Zsolt Petry ist nicht mehr Torwart­trai­ner bei Hertha BSC. Der Fußball-Bundes­li­gist trennt sich nach einem nicht geneh­mig­ten Inter­view mit sofor­ti­ger Wirkung von dem Ungarn.

BERLIN (dpa) — Homopho­be und migra­ti­ons­feind­li­che Aussa­gen haben Zsolt Petry seinen Job als Torwart­trai­ner bei Hertha BSC gekostet.

Wie der Berli­ner Fußball-Bundes­li­gist mitteil­te, habe sich die Geschäfts­füh­rung «nach inten­si­ver Aufar­bei­tung» zur sofor­ti­gen Freistel­lung entschlos­sen, nachdem der Ungar der regie­rungs­na­hen ungari­schen Tages­zei­tung «Magyar Nemzet» ein Inter­view gegeben hatte, das den Hertha-Verant­wort­li­chen zuvor nicht bekannt war. In dem am Montag veröf­fent­lich­ten Gespräch tätig­te Petry auch fragwür­di­ge Aussa­gen zum Thema Zuwan­de­rung und kriti­sier­te den Einsatz des ungari­schen Torhü­ters Peter Gulacsi von RB Leipzig für einen Verein, der unter anderem die Homo-Ehe unterstützt.

Diese Äußerun­gen des langjäh­ri­gen Coaches würden «insge­samt nicht den Werten von Hertha BSC entspre­chen», sagte Carsten Schmidt, Vorsit­zen­der der Geschäfts­füh­rung des Clubs, stell­te aber auch klar: «Er hat zu keiner Zeit homophob oder fremden­feind­lich agiert.» Der Verein setze sich trotz­dem «aktiv für Werte wie Vielfalt und Toleranz ein, weil uns diese Werte wichtig sind», hieß es in einer Mittei­lung: «Dies findet sich in den Äußerun­gen von Zsolt Petry, die er als unser Mitar­bei­ter öffent­lich getätigt hat, nicht wieder.»

Der 54-Jähri­ge, der mit Unter­bre­chun­gen seit 2015 bei den Berli­nern arbei­tet, vertei­dig­te sich in einem State­ment. «Ich möchte betonen, dass ich weder homophob noch fremden­feind­lich bin. Meine Aussa­ge zur Einwan­de­rungs­po­li­tik bedau­re ich sehr und möchte all die Menschen, die bei uns Zuflucht suchen und die ich damit belei­digt habe, um Entschul­di­gung bitten», sagte er. Der Ex-Profi verbrach­te den Großteil seines Lebens selbst im Ausland und war in Deutsch­land seit 2005 auch schon Torwart­trai­ner beim SC Pader­born und der TSG 1899 Hoffen­heim sowie bei Ungarns Natio­nal­team, ehe der aktuel­le Chefcoach Pal Dardai ihn schließ­lich nach Berlin holte.

Petry hatte der ungari­schen Zeitung gesagt, dass er nicht verste­he, was seinen Lands­mann Gulacsi dazu bewogen habe, «sich für Homose­xu­el­le, Trans­ves­ti­ten und Menschen sonsti­ger geschlecht­li­cher Identi­tät einzu­set­zen». Der Leipzi­ger Gulacsi setzt sich gegen die Einschrän­kung der Rechte sexuel­ler Minder­hei­ten in Ungarn ein. Der 30-Jähri­ge kriti­sier­te bei Facebook zuletzt das Ende Dezem­ber verab­schie­de­te Gesetz, durch das homose­xu­el­le Paare keine Kinder adoptie­ren dürfen. «Ich stehe für Regen­bo­gen­fa­mi­li­en! Sprechen wir uns gegen Hass aus, lasst uns akzep­ta­bler und offener sein!», schrieb Gulacsi: «Alle Menschen haben das Recht auf Gleichheit.»

Dieser Meinung stimm­te Petry offen­sicht­lich nicht zu und ließ bei «Magyar Nemzet» durch­bli­cken, dass er selbst generell eine sehr konser­va­ti­ve Linie vertritt. Auch beim Thema Migra­ti­on: «Ich verste­he gar nicht, wie Europa moralisch so tief sinken konnte, wie jetzt. (…) Europa ist ein christ­li­cher Konti­nent, ich sehe den morali­schen Nieder­gang nicht gerne, der den Konti­nent nieder­fegt», sagte Petry: «Die Libera­len blasen die Gegen­mei­nun­gen auf: Wenn du die Migra­ti­on nicht gut findest, denn schreck­lich viele Krimi­nel­le haben Europa überlau­fen — dann werfen sie dir sofort vor, dass du ein Rassist bist.»