NÜRNBERG/KLINGENMÜNSTER (dpa/tmn) — Der Wecker reißt viele Menschen zu früh aus dem Schlaf. Eigent­lich würden sie länger schlum­mern — manchen ist das durch die Pande­mie nun möglich. So hat Corona auch seine «Schlaf-Gewin­ner».

Die Corona-Pande­mie hat unseren Alltag auf den Kopf gestellt. Auch unser Schlaf­ver­hal­ten ist dadurch anders gewor­den. Viele schla­fen wegen des damit verbun­de­nen Stres­ses und der Belas­tun­gen schlechter.

Es gibt aber Menschen, die zumin­dest mit Blick auf den Schlaf von der aktuel­len Situa­ti­on profitieren.

Übermü­de­te Gesellschaft

Woran liegt das? «Wir sind grund­sätz­lich eine übermü­de­te Gesell­schaft, die gegen ihren natür­li­chen Rhyth­mus lebt», sagt Hans-Günter Weeß, Leiter des Schlaf­zen­trums am Pfalz­kli­ni­kum in Klingen­müns­ter (Rhein­land-Pfalz). «80 Prozent der Menschen lassen sich morgens vom Wecker aus dem Schlaf reißen, obwohl sie offen­sicht­lich noch nicht ausge­schla­fen haben.»

Durch die Corona-Pande­mie können viele Menschen morgens länger schla­fen. Im Homeof­fice fällt nicht nur für Pendler der Arbeits­weg weg, die Kinder müssen wegen Homeschoo­ling oder Wechsel­un­ter­richt oft nicht mehr so zeitig in die Schule gebracht werden wie sonst.

Länger schla­fen lassen

«Die Energie­ver­sor­ger berich­ten, dass der morgend­li­che Spitzen­ver­brauch nun in Pande­mie­zei­ten eine Stunde später aufzu­zeich­nen ist. Das bedeu­tet: Wenn man die Leute länger schla­fen lässt, tun sie das auch», sagt Weeß.

Seine Kolle­gin Dora Triché, Leite­rin des Schlaf­la­bors am Klini­kum Nürnberg, ergänzt: «Gerade jungen Leuten wie Schülern und Studen­ten kommt es gelegen, dass sie morgens nicht mehr so früh aufste­hen müssen.» Im jugend­li­chen Alter ist der Schlaf­rhyth­mus nämlich nach hinten verscho­ben, sodass junge Menschen später müde werden und länger schla­fen — wenn man sie lässt.