Provi­sio­nen in sechs­stel­li­ger Höhe für die Vermitt­lung von Masken­ge­schäf­ten — es ist ein ungeheu­er­li­cher Verdacht gegen den frühe­ren CDU-Abgeord­ne­ten Mark Hauptmann.

ERFURT/SUHL (dpa) — Der mit straf­recht­li­chen Ermitt­lun­gen nach Bestechungs­vor­wür­fen konfron­tier­te frühe­re Thürin­ger CDU-Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­te Mark Haupt­mann ist aus der CDU ausgetreten.

Damit sei der 36-Jähri­ge der Auffor­de­rung des Thürin­ger CDU-Landes­ver­ban­des nachge­kom­men, sagte General­se­kre­tär Chris­ti­an Herrgott. Der Austritt sei schrift­lich erfolgt und gelte mit «sofor­ti­ger Wirkung», wie Herrgott sagte. Gegen Haupt­mann läuft ein Ermitt­lungs­ver­fah­ren der General­staats­an­walt­schaft Thürin­gen wegen des Verdachts der Bestech­lich­keit von Mandatsträgern.

Dem Politi­ker wird vorge­wor­fen, Corona-Schutz­mas­ken vermit­telt zu haben und dafür eine Provi­si­on einer Frank­fur­ter Firma bekom­men zu haben. Dabei gehe es nach Angaben der Thürin­ger General­staats­an­walt­schaft um «einen hohen sechs­stel­li­gen Euro-Betrag». Laut Ermitt­lungs­be­hör­de hat das Thürin­ger Oberlan­des­ge­richt im Zusam­men­hang mit den Geschäf­ten einen sogenann­ten Vermö­gens­ar­rest in Höhe von 997 000 Euro gegen Haupt­mann verhängt. So soll sicher­ge­stellt werden, dass das Geld nicht verlo­ren geht.

Die SPD-Landtags­ab­ge­ord­ne­te Dorothea Marx bezeich­ne­te die bekannt gewor­de­nen Vorwür­fe als einen «Schlag ins Gesicht all derer, die sich als gewähl­te Abgeord­ne­te der Redlich­keit gegen­über den Bürge­rin­nen und Bürgern und nicht persön­li­cher Habgier verpflich­tet sehen». Sollten sich die Berich­te über die Durch­su­chun­gen bestä­ti­gen, gehe es mutmaß­lich um «knall­har­te Korrup­ti­on und Raubrit­ter­tum übels­ter Sorte, verbun­den mit der Frage, ob es bei der Häufung solcher Fälle bei Abgeord­ne­ten von CDU/CSU ein Netzwerk mit weite­ren Betei­lig­ten gegeben haben könnte», erklär­te Marx in einer Mitteilung.

Das Landes­kri­mi­nal­amt hatte am Donners­tag die ehema­li­gen Wahlkreis­bü­ros des Politi­kers und mehre­re CDU-Kreis­ge­schäfts­stel­len in Thürin­gen durch­sucht. Nach Angaben einer Spreche­rin der General­staats­an­walt­schaft Thürin­gen wurden dabei mehre­re Speicher­me­di­en und Dokumen­te beschlag­nahmt. Medien­be­rich­ten zufol­ge kauften die von Haupt­mann vermit­tel­ten Masken mindes­tens zwei Thürin­ger Landkrei­se und eine Klinik. Gegen die Frank­fur­ter Firma wird ebenfalls ermit­telt — wegen des Verdachts der Bestechung von Mandatsträgern.

Haupt­mann hatte in einem Zeitungs­in­ter­view bestrit­ten, Geld für die Vermitt­lung von Masken erhal­ten zu haben. Eine Bitte der dpa um Stellung­nah­me ließ er zunächst unbeant­wor­tet. Der 36-Jähri­ge legte vor gut einer Woche sein Bundes­tags­man­dat nieder, das er seit 2013 innehat­te. Er begrün­de­te dies damit, angesichts von Anfein­dun­gen seine Familie schüt­zen zu wollen. Unmit­tel­bar danach nahm die General­staats­an­walt­schaft Ermitt­lun­gen gegen ihn auf.

Kritik an Haupt­mann kam auch vom frühe­ren CDU-Landes­vor­sit­zen­den Mike Mohring. «…wer glaubt, als Masken­dea­ler oder Verkäu­fer seiner Seele mehr verdie­nen zu können, wer sein Mandat als Türöff­ner für zwielich­ti­ge oder gar illega­le Geschäf­te nutzt, der handelt schäbig», schrieb der 49-Jähri­ge auf Twitter. Mohring tritt bei der Bundes­tags­wahl im Septem­ber als Direkt­kan­di­dat im Wahlkreis 191 an, der Teile des Weima­rer Landes, den Landkreis Sömmer­da und die Stadt Jena umfasst.
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