Der polni­sche Teenager Iga Swiatek gewinnt sensa­tio­nell die French Open. Auch im Finale beein­druckt die 19-Jähri­ge und lässt der amtie­ren­den Austra­li­an-Open-Gewin­ne­rin keine Chance.

Die 19-Jähri­ge setzte sich im Finale in Paris gegen die Austra­li­an-Open-Siege­rin Sofia Kenin aus den USA mit 6:4, 6:1 durch. Noch nie zuvor hat ein Tennis­pro­fi aus Polen in der Damen- oder Herren-Konkur­renz bei einem der vier wichtigs­ten Turnie­re den Titel geholt. Für ihren Sieg erhält Swiatek ein Preis­geld von 1,6 Millio­nen Euro, Kenin bekommt 850.500 Euro.

Die Weltrang­lis­ten-54. Swiatek schaff­te als erste Spiele­rin seit der Belgie­rin Justi­ne Henin im Jahr 2007 den Roland-Garros-Triumph ohne Satzver­lust. Als Swiatek nach 1:24 Stunden auf dem Court Philip­pe Chatrier ihren ersten Match­ball mit einer krachen­den Vorhand nutzte, ging sie erst einmal in die Knie und umklam­mer­te ihren Schlä­ger mit beiden Händen. Sie schüt­tel­te den Kopf, schlug die Hände vor Augen und Mund und hüpfte schließ­lich mit erhobe­nen Armen über den Platz und dankte den wenigen erlaub­ten Zuschau­ern auf dem Center Court. «Ich weiß nicht, was gerade passiert. Ich bin so glück­lich, es ist einfach überwäl­ti­gend», sagte Swiatek im Inter­view auf dem Platz, ehe sie dieses später von ihren Emotio­nen überwäl­tigt abbre­chen musste.

Der Teenager aus Warschau spiel­te in den vergan­ge­nen Wochen unbeküm­mert auf und beein­druck­te mit aggres­si­ver und unerschro­cke­ner Spiel­wei­se von der ersten Runde an. Schon zum Final­ein­zug gratu­lier­ten unter anderem der polni­sche Präsi­dent Andrzej Duda und Bayern Münchens Torjä­ger Robert Lewandowski.

Im Endspiel gegen die Weltrang­lis­ten-Sechs­te Kenin gelang Swiatek schon wieder ein Turbo-Start. Schnell ging sie mit 3:0 in Führung, dominier­te die Ballwech­sel und entschied nach 48 Minuten den ersten Durch­gang für sich. Im zweiten Satz musste sich Kenin behan­deln lassen und nahm eine dreimi­nü­ti­ge medizi­ni­sche Auszeit. Offen­bar nicht im Vollbe­sitz ihrer Kräfte, hatte die 21-Jähri­ge ihrer Kontra­hen­tin nicht mehr genug entge­gen­zu­set­zen, so dass Swiatek ihren sensa­tio­nel­len Lauf durch das Turnier mit dem Titel­ge­winn krönte und um 16.50 Uhr die silber­ne Trophäe in die Höhe recken durfte.

In diesem Frühjahr hat die gebür­ti­ge Warschaue­rin ihr Abitur gemacht, seitdem widmet sie sich ganz der Tennis-Karrie­re. Sie kommt aus einer Sport­ler-Familie: Ihr Vater Tomasz Swiatek vertrat als Ruderer die polni­sche Natio­nal­mann­schaft bei den Olympi­schen Spielen in Seoul 1988. Der Vater war es auch, der für seine Töchter die Idee mit dem Tennis hatte. «Erst spiel­te meine drei Jahre ältere Schwes­ter Agata. Ich habe dabei zugeguckt und sie benei­det», erinner­te sich Iga Swiatek jüngst in einem Inter­view der «Gazeta Wyborcza».

Während die Schwes­ter trainier­te, habe sie mit ihrem Vater am Rande des Tennis­plat­zes Bälle hin- und herge­schla­gen. Später sei ihr Vater immer derje­ni­ge gewesen, der sie zum Training animiert habe, selbst wenn sie als Kind öfter keine Lust hatte, sagte die French-Open-Siege­rin zuletzt dem Youtube-Portal «Kanal Sporto­wy». Als am Samstag­nach­mit­tag die polni­sche Natio­nal­hym­ne erklang und Swiateks Augen über dem Mund-Nasen-Schutz glänz­ten, waren die Mühen vergessen.