge­stellt. Demnach erhöht das Geldhaus sein Eigen­ka­pi­tal um über 15 Mio. Euro auf nunmehr über 545 Mio. Euro. Die Eigen­ka­pi­tal­quo­te beläuft sich damit auf rund 18,5 Prozent. Die Bilanz­sum­me stieg per 31.12.2021 gegen­über dem Vorjahr um 1,5 Prozent auf knapp 4,19 Mrd. Euro.

Die Erhöhung des Eigen­ka­pi­tals ist möglich, da die Kreis­spar­kas­se auch in einem sehr anspruchs­vol­len Jahr 2021 gut gewirt­schaf­tet hat. Der Jahres­über­schuss beläuft sich demnach auf 5,4 Mio. Euro.

“Anders als viele andere Banken, die ihre Gewin­ne an Inves­to­ren ausschüt­ten, verwen­den wir unseren Jahres­über­schuss dafür, um unsere Substanz zu stärken. Diese brauchen wir, um auch weiter­hin neue Kredi­te an die Menschen und die Unter­neh­men in der Region ausge­ben und ein verläss­li­cher Partner sein zu können.” Markus Waizen­eg­ger, Vorsit­zen­der des Vorstan­des der Kreis­spar­kas­se Tuttlin­gen, unter­streicht damit erneut die Bedeu­tung des opera­ti­ven Jahres­er­geb­nis­ses als einzi­ge Möglich­keit von Sparkas­sen, das Eigen­ka­pi­tal zu erhöhen. Mit 630 Tsd. Euro – und damit mit rund 10 Prozent des Jahres­über­schus­ses – wurden darüber hinaus auch im vergan­ge­nen Jahr die Verei­ne und Insti­tu­tio­nen in der Region unter­stützt. Die Kreis­spar­kas­se Tuttlin­gen zählt damit zu den bedeu­tends­ten Förde­rern von Bildung, Kultur und Sozialem.

Der Bestand an Kunden­kre­di­ten beläuft sich zum Stich­tag auf knapp 2,69 Mrd. Euro und liegt damit nur leicht über dem Vorjah­res­wert. „Wir stellen fest, dass die Kredit­nach­fra­ge unserer gewerb­li­chen Kunden, insbe­son­de­re in den ersten beiden Quarta­len des zurück­lie­gen­den Jahres, eher zurück­hal­tend war.”

Als Gründe nennt Waizen­eg­ger in erster Linie die hohen Gutha­ben der Unter­neh­men sowie die umfang­rei­chen Corona-Kredi­te der Länder und des Bundes. “Die Unter­neh­men waren durch weitsich­ti­ges Handeln deutlich robus­ter und besser vorbe­rei­tet als in vorigen Krisen“, so Waizen­eg­ger. Mit Inves­ti­tio­nen in unsiche­ren Zeiten habe man sich spürbar zurückgehalten.

Im Bereich der priva­ten Kredi­te verzeich­net die Kreis­spar­kas­se dagegen ein deutli­ches Wachs­tum. Der priva­te Kredit­be­stand hat sich um über 8 Prozent gegen­über dem Vorjahr erhöht. Allein im priva­ten Wohnungs­bau hat das Geldhaus im vergan­ge­nen Jahr rund 200 Mio. Euro an neuen Finan­zie­run­gen zugesagt – und damit so viel wie noch nie. In den Zahlen schla­gen sich laut Waizen­eg­ger aber auch die signi­fi­kant gestie­ge­nen Markt­prei­se für Immobi­li­en sowie die gestie­ge­nen Baukos­ten deutlich sicht­bar nieder.

Die Kunden­ein­la­gen bei der Kreis­spar­kas­se Tuttlin­gen haben sich gegen­über dem Vorjahr nur leicht um 0,8 Prozent auf ca. 2,77 Mrd. Euro erhöht. Das Wertpa­pier­ge­schäft hinge­gen konnte mit einem Netto-Absatz von rund 120 Mio. Euro um über 18 Prozent gestei­gert werden.

„Aufgrund des Nullzins­um­fel­des in den letzten Jahren mit sogar Minus­zin­sen im kurzfris­ti­gen Bereich, wurde das Vermö­gen von Spare­rin­nen und Sparern real gesehen de facto entwer­tet. Es war uns daher immer wichtig, mit unseren Kunden auch über andere Anlage­mög­lich­kei­ten zu sprechen. Das sehr gute Wertpa­pier­ge­schäft ist ein toller Erfolg – viele Kunden profi­tie­ren von einem breit struk­tu­rier­ten Vermö­gen.“ Die Anlage in Wertpa­pie­re ist dabei längst nicht mehr nur für sehr vermö­gen­de Kunden ein Thema, sondern kommt immer mehr in der Breite der Bevöl­ke­rung an, so Waizenegger.

Die starken Markt­an­tei­le konnte die Kreis­spar­kas­se auch im vergan­ge­nen Jahr bestä­ti­gen. So führen laut eigenen Angaben des Geldhau­ses rund 54 Prozent der Einwoh­ner im Geschäfts­ge­biet ihr Girokon­to bei der Kreis­spar­kas­se. Der Markt­an­teil bei priva­ten Immobi­li­en­fi­nan­zie­run­gen beläuft sich sogar auf über 60 Prozent.

„Wir stellen fest, dass unsere Markt­an­tei­le über die letzten Jahre hinweg sehr stabil sind. Darüber freuen wir uns sehr und es bestä­tigt unseren Ansatz, persön­li­che Ansprech­part­ner vor Ort mit einem moder­nen digita­len Angebot zu verbinden.“

Mittler­wei­le nutzen ca. zwei Drittel der Kunden der Kreis­spar­kas­se Tuttlin­gen das Online-Banking. Die Hälfte davon nutzt die Sparkas­sen-App. Noch vor zehn Jahren lag die Online-Banking-Quote bei ledig­lich einem Drittel. „Das ist keine Entwe­der-Oder-Entschei­dung“ so Waizen­eg­ger. Kunden können die Vortei­le beider Welten weiter­hin nutzen. „Wir nehmen wahr, dass unsere Kunden genau diese Flexi­bi­li­tät schät­zen. Vor allem bei weitrei­chen­den Entschei­dun­gen, wie beispiels­wei­se dem Kauf einer Immobi­lie oder der Geldan­la­ge, ist die Nachfra­ge nach einem persön­li­chen Ansprech­part­ner hoch.“

Das Nutzungs­ver­hal­ten der Kunden bei Service­leis­tun­gen verän­dert sich jedoch deutlich. So führt Daniel Zeiler, stell­ver­tre­ten­der Vorsit­zen­der des Vorstan­des aus, dass sich die Anzahl der Geldab­he­bun­gen und ‑einzah­lun­gen in den Geschäfts­stel­len in den letzten sieben Jahren mehr als halbiert hat. Auch die Abhebun­gen an den Geldau­to­ma­ten sind um fast ein Viertel zurück­ge­gan­gen, der beleg­haf­te Zahlungs­ver­kehr hat um fast 40 Prozent abgenom­men. Im Gegen­zug haben sich im gleichen Zeitraum die Zahlun­gen mit der Sparkas­sen-Card deutlich mehr als verdop­pelt und auch die Zahlun­gen mit Kredit­kar­ten haben auf nahezu das Doppel­te zugenom­men. Die Anzahl der App-Nutzer hat sich in den letzten sieben Jahren sogar mehr als verfünffacht.

„Die Verän­de­run­gen im Kunden­ver­hal­ten beobach­ten wir sehr genau und reagie­ren natür­lich entspre­chend.“ Dies bedeu­tet laut Zeiler vor allem weite­re Inves­ti­tio­nen in die digita­le Infra­struk­tur und moder­ne Produktlösungen.

Aber auch in die Infra­struk­tur vor Ort wird weiter inves­tiert. So wurde im vergan­ge­nen Geschäfts­jahr beispiels­wei­se die Direk­ti­on in Spaichin­gen grund­le­gend moder­ni­siert und weite­re hochmo­der­ne SB-Geräte für den 24h-Service in den SB-Berei­chen aufge­stellt. Derzeit setzt die Kreis­spar­kas­se darüber hinaus ein Neubau­pro­jekt mit der Gemein­de Aldin­gen um, bei dem eine neue Geschäfts­stel­le im Rathaus in der neuen Ortsmit­te entsteht. Und auch die Geschäfts­stel­le der Sparkas­se im Wehin­ger Rathaus wird grund­le­gend modernisiert.

Mit dem Geschäfts­jahr 2021 zeigt sich das Vorstands­duo Waizen­eg­ger und Zeiler vor dem Hinter­grund der heraus­for­dern­den Rahmen­be­din­gun­gen zufrie­den. Auf das laufen­de Jahr schaut der Vorstand der Kreis­spar­kas­se Tuttlin­gen dagegen mit einer gewis­sen Sorge. „Die Vorzei­chen lassen auf ein schwie­ri­ges Jahr deuten.“ Vor allem die jüngs­ten revidier­ten Progno­sen für ein gerin­ge­res Wirtschafts­wachs­tum in Verbin­dung mit rasant steigen­den Zinsen und einer Rekord-Infla­ti­on berei­ten dabei Unbehagen.

„Die Erfah­rung zeigt, dass unsere Region aufgrund unserer Wirtschafts­struk­tur auf die Entwick­lun­gen immer etwas stärker reagiert als der Bund oder das Land – beim Aufschwung, aber eben auch beim Abschwung. Ein gerin­ge­res Wirtschafts­wachs­tum trifft uns daher stärker als andere Regionen.“

Die Entwick­lun­gen bei Infla­ti­on und Zinsen sorgen darüber hinaus dafür, dass Inves­ti­tio­nen von Unter­neh­men teurer – und dadurch gebremst – werden. Auch die steigen­den Kosten, insbe­son­de­re für Energie und Rohstof­fe, machen den Unter­neh­men zuneh­mend zu schaf­fen. Aber auch die priva­ten Haushal­te sind von den Auswir­kun­gen betrof­fen. Neben steigen­den Lebens­hal­tungs­kos­ten wird insbe­son­de­re auch der Erwerb von Wohnei­gen­tum zuneh­mend schwie­ri­ger. Das Vorstands­duo zeigt in einer Modell­rech­nung: Aufgrund steigen­der Baukos­ten und steigen­der Zinsen ist die Rate für eine durch­schnitt­li­che Immobi­li­en­fi­nan­zie­rung allei­ne im letzten halben Jahr von 1.250 Euro auf knapp 1.950 Euro gestie­gen. Zudem wird das priva­te Vermö­gen durch die hohe Infla­ti­on weiter entwertet.

Die Heraus­for­de­run­gen, die sich für die gewerb­li­chen und priva­ten Kunden ergeben, will das Geldhaus aber gerne anneh­men. „Wir sind froh, dass wir durch jahre­lan­ges solides Wirtschaf­ten eine gute Substanz aufge­baut haben. Diese erlaubt es uns, unsere Kundin­nen und Kunden gerade auch durch schwe­re Zeiten eng zu beglei­ten“, so Markus Waizenegger.