BERLIN (dpa) — 100-Milli­ar­den-Sonder­ver­mö­gen für die Bundes­werhr sind bereits bereit­ge­stellt. Für die Wehrbe­auf­trag­te des Bundes­tags, Eva Högl, reicht diese Summe bei weitem nicht.

Angesichts des unerbitt­li­chen russi­schen Angriffs­kriegs gegen die Ukrai­ne hält die die Wehrbe­auf­trag­te des Bundes­tags, Eva Högl, das Sonder­ver­mö­gen für die Bundes­wehr von 100 Milli­ar­den für zu gering.

«Wir erheben keine eigenen Zahlen, aber von Exper­tin­nen und Exper­ten sowie aus der Truppe höre ich: Man bräuch­te 300 Milli­ar­den Euro, um in der Bundes­wehr signi­fi­kant etwas zu verän­dern. Das scheint mir nicht aus der Luft gegrif­fen zu sein», sagte die SPD-Politi­ke­rin der «Frank­fur­ter Allge­mei­nen Sonntagszeitung».

Allein für die Beschaf­fung von Muniti­on werden nach ihren Worten mindes­tens 20 Milli­ar­den Euro benötigt. «Neue Fregat­ten, Panzer oder F‑35-Kampf­flug­zeu­ge kosten ebenfalls Milli­ar­den, und da haben wir noch nicht über Perso­nal­kos­ten, die energe­ti­sche Gebäu­de­sa­nie­rung, die notwen­di­gen 50 Milli­ar­den Euro Inves­ti­tio­nen in Infra­struk­tur und auch nicht über die Infla­ti­on gespro­chen.» Weiter sagte Högl, die weite­re Unter­stüt­zung der Ukrai­ne mit Waffen und Muniti­on gehe «nicht ohne neue Fertigungskapazitäten».

Ähnlich äußer­te sich Nato-General­se­kre­tär Jens Stolten­berg. Er sagte dem Blatt, die Produk­ti­on müsse steigen, «um die Vorrä­te der Alliier­ten aufzu­fül­len und um sicher­zu­stel­len, dass wir die Ukrai­ne lange weiter versor­gen können». Er sagte mit Blick auf die inten­si­ven Gefech­te seit Kriegs­be­ginn vor knapp einem Jahr: «Dieser Konflikt verbraucht eine enorme Menge Muniti­on und verschlingt unsere Lagerbestände.»

Der EU-Außen­be­auf­trag­te Josep Borrell pflich­te­te bei: «Unsere Mitglied­staa­ten müssen mehr ausge­ben, aber das auch besser machen. Und wir müssen es zusam­men tun.»

«Produk­ti­on in den nächs­ten Jahren hochfahren»

Sara Nanni, die Obfrau der Grünen im Vertei­di­gungs­aus­schuss, sagte der «FAS», wer Frieden wolle, müsse auch in Sicher­heit inves­tie­ren. «In den nächs­ten Jahren müssen wir die Produk­ti­on hochfahren.»

Das 100-Milli­ar­den-Sonder­ver­mö­gen war im Juni mit einer Grund­ge­setz­än­de­rung bereit­ge­stellt worden. Laut Vertei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um sollen damit große Lücken nach jahrzehn­te­lan­gem Sparen geschlos­sen werden.