Das Weihnachtsgeschäft hat für den Handel schon begonnen — und es ging nicht gut los. Dennoch hofft die Branche auf stabile Umsätze. Ausgeben wollen die Bayern zumindest etwas mehr als vergangenes Jahr.
MÜNCHEN (dpa/lby) — Der bayerische Handel hofft nach einem verpatzten Start auf ein «einigermaßen normales Weihnachtsgeschäft» in der Corona-Pandemie. «Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt», sagte der Präsident des Handelsverbands Bayern, Ernst Läuger, am Dienstag. Für die Monate November und Dezember rechnet der Verband mit Umsätzen von 14 Milliarden Euro. Das wäre in etwa auf dem Niveau des Vorjahres.
Dabei war der Start auch wegen der verschärften Corona-Regeln alles andere als gut: In den ersten beiden Wochen des Novembers seien die Umsätze in den Innenstädten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um bis zu 50 Prozent zurückgegangen, sagte Hauptgeschäftsführer Wolfgang Puff. «Das sind dramatische Zahlen, mit denen wir hier zu kämpfen haben.»
Hoffnung machen da die Ergebnisse eine Umfrage im Auftrag des Handelsverbands. Dort gaben die Befragten Bayern im Schnitt an, gut 512 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben zu wollen. Das sind fünf Euro mehr als vergangenes Jahr und 13 mehr als im Bundesdurchschnitt.
Doch der Handel bangt auch jenseits der aktuellen Einschränkungen um das Weihnachtsgeschäft: Angesichts der Entwicklung der Pandemie steige die Sorge der Menschen um ihren Arbeitsplatz, sagte Läuger. Das drücke auf die Kauflaune.
Die größte Sorge der Branche sind allerdings erneute Schließungen, wie in der ersten Welle im Frühjahr. Zwar ist Läuger «guter Hoffnung», dass es nicht dazu kommen wird. Sollte es aber doch der Fall sein, gingen Umsätze unwiederbringlich verloren, warnt er. Und dann würden auch die Insolvenzen im Januar, Februar und März nach oben gehen. Viele Bereiche des Handels machten schließlich 20 bis 30 Prozent ihrer Umsätze im Weihnachtsgeschäft.
Insgesamt seien etwa 25 Prozent der Einzelhändler in den Innenstädten durch Corona von der Pleite bedroht. Über alle Standorte drohen laut Handelsverband bis zu 5000 Pleiten — das wäre in etwa jedes achte Geschäft.
Von der Krise profitieren kann nach Ansicht des HBE dagegen der Onlinehandel. Mit 2,3 Milliarden Euro wird ihm ein Rekordanteil am Weihnachtsgeschäft und ein Wachstum um 19 Prozent prognostiziert. Daran hat laut Puff aber auch der lokale Handel einen Anteil: Rund ein Drittel der Unternehmen sei inzwischen auch online aktiv. Selbst beim Platzhirsch Amazon, über den rund 40 Prozent des Onlinehandels liefen, komme der größere Teil über stationäre Händler, die die Plattform nutzten.
Läuger appellierte allerdings an die Kunden, in die Geschäfte zu kommen — und wenn dies nicht möglich sei, regionale Plattformen zu nutzen. So unterstütze man den Fach- und Einzelhandel am Ort.
Im stationären Bereich sieht der Handelsverband vor allem den Lebensmitteleinzelhandel als Gewinner im Weihnachtsgeschäft. Die Branche, die schon bisher gut durch die Krise gekommen ist, kann demnach auf weiter deutliche Zuwächse hoffen. Vieles an den Feiertagen werde sich im privaten Bereich abspielen: Mit gutem Essen und gutem Trinken, sagte Puff.