Kein Schau­fens­ter­bum­mel, nur zielge­rich­tet einkau­fen — diese Parole hatte Minis­ter­prä­si­dent Kretsch­mann vor dem Wochen­en­de ausge­ge­ben. Manche Fußgän­ger­zo­ne war dann aber rappel­voll. Der Grund ist klar.

Von den seit Samstag landes­weit gülti­gen Ausgangs­be­schrän­kun­gen ist am dritten Advents­wo­chen­en­de — zumin­dest tagsüber — in vielen Innen­städ­ten nichts zu sehen gewesen. Mit Blick auf die von Bund und Ländern geplan­te weitge­hen­de Schlie­ßung des Handels zogen unzäh­li­ge Menschen los, um Weihnachts­ge­schen­ke zu kaufen. «Das sind reine Panik­käu­fe», sagte die Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin des Handels­ver­bands Baden-Württem­berg, Sabine Hagmann, am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Stutt­gart. Wegen Ausnah­men in den neuen Regula­ri­en und weil der Handel noch öffnen darf, ist das prinzi­pi­ell auch erlaubt. Nachts werden die neuen Corona-Regeln gut einge­hal­ten. Für Verstö­ße drohte Innen­mi­nis­ter Thomas Strobl (CDU) mit Bußgeldern.

Wegen steigen­der Corona-Zahlen mit Tausen­den Neuin­fek­tio­nen und Dutzen­den Toten täglich hatte die Landes­re­gie­rung am Freitag allge­mei­ne Ausgangs­be­schrän­kun­gen für ganz Baden-Württem­berg erlas­sen. Man braucht nun immer einen «trifti­gen Grund», um das Haus oder die Wohnung zu verlas­sen. Das können zum Beispiel die Arbeit oder ein Arztbe­such sein, aber auch die Versor­gung Pflege­be­dürf­ti­ger oder von Tieren. Tagsüber dürfen maximal fünf Menschen über 14 Jahre aus zwei Haushal­ten zusam­men­kom­men. Nachts darf man ohne trifti­gen Grund nieman­den treffen, der nicht im eigenen Haushalt lebt.

Dennoch waren am Samstag viele Fußgän­ger­zo­nen wie in Stutt­gart und Reutlin­gen rappel­voll. Viele hätten schnell noch Weihnachts­ge­schen­ke kaufen wollen, sagte die Handels­ver­bands-Geschäfts­füh­re­rin. Aber auch Klopa­pier, Zitro­nat und Puder­zu­cker beispiels­wei­se seien hier und da ausver­kauft gewesen. «Das kommt auch wieder», beruhig­te Hagmann. «Da braucht man sich keine Sorgen machen.»

Die von Bund und Ländern beschlos­se­ne Schlie­ßung weiter Teile des Einzel­han­dels ab Mittwoch sei kurz vor Weihnach­ten eine schlim­me Nachricht auch für die Beschäf­tig­ten, machte die Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin deutlich. Die Menschen müssten mitun­ter in Kurzar­beit, verlö­ren einen Teil ihres Einkom­mens oder gar den Job.

Sie habe Verständ­nis, dass die Politik wenig Erfah­rung im Umgang mit einer Pande­mie habe und im Zweifel zügig handeln müsse, so Hagmann. Aber wochen­lang hätten Politi­ker einen Lockdown quasi ausge­schlos­sen. Die Schäden, die jetzt entste­hen könnten, bedeu­ten aus ihrer Sicht für manche Händler das Aus. «Das ist irrepa­ra­bel, wie da mitten im Weihnachts­ge­schäft einge­grif­fen wird.» Manche hätten die Preise schon reduziert, um die Ware mit weniger Verlust zu verkau­fen, als wenn man sie wegschmei­ßen müsse. Es komme jetzt darauf an, schnell Entschei­dun­gen zu treffen, wer die Schäden trägt, wie Insol­ven­zen vermie­den und Arbeits­plät­ze geret­tet werden können, sagte Hagmann.

Innen­mi­nis­ter Strobl rief die Menschen auf, sich an die neuen Regeln zu halten. Die Polizei werde die Maßnah­men gegen die Corona-Pande­mie landes­weit kontrol­lie­ren. «Zunächst gilt es, den Menschen mit Augen­maß die neuen Regeln nahe zu bringen», sagte der CDU-Politi­ker der dpa. «Die Polizei wird mit Finger­spit­zen­ge­fühl und auch der erfor­der­li­chen Konse­quenz die Einhal­tung überwa­chen, insbe­son­de­re der nächt­li­chen Ausgangs­be­schrän­kun­gen in ganz Baden-Württemberg.»

Die Polizei in der Landes­haupt­stadt beispiels­wei­se überprüf­te in der Nacht zum Sonntag rund 500 Autos und 800 Perso­nen. Ein Großteil der kontrol­lier­ten Perso­nen habe einen trifti­gen Grund gehabt, sich im Freien aufzu­hal­ten. Die meisten Autofah­rer seien auf dem Weg nach Hause gewesen. Rund 170 Perso­nen hatten keinen solchen Grund.

In der zweit­größ­ten Stadt Baden-Württem­bergs, Mannheim, kontrol­lier­te die Polizei laut Mittei­lung 434 Autos und 512 Perso­nen. 67 Perso­nen hätten dabei gegen die Vorga­ben versto­ßen. Insge­samt sei die Nacht aber ruhig und ohne nennens­wer­te Zwischen­fäl­le verlaufen.

Nach Angaben der Polizei waren am Samstag­abend gegen 21.30 Uhr in der Stutt­gar­ter Innen­stadt nur noch wenige Fußgän­ger unter­wegs. Auch der Verkehr auf den Straßen hatte im Laufe des Abends stark nachge­las­sen und in Bussen und Bahnen waren nur noch wenige Fahrgäs­te unter­wegs. Ähnli­ches berich­te­ten die Mannhei­mer Kollegen.

Strobl warnte davor, sich über die Ausgangs­be­schrän­kung am Abend und in der Nacht hinweg­zu­set­zen: «Wer nach 20.00 Uhr unter­wegs ist, zu Fuß oder mit dem Rad, motori­siert oder im ÖPNV, sollte einen guten Grund haben, der von der neuen Corona-Verord­nung gedeckt ist. Wer sich dann ohne trifti­gen Grund in der Öffent­lich­keit aufhält, muss mit einem Bußgeld rechnen.» Dessen Höhe war zunächst unklar.