LOS ANGELES (dpa) — Der US-Kinosom­mer steht vor der Tür. Tradi­tio­nell bringt Holly­wood seine Block­bus­ter ab Ende Mai bis Septem­ber auf die Leinwand. Nach dem Corona-Shutdown von 2020 wil die Branche nun durchstarten.

Holly­wood fährt nach der Pande­mie-Durst­stre­cke schwe­res Geschütz auf. Mit dem Schlacht­ruf «Wir sind zurück» feuer­te «Terminator»-Star Arnold Schwar­zen­eg­ger vor wenigen Tagen in einem Multi­plex-Kinocen­ter in Los Angeles die Menge an.

Der 73-jähri­ge Action­star warb mit Studio­bos­sen und Kinobe­trei­bern mit Trailern und Promi-Inter­views für die neuen Sommer­fil­me. «Ihr braucht die große Leinwand, denn wenn du einen Film hast, aber kein Kino, dann hast du nichts», mahnte Schwarzenegger.

Corona-Restrik­tio­nen fallen

Holly­wood steht in den Start­lö­chern: das bevor­ste­hen­de «Memori­al Day»-Feiertagswochenende läutet in den USA tradi­tio­nell den Kinosom­mer ein. Bis zum «Labor Day»-Wochenende Anfang Septem­ber bringen die Studi­os ihre Block­bus­ter Schlag auf Schlag in die Kinos. 2020 machte ihnen Corona einen Strich durch die Rechnung. Grusel­stil­le statt Action auf der Leinwand, verscho­be­ne Filmstarts statt klingeln­der Kassen.

Doch nun gibt es Vorzei­chen für ein «Happy End». Mit rasant steigen­den Impfzah­len in den meisten US-Bundes­staa­ten machen die Kinos vieler­orts wieder auf. In Kalifor­ni­en sollen schon Mitte Juni alle Corona-Restrik­tio­nen fallen, damit auch Masken­pflicht und Abstands­re­geln. Einer jüngs­ten Umfra­ge zufol­ge gaben 70 Prozent der Befrag­ten an, dass sie nun wieder beden­ken­los ins Kino gehen würden, zu Jahres­be­ginn waren es nur 45 Prozent. 

Bunter Mix an Filmen

Gleich mit doppel­ter Frauen­power und Gänse­haut startet Holly­wood durch. Den Auftakt machen an diesem Wochen­en­de die Fortset­zung des Erfolgs-Horrors «A Quiet Place» mit Emily Blunt und der Disney-Film «Cruel­la» mit Oscar-Preis­trä­ge­rin Emma Stone als die Schur­kin Cruel­la de Vil. Beide Filme sollten schon im vorigen Jahr anlau­fen, doch Corona machte diese Pläne zunichte.

Mit einem bunten Mix von Musicals, Super­hel­den, Fortset­zun­gen und rasan­ter Action geht es weiter durch den Sommer. Im Juni steht der Musical­film «In The Heights» von «Crazy Rich»-Regisseur Jon M. Chu an. Vorla­ge dafür ist das gleich­na­mi­ge Broad­way-Musical von Lin-Manuel Miran­da über die Bewoh­ner von Washing­ton Heights, einem Stadt­teil Manhat­tans, in dem Miran­da aufge­wach­sen ist.

Scarlett Johans­son als «Black Widow»

Nach der Famili­en­ko­mö­die «Peter Hase 2» gibt Action-Star Vin Diesel Ende Juni mit «Fast & Furious 9» Gas. Beim neunten Film über schnel­le Autos und illega­le Straßen­ren­nen sind auch die Oscar-Preis­trä­ge­rin­nen Helen Mirren und Charli­ze Theron dabei. Anfang Juli stellt Scarlett Johans­son ihre Schlag­kraft als «Black Widow» unter Beweis. Johans­son bekommt damit unter der Regie von Cate Short­land ihren ersten eigenen Film als Marvel-Heldin. Emily Blunt kehrt Ende Juli zusam­men mit Dwayne Johnson in dem Fanta­sy-Abenteu­er «Jungle Cruise» auf die Leinwand zurück. Der Film basiert auf der gleich­na­mi­gen Disney­land-Attrak­ti­on, die Besucher in dem Vergnü­gungs­park auf eine Abenteu­er­rei­se durch den Dschun­gel führt.

Die Comic-Verfil­mung «Suici­de Squad» unter der Regie von James Gunn («Guardi­ans of the Galaxy») wird Anfang August fortge­setzt. Bei dem Antihel­den­team um Margot Robbie, John Cena, Viola Davis, Taika Waiti­ti und Idris Elba mischt auch der deutsche YouTuber und Komiker Flula Borg (39, «Pitch Perfect 2») mit.

Jenni­fer Hudson spielt Aretha Franklin

Im Sommer der Sequels und Super­hel­den gibt es mit «Respect» (Mitte August) auch Ausnah­men von der Regel. In dem biogra­fi­schen Film über Aretha Frank­lin verkör­pert Oscar-Preis­trä­ge­rin Jenni­fer Hudson (39, «Dream­girls») die Soulik­o­ne in jungen Jahren. Die Musik­le­gen­de war 2018 mit 76 Jahren an Krebs gestor­ben. Sie hatte sich ausdrück­lich Hudson als Darstel­le­rin gewünscht.

Für Beatles-Fans gibt es Ende August ein Highlight von «Herr der Ringe»-Regisseur Peter Jackson. Für die Dokumen­ta­ti­on «The Beatles: Get Back» sichte­te er bisher unver­öf­fent­lich­tes Materi­al von 1969, das damals für den Beatles-Spiel­film «Let It Be» gedreht wurde.

Ob die Kinobe­trei­ber sich am Ende über einen «heißen Kinosom­mer» freuen können, bleibt abzuwar­ten. Die Corona-Krise hat die Branche schwer getrof­fen, die Strea­ming­kon­kur­ren­ten konnten während der Pande­mie Millio­nen Kunden dazuge­win­nen. Ein weite­rer Rückschlag: das Studio Warner Bros. will 2021 eine neue Vermark­tungs­stra­te­gie testen und bringt seine Filme in den USA zeitgleich auf der Leinwand und bei HBO Max per Strea­ming heraus. Gewöhn­lich dauert es Wochen oder Monate, bis ein Film nach dem Kinostart auch auf heimi­schen Bildschir­men verfüg­bar ist.

Schwar­zen­eg­ger ist einer von vielen Stars, die ihren Fans den Kinobe­such ans Herz legen. Das tat auch Frances McDor­mand (63) auf der Oscar-Bühne im April, als «Nomad­land» mit dem Top-Oscar zum besten Film gekrönt wurde. McDor­mand hatte als Haupt­dar­stel­le­rin und Produ­zen­tin des Road-Movies gleich zwei Oscars gewon­nen. «Bitte schaut euch unseren Film bald auf der größt­mög­li­chen Leinwand an und nehmt jeden, den ihr kennt, in ein Kino mit», sagte die Schau­spie­le­rin: «Schul­ter an Schul­ter an diesen dunklen Ort». Auch in Deutsch­land gibt es unter­des­sen Hoffnung, dass Filme wie «Nomad­land» bald in den Kinos starten: Die Branche berei­tet sich auf eine Wieder­eröff­nung zum 1. Juli vor. 

Von Barba­ra Munker, dpa