BERLIN (dpa/tmn) — Sind Hypno­sen Hokus­po­kus? Nein, das sind sie nicht. Diese Art der Thera­pie ist durch­aus anerkannt — voraus­ge­setzt, sie wird von Fachleu­ten durchgeführt.

Hypno­se finden manche spannend, andere furcht­ein­flö­ßend. Was eine Menge mit den Bildern zu tun hat, bei denen hypno­ti­sier­te Menschen auf Bühnen unfrei­wil­lig komische Dinge tun — und sich nach dem «Erwachen» nicht mehr erinnern. Mit einer seriö­sen thera­peu­ti­schen Hypno­se hat das nichts zu tun.

«Am bekann­tes­ten ist wohl leider die Bühnen- oder Showhyp­no­se», erklärt der Psycho­lo­ge Thilo Hartmann. «Sie vermit­telt aber das Bild der Hypno­se als autori­tä­re Manipu­la­ti­ons­tech­nik und erschwert dadurch die Anwen­dung in den medizi­ni­schen und psycho­lo­gi­schen Praxen.»

Unter Ärzten, Zahnärz­ten und Psycho­the­ra­peu­ten ist Hypno­the­ra­pie durch­aus verbrei­tet. Sie kommt zum Beispiel bei bestimm­ten Phobien, bei Schmerz­the­ra­pien, Ängsten vor bestimm­ten Behand­lun­gen oder bei der Rauch­ent­wöh­nung zum Einsatz.

Hartmann erklärt, was hinter dem Begriff Hypno­se steckt. Der bezeich­ne zum einen den verän­der­ten Bewusst­seins­zu­stand, also die hypno­ti­sche Trance. Diese lasse sich «objek­tiv» von Wachbe­wusst­sein, Schlaf, religiö­ser Trance und Medita­ti­on unter­schei­den, so Hartmann. «Hypno­se bezeich­net aber auch den Prozess, der in eine hypno­ti­sche Trance führt, die sogenann­te Tranceinduktion.»

Gut gegen Angst und Stress

«Die Hypno­se wirkt zum Beispiel gut gegen Angst und Stress», sagt Barba­ra Schmidt, Mitar­bei­te­rin am Lehrstuhl für Klini­sche Psycho­lo­gie an der Fried­rich-Schil­ler-Univer­si­tät Jena. Aus dem Grund wird sie etwa in Situa­tio­nen angewen­det, in denen man eine optima­le Leistung bringen möchte, zum Beispiel bei einem Wettkampf, Bewer­bungs­ge­spräch oder Bühnenauftritt.

Hypno­se kann auch vor oder während Opera­tio­nen einge­setzt werden, um Ängste abzubau­en und Selbst­hei­lungs­kräf­te des Körpers zu aktivie­ren. «Sie kann dabei durch­aus Medika­men­te und Narko­se erset­zen oder ergän­zen und führt zu einer besse­ren Verar­bei­tung der ansons­ten als trauma­tisch wahrge­nom­me­nen Situa­ti­on», sagt Schmidt. Bekannt ist der Einsatz der Hypno­se beim Zahnarzt, um die Behand­lung für den Patien­ten angeneh­mer zu machen und die Furcht zu nehmen.

Seriö­se Angebo­te finden

Hypno­se und auch Hypno­the­ra­pie sind laut Hartmann keine recht­lich geschütz­ten Titel, es gibt keinen regulier­ten Zugang zu den Ausbil­dun­gen und einen breiten «grauen Markt» an angebo­te­nen Leistun­gen. «Eine Praxis kann also jeder eröff­nen», sagt der Hypno­the­ra­peut, Coach und Super­vi­sor mit eigener Berli­ner Praxis. «Und dort werden leider oft unkri­tisch und ungeprüft gefähr­li­che Heils­ver­spre­chen gegeben.»

Die deutsch­spra­chi­gen Hypno­se­ge­sell­schaf­ten geben auf dem Portal « Hypnose.de» einen Überblick über die Möglich­kei­ten und Grenzen von Hypno­se — außer­dem sind dort die Suchmas­ken zur Suche von Ärzten und Thera­peu­ten der einzel­nen Gesell­schaf­ten verlinkt.

Sucht man einen Thera­peu­ten, sollte der nicht nur Hypno­se können, meint Hartmann. «Wenn er zudem eine zusätz­li­che Grund­aus­bil­dung in einem Beruf wie etwa Psycho­lo­gie, Medizin, Pädago­gik, Philo­so­phie vorwei­sen kann, sind das gute Zeichen.»

Ängste kann das hierar­chi­sche Gefäl­le auslö­sen, das in der klassi­schen Hypno­se anzutref­fen ist. Hartmann betont, dass es kaum möglich sei, Menschen gegen ihren Willen zu hypno­ti­sie­ren. «Die aller­meis­ten Menschen werden sich einem Hypno­ti­seur erfolg­reich verwei­gern, wenn Sie ihm nicht trauen und keine Vortei­le von einer Zusam­men­ar­beit erwar­ten.» Von Angeli­ka Mayr, dpa