BERLIN (dpa) — Der Wirtschafts­mi­nis­ter will die Abhän­gig­keit Deutsch­lands von russi­schem Gas verrin­gern. Dazu reist er nach Katar und in die Emira­te. Doch dort rechnet er auch mit Widerstand.

Bundes­wirt­schafts­mi­nis­ter Robert Habeck sieht die Gasver­sor­gung in Deutsch­land für den kommen­den Winter noch nicht komplett gesichert. Dies sagte der Grünen-Politi­ker vor einer Reise nach Katar im Deutschlandfunk.

«Das heißt, wenn wir zum nächs­ten Winter noch nicht mehr Gas bekom­men und die Liefer­ver­bin­dun­gen aus Russland würden gekappt werden oder abrei­ßen, hätten wir nicht genug Gas, um alle Häuser warm und alle Indus­trie laufen zu lassen.» Habeck warnte zugleich: «Also Gas wird vor allem in der Indus­trie zu Anfang der Liefer­ket­ten einge­setzt und dann gibt es eine Art oder kann es eine Art Domino-Effekt geben.» Zu einer einsei­ti­gen Abhän­gig­keit von einem Liefe­ran­ten wie Russland sagte Habeck: «Das war einfach dämlich.»

Auf der Suche nach neuen Gas-Lieferanten

Habeck reist am Samstag­mor­gen nach Katar und anschlie­ßend weiter in die Verei­nig­ten Arabi­schen Emira­te (VAE). Die Reise ist Teil der Bemühun­gen, nach dem russi­schen Angriffs­krieg auf die Ukrai­ne die Abhän­gig­keit Deutsch­lands von russi­schem Gas zu verrin­gern. Habeck war deswe­gen bereits in Norwe­gen. Katar ist einer der weltgröß­ten Expor­teu­re von Flüssig­gas (LNG). Der aller­größ­te Teil geht jedoch bisher nach Asien. In den Emira­ten geht es vor allem um grünen Wasserstoff.

Der Weltmarkt für Gas sei angespannt, sagte Habeck im Deutsch­land­funk. «Die Liefer­men­gen können natür­lich erhöht werden, aber daran haben die liefern­den Staaten eigent­lich gar kein Inter­es­se.» Sie hätten maxima­le Gewin­ne, die Preise seien hoch bei gleich­blei­ben­den Förder­kos­ten. «Insofern stößt man da schon auf einigen Wider­stand.» Dieser lasse sich aber zum Beispiel über länge­re Laufzei­ten von Liefer­ver­trä­gen überwinden.

Unmit­tel­bar vor Abflug zeigte sich Habeck auch zuver­sicht­lich, was kurzfris­ti­ge Verträ­ge und Liefe­run­gen angeht. Der Gashun­ger sei so groß, «dass man für Europa sicher­lich eine gute Lösung finden wird», sagte Habeck in Berlin. Die Menschen­rechts­la­ge in Katar stand insbe­son­de­re seit der Verga­be der Fußball-WM 2022 im Fokus der inter­na­tio­na­len Aufmerksamkeit.

Auf die Frage, ob er für mögli­che Waffen­käu­fe und daraus resul­tie­ren­de Expor­te an die Ukrai­ne grünes Licht geben würde, sagte Habeck: «Ja, selbst­ver­ständ­lich.» Sonst mache das doch alles keinen Sinn. «Wo ist der Unter­schied, jetzt der materi­el­le Unter­schied, ob die Bundes­re­gie­rung aus Bundes­wehr­be­stän­den Waffen liefert oder Deutsch­land erlaubt, aus anderen Bestän­den Waffen zu liefern?»

Vertei­di­gungs­mi­nis­te­rin Chris­ti­ne Lambrecht (SPD) hatte im «Inter­view der Woche» des Deutsch­land­funks gesagt, die Möglich­kei­ten für eine Waffen­ab­ga­be über die Bundes­wehr seien erschöpft. «Und wir loten aus, welche Möglich­kei­ten es darüber hinaus gibt.» Wenn aller­dings bei deutschen Unter­neh­men Waffen für die Liefe­rung in die Ukrai­ne angekauft werden, sei das «kein Weg, der über das Vertei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um geht, sondern das ist dann ein Weg, der über das Wirtschafts­mi­nis­te­ri­um geht, weil wir dann über Rüstungs­expor­te sprechen.»