STUTTGART (dpa/lsw) — Baden-Württem­bergs Verkehrs­mi­nis­ter Winfried Hermann hat bei der Finan­zie­rung des geplan­ten 9‑Euro-Tickets Strei­chun­gen des Bundes an anderer Stelle beklagt. «Der Bundes­ver­kehrs­mi­nis­ter behaup­tet zwar, die Länder mit zusätz­li­chen 3,7 Milli­ar­den Euro auszu­stat­ten, dies trifft aber so nicht zu», sagte der Grünen-Politi­ker mit Bezug auf Minis­ter Volker Wissing (FDP) der «Schwä­bi­schen Zeitung» und der «Südwest Presse».

Von den 3,7 Milli­ar­den fließen 2,5 unmit­tel­bar in das durch den Bund beschlos­se­ne 9‑Euro-Monats­ti­cket und 1,2 Milli­ar­den Euro sollten das coronabe­ding­te Defizit zur Hälfte ausglei­chen, sagte Hermann. Dafür solle jetzt aber die im Koali­ti­ons­ver­trag beschlos­se­ne Erhöhung der Regio­na­li­sie­rungs­mit­tel für 2022 unter den Tisch fallen. «So können die Verkehrs­wen­de und Klima­schutz im Verkehr nicht gelin­gen», beklag­te der Minis­ter. Die Zustim­mung des Bundes­rats steht für Hermann deshalb noch auf wacke­li­gen Beinen. Bei dem Gesetz­ent­wurf sei das letzte Wort noch nicht gespro­chen — die Länder würden erheb­li­chen Nachbes­se­rungs­be­darf sehen.

Zugleich rechnet Hermann damit, dass das geplan­te 9‑Euro-Ticket durch­aus gut angenom­men würde. Es sei klar, dass ein Ansturm zusätz­li­cher Fahrgäs­te ohne deutli­che Auswei­tung des Angebots, das dann auch bestellt und bezahlt werden müsse, auf einzel­nen Verbin­dun­gen zu vollen Bahnen und Bussen führen werde, sagte der Minister.

Ab Juni soll für drei Monate bundes­weit ein günsti­ges Ticket im Nah- und Regio­nal­ver­kehr gelten — für 9 Euro pro Monat. Das Vorha­ben ist Teil des Entlas­tungs­pa­kets der Koali­ti­on im Bund aus SPD, Grünen und FDP.