Tückisch beim Corona-Infek­ti­ons­ge­sche­hen ist, dass sich die Zahl neuer Infek­tio­nen um Wochen verzö­gert auf die Zahl der Inten­siv­pa­ti­en­ten und der Todes­fäl­le auswirkt. Die Werte aus dem Frühjahr dürften bei der aktuel­len Welle weit überschrit­ten werden.

Davon werden 1605 (55 Prozent) invasiv beatmet. Der bishe­ri­ge Höchst­stand war laut DIVI am 18. April mit 2933 Covid-19-Patien­ten auf Inten­siv­sta­tio­nen erreicht worden.

Tatsäch­lich sei die Lage in den Klini­ken derzeit sogar schlim­mer als im Frühjahr, sagte Uwe Janssens, Präsi­dent der Deutschen Inter­dis­zi­pli­nä­ren Verei­ni­gung für Inten­siv- und Notfall­me­di­zin (DIVI), der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe wesent­lich mehr infizier­te Patien­ten auf den anderen Statio­nen — von denen ein Teil noch auf den Inten­siv­sta­tio­nen landen werde. Die gesam­te Infek­ti­ons­la­ge sei nicht mit der im April vergleichbar.

Anders als bei der Spitze am 18. April werde diesmal kein Abflau­en folgen, der Anstieg werde sich vielmehr vorerst fortset­zen, sagte Janssens. Der Grund sei, dass sich die jewei­li­ge Zahl an Neuin­fek­tio­nen erst verzö­gert in schwe­ren Verläu­fen und schließ­lich in der Belegung der Inten­siv-Statio­nen nieder­schlägt. «In vier Wochen werden wir die Folgen der Spitzen­wer­te jetzt sehen.» Einige Zentren seien bereits am Anschlag, es müssten verein­zelt bereits Covid-19-Patien­ten in andere Klini­ken gebracht werden.

Hinzu kommt, dass der Anteil älterer Infizier­ter nach Daten des Robert Koch-Insti­tuts (RKI) seit Ende Septem­ber wieder steigt. Sie haben ein höheres Risiko, schwer zu erkran­ken — und damit auch dafür, zu Patien­ten auf der Inten­siv­sta­ti­on zu werden.

In Berlin dürfen viele große Kranken­häu­ser bereits nur noch solche planba­ren Aufnah­men, Opera­tio­nen und Eingrif­fe durch­füh­ren, die medizi­nisch dring­lich sind. Das geht aus einer Verord­nung der Senats­ver­wal­tung für Gesund­heit, Pflege und Gleich­stel­lung hervor, die zum Samstag in Kraft trat. Die Klini­ken erhal­ten Freihal­te­pau­scha­len — damit Inten­siv­bet­ten und Klinik­per­so­nal für Covid-19-Patien­ten frei gehal­ten werden können.

Janssens hält eine solche Regelung bundes­weit für nötig, vor allem für die Klini­ken, die stark in die Behand­lung schwer­kran­ker Covid-19-Patien­ten einge­bun­den sind. Im Frühjahr waren alle Klini­ken aus dem Regel­be­trieb genom­men worden.

Laut aktuel­lem DIVI-Tages­re­port haben die Klini­ken in Deutsch­land rund 7500 freie Inten­siv­bet­ten gemel­det (Stand 8.11., 12.15 Uhr), bei denen sowohl ausrei­chend Technik als auch Perso­nal zur Verfü­gung steht. Aller­dings warnte DIVI-Präsi­dent Uwe Janssens vor einigen Tagen, dass mitun­ter auch Betten als frei gemel­det würden, für die gar kein Pflege­per­so­nal verfüg­bar sei.

Die Klini­ken geben laut DIVI zudem an, im Notfall inner­halb von sieben Tagen gut 12.000 weite­re Inten­siv­bet­ten in Betrieb nehmen zu können.