Zweiein­halb Wochen vor der Oberbür­ger­meis­ter­wahl in Tübin­gen hat mit der Vorstel­lung der zugelas­se­nen Kandi­da­ten am Mittwoch­abend die heiße Phase des Wahlkampfs begon­nen. Zu der Wahl am 23. Oktober treten zwei Frauen und vier Männer an, darun­ter Amtsin­ha­ber Boris Palmer als unabhän­gi­ger Kandi­dat. Palmers Mitglied­schaft bei den Grünen ruht bis Ende 2023 wegen eines Streits um Tabubrü­che und Rassis­mus­vor­wür­fe. Palmers wichtigs­te Konkur­ren­tin­nen sind Ulrike Baumgärt­ner (Grüne) und Sofie Geisel (SPD, von der FDP unter­stützt). Die Veran­stal­tung wurde per Livestream übertragen.

Die offizi­el­le Grünen-Kandi­da­tin erhob Vorwür­fe gegen das Lager um Palmer. Als Beispiel hielt sie eines ihrer zerstör­ten Wahlpla­ka­te in die Höhe auf dem der Slogan «Weniger Rambo, mehr wir» geschrie­ben steht. «Es hing nicht Mal 24 Stunden. Das Plakat wurde gezielt runter­ge­schla­gen. Das belegt einen Rambo­stil, den wir in dieser Stadt nicht mehr brauchen», sagte Baumgärt­ner. Mit Blick auf Diskus­sio­nen auf Palmers Facebook-Seite sagte sie: «Das Ziel dabei ist klar, mir soll Angst gemacht werden. Ich habe keine Angst. Und ich weiß, dass ganz viele in dieser Stadt auch Angst haben vor gewis­sen Entschei­dun­gen. Es herrscht ein Klima der Angst mitun­ter und damit muss Schluss sein.»

SPD-Kandi­da­tin Sofie Geisel, der gute Chancen einge­räumt werden, ein beacht­li­ches Ergeb­nis bei der Wahl zu errei­chen, sagte: «Tübin­gen steht gut da, aber es ist Zeit für einen Wechsel. Es wird viel gestrit­ten in dieser Stadt und manch­mal fühlen sich Bewoh­ner zu wenig gehört und mitgenommen.»

Palmer erinner­te an seine Erfol­ge während seiner 16 Jahre als OB. Millio­nen für einen Solar- und Windpark seien ausge­ge­ben worden. «Aber 16 Jahre sind nicht genug. Es dauert länger, um das Klima zu retten», sagte Palmer. Er sei ein viel erfah­re­ner Krisen­ma­na­ger als ihm lieb sei. «Eine Weltfi­nanz­kri­se, eine europa­wei­te Flücht­lings­kri­se, eine Corona-Krise, jetzt eine Energie- und Gaskri­se. Eine Krise jagt die andere». Er werde auch weite­re Krisen mit dem gleichen Pragma­tis­mus und gleichem Teamgeist angehen. «In Krisen­zei­ten ist es wahrschein­lich nicht die beste Idee, einen erfah­re­nen Kapitän auszutauschen.»

Weite­re Kandi­da­ten sind Markus Vogt (Die Partei), Sandro Vidot­to (unabhän­gig) und Frank Walz (unabhän­gig). Die sechs Kandi­da­ten hatten jeweils zwölf Minuten Zeit, sich zu präsen­tie­ren. Die Veran­stal­tung wurde per Live-Stream übertra­gen und. Die Kandi­da­ten konnten sich gegen­sei­tig nicht hören. Die CDU Tübin­gen teilte am Abend mit, für keinen der Kandi­da­ten eine Wahlemp­feh­lung abgeben zu wollen.