BERLIN (dpa) — Erst Spani­en, dann Frank­reich und nun Deutsch­land: Eine Hitze­wel­le breitet sich über Teilen Europas aus. Am Wochen­en­de werden hierzu­lan­de bis zu 38 Grad erwar­tet. Das birgt auch Gefahren.

Sonne, Hitze und verein­zelt Gewit­ter: Kurz vor dem kalen­da­ri­schen Sommer­an­fang stehen Deutsch­land sehr heiße Tage bevor. Im Südwes­ten sind nach Angaben des Deutschen Wetter­diens­tes (DWD) am Samstag und Sonntag örtlich sogar Tempe­ra­tu­ren von bis zu 38 Grad möglich.

Grund für die Hitze­wel­le ist demnach ein Hochdruck­ge­biet, das am Samstag über das Land hinweg Richtung Osten wandert. Dadurch gelangt heiße Luft aus Südwest­eu­ro­pa zu uns, die sich in weiten Teilen Deutsch­lands ausbrei­tet, wie der Wetter­dienst mitteil­te. In den betrof­fe­nen Gebie­ten wird vor einer starken Wärme­be­las­tung gewarnt. Der Samstag soll mancher­orts der bisher heißes­te Tag des Jahres werden.

Kühler im Norden

Im Norden bleibt es hinge­gen etwas kühler. Hier rechnet der DWD mit Tempe­ra­tu­ren zwischen 19 und 23 Grad. Gewit­ter und Sturm­bö­en können aber im ganzen Land auftre­ten. In der Nacht zu Sonntag können diese im Norden sogar etwas hefti­ger werden. Der DWD rechnet mit teils kräfti­gen Schau­ern oder Gewit­tern bei bis zu zwölf Grad an der Nordsee. In einigen Großstäd­ten am Rhein sinken die Tempe­ra­tu­ren auf bis zu 22 Grad.

Im Südwes­ten und der Mitte Deutsch­lands werden am Sonntag Tempe­ra­tu­ren zwischen 27 bis 37 Grad erwar­tet. Im Norden und Nordwes­ten rechnet der DWD mit Höchst­wer­ten von 17 bis 24 Grad. Gebiets­wei­se kann es hier zu etwas Regen kommen. In der Mitte des Landes sowie im Westen, Südwes­ten und an den Alpen bleibt es tagsüber sonnig. Abends sollen dann aber kräfti­ge Gewit­ter aufziehen.

Trocken­heit lässt die Waldbrand­ge­fahr steigen

Doch während viele das sonni­ge Wochen­en­de im Freibad oder am See verbrin­gen dürften, berei­ten die hohen Tempe­ra­tu­ren anderen Sorge. Die Hitze gepaart mit einer vieler­orts bereits lang anhal­ten­den Trocken­heit lässt die Waldbrand­ge­fahr steigen. Am Brocken im Oberharz brann­te eine Fläche von etwa 6,5 Hektar — das entspricht einer Größe von etwa neun Fußball­fel­dern. Der Brand war zwar laut Feuer­wehr unter Kontrol­le, er droht aufgrund der Trocken­heit und der hohen Boden­tem­pe­ra­tu­ren aber immer wieder aufzu­fla­ckern. Seit Freitag gilt im Landkreis Harz die zweit­höchs­te Waldbrandwarnstufe.

Branden­burg meldet die höchs­te Gefah­ren­stu­fe für Waldbrän­de. Es gibt ein Rauch- und Feuer­ver­bot im Wald. Trotz­dem: Bereits am Freitag­mor­gen brann­te es in der Gemein­de Märki­sche Heide. Das Ausmaß des Feuers war noch unklar. Und auch im Kreis Potsdam-Mittel­mark brach ein Waldbrand aus. Das Feuer habe sich auf mehr als 20 Hektar ausge­brei­tet. Eine große Rauch­wol­ke war bis in den Süden Branden­burgs zu sehen. Der Einsatz der Feuer­wehr­leu­te könnte schwie­rig werden, weil es sich auch um Fläche im Kampf­mit­tel­ver­dachts­ge­biet handelt. Insge­samt sind seit Beginn der Waldbrand­sai­son über 200 Feuer regis­triert worden. Die Saison läuft in Branden­burg von März bis Ende September.

Auch andern­orts wurden Waldbrän­de gemel­det. In Oberfran­ken brann­te es beispiels­wei­se auf eine Waldflä­che von etwa 5000 Quadrat­me­tern. Die Polizei vermu­tet laut Mittei­lung vom Freitag, dass Unbekann­te ein Lager­feu­er gemacht und dieses nicht ordent­lich gelöscht hatten.

In Thürin­gen und Sachen-Anhalt etwa haben manche Städte und Landkrei­se ab der kommen­den Woche ein Wasser­ent­nah­me­ver­bot ausge­spro­chen. In Baden-Württem­berg gilt dieses Verbot örtlich schon. Demnach sollen alle nicht ausdrück­lich erlaub­ten Wasser­ent­nah­men aus Oberflä­chen­ge­wäs­sern wie Seen oder Flüssen als unzuläs­sig erklärt werden. Grund: Die langan­hal­ten­de Trocken­heit hat die Wasser­stän­de vieler­orts ungewöhn­lich stark sinken lassen.

Gefah­ren für ältere Menschen und Kinder

Doch auch auf die eigene Gesund­heit sollte man bei diesen hohen Tempe­ra­tu­ren achten. Nieder­sach­sens Gesund­heits­mi­nis­te­rin Danie­la Behrens (SPD) sieht insbe­son­de­re für ältere Menschen und Kinder Gefah­ren. Diese bemer­ken beispiels­wei­se einen Flüssig­keits­man­gel häufig nicht recht­zei­tig, erklär­te die Minis­te­rin. Bei einer Hitze­wel­le steige zudem die Gefahr von Herz-Kreis­lauf-Proble­men. Was laut Exper­ten hilft: Viel trinken, direk­te Sonne meiden, keine sport­li­chen Aktivi­tä­ten in der größten Hitze.

Der Klima-Vorstand des DWD, Tobias Fuchs, warnte, dass es schon in den nächs­ten Jahren durch­schnitt­lich bis zu einem Grad wärmer werden könnte in Deutsch­land als in den vergan­ge­nen drei Jahrzehn­ten. Der Klima­wan­del werde Deutsch­land auch in den kommen­den Jahren deutlich prägen, so Fuchs. Der Trend zu steigen­den Durch­schnitts­tem­pe­ra­tu­ren zeigt sich laut DWD schon in diesem Sommer. Für alle Regio­nen Deutsch­lands wird ein Tempe­ra­tur­plus von bis zu einem Grad im Vergleich zum vieljäh­ri­gen Durch­schnitt von 17,6 Grad des Zeitraums 1991 bis 2020 prognostiziert.

«Leider ein Vorge­schmack auf die Zukunft»

Eine Beobach­tung, die sich auch mit den Vorher­sa­gen der Verein­ten Natio­nen deckt. Diese sagen voraus, dass Hitze­wel­len künftig häufi­ger so ungewöhn­lich früh und inten­siv auftre­ten werden wie in dieser Woche in Europa. «Was wir heute erleben, ist leider ein Vorge­schmack auf die Zukunft», sagte Clare Nullis, die Spreche­rin der Weltwet­ter­or­ga­ni­sa­ti­on (WMO), und verwies auf den Klima­wan­del. Die extrem hohen Tempe­ra­tu­ren, die sich von Nordafri­ka über Südeu­ro­pa ausge­brei­tet haben und an diesem Wochen­en­de in der Schweiz und Deutsch­land erwar­tet werden, sind laut der WMO eher typisch für den Juli oder August.

In manchen Teilen Spani­ens und Frank­reichs sind die Thermo­me­ter dieser Tage mehr als zehn Grad über den Mittel­wert für diese Jahres­zeit geklet­tert, wie Nullis berich­te­te. Spani­en, Portu­gal, Ungarn und Serbi­en seien von Trocken­heit betrof­fen. Außer­halb Europas seien in den Verei­nig­ten Staaten Mitte dieser Woche für fast ein Drittel der Bevöl­ke­rung Hitze­war­nun­gen ausge­spro­chen worden.

Der astro­no­mi­sche — oder auch kalen­da­ri­sche — Sommer­be­ginn ist am nächs­ten Diens­tag (21. Juni). Dann erreicht die Sonne ihren nördlichs­ten Punkt über der Erde und am Mittag ihren höchs­ten Stand des Jahres.

Von Nina Kugler, dpa