FRIEDRICHSHAFEN (dpa) — Kreisen Zeppe­li­ne über dem Boden­see, verbren­nen sie dabei bisher pro Jahr rund 100.000 Liter Flugben­zin. Der Herstel­ler der Luftschif­fe will das ändern. Doch der Weg zu grüne­ren Zeppe­li­nen ist noch lang.

Für die Zeppe­li­ne am Boden­see will der Herstel­ler bis zum Jahr 2024 einen klima­scho­nen­de­ren Antrieb entwi­ckeln. Dann könne ein hybrid-elektri­scher Antrieb am Boden in den Testbe­trieb gehen, sagte der Geschäfts­füh­rer der Zeppe­lin Luftschiff­tech­nik GmbH, Eckhard Breuer, in Fried­richs­ha­fen. Mit der Univer­si­tät Stutt­gart und Förder­gel­dern des Bundes­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums arbei­te man schon seit 2020 an einer Machbar­keits­stu­die. Bisher werden die Zeppe­li­ne Neuer Techno­lo­gie (NT) von drei Motoren angetrie­ben, die Flugben­zin verbrennen.

Pro Flugstun­de verbrauch­ten die Zeppe­li­ne im Schnitt etwa 55 Liter Treib­stoff, sagte Breuer. «Bei einem Rundflug von 45 Minuten Dauer und 14 Passa­gie­ren an Bord entfal­len somit etwa 3 Liter Flugben­zin auf jeden Passa­gier.» Damit sei der Zeppe­lin NT, bezogen auf die Flugdau­er, «eines der CO2-emissi­ons­ärms­ten Luftfahr­zeu­ge überhaupt».

Seit Jahres­be­ginn seien die Preise für Flugben­zin aber um mehr als ein Viertel gestie­gen, sagte Breuer. Bei einem Gesamt­ver­brauch von rund 100.000 Litern im Jahr steigen die Ausga­ben dadurch. Weil zudem auch das Helium für die Zeppe­li­ne etwa um die Hälfte teurer gewor­den sei, sei nicht auszu­schlie­ßen, dass die Preise für Rundflü­ge wie zuletzt im Oktober 2021 weiter steigen, beton­te Breuer.

Ganz auf einen Verbren­ner könnten die Zeppe­li­ne aber wohl auch mit einem hybrid-elektri­schen Antrieb nicht verzich­ten. Wasser­stoff-Brenn­stoff­zel­len seien aktuell zu schwer für die Luftschif­fe, zudem müssten die Wasser­stoff-Tanks aufwen­dig gekühlt werden. Auch rein elektri­sche Antrie­be mit Batte­rien schie­den wegen des hohen Gewichts und der zu kurzen Flugdau­er aus, sagte Breuer. Als beste Möglich­keit sehe man daher vorerst einen effizi­en­ten Verbren­ner als Energie­quel­le für E‑Motoren — zum Beispiel eine Gastur­bi­ne, die mit nachhal­ti­gen Treib­stof­fen betrie­ben werden könnte.

Eine große Hürde auf dem Weg zu klima­scho­nen­de­ren Zeppe­lin-Antrie­ben sei aber das europäi­sche Luftrecht, beton­te Breuer. Bisher gebe es dort keine Regeln zu Zulas­sung und Betrieb von kommer­zi­el­len Luftfahr­zeu­gen wie dem Zeppe­lin NT mit elektri­schen oder hybrid-elektri­schen Antrie­ben. Dennoch sehe die Zeppe­lin Luftschiff­tech­nik «großes Poten­zi­al» in der Nutzung von E‑Motoren, sagte Breuer. Diese könnten zwischen Start und Landung abgeschal­tet werden und wären somit auch leiser als Verbrenner.

Weltweit gibt es nach Angaben des Unter­neh­mens nur fünf Zeppe­li­ne Neuer Techno­lo­gie (NT), drei davon sind in den USA als Werbe­trä­ger unter­wegs. Der Name Zeppe­lin ist marken­recht­lich geschützt für die Zeppe­lin Luftschiff­tech­nik in Fried­richs­ha­fen. Am Boden­see fliegen moder­ne Zeppe­li­ne seit 2001 wieder Passa­gie­re. Derzeit sind es zwei, bis 2024 will der Herstel­ler ein drittes Luftschiff bauen — mit konven­tio­nel­lem Antrieb und Verbrennungsmotoren.