STUTTGART (dpa/lsw) — Im Südwes­ten werden immer mehr Straf­tä­ter auf freien Fuß gesetzt. Grund: Sie haben keinen Platz im Maßre­gel­voll­zug bekom­men. Nach Angaben des Justiz­mi­nis­te­ri­ums waren es 2020 insge­samt 6, 2021 schon 32 und in diesem Jahr 20. 82 drogen­ab­hän­gi­ge Straf­tä­ter hofften Ende April auf einen Thera­pie­platz — davon hätten 75 voraus­sicht­lich mehr als drei Monate gewar­tet. Ist diese Frist abgelau­fen, können die Straf­tä­ter die Freilas­sung beantragen.

Wie viele davon in den nächs­ten Wochen oder Monaten tatsäch­lich auf freien Fuß kommen könnten, kann das Sozial­mi­nis­te­ri­um nicht sagen: «Das hängt davon ab, wie viele dieser Inhaf­tier­ten einen Antrag auf Freilas­sung wegen überlan­ger Organi­sa­ti­ons­haft­dau­er stellen und wie dieser dann gericht­lich im Sinne des Antrags entschie­den wird.» Den Anträ­gen wird laut Minis­te­ri­um von den zustän­di­gen Gerich­ten in der Mehrzahl der Fälle entsprochen.

Im Südwes­ten gibt es acht Zentren für Psych­ia­trie mit 1000 Betten im Maßre­gel­voll­zug, die zu 130 Prozent belegt sind. Betten in Contai­nern, Gemein­schafts­räu­men und Gängen machen das möglich. Lücken schlie­ßen will das Land mit einem Neubau in Schwä­bisch Hall (120 Plätze), einer neuen Foren­sik (70 Plätze) am einzi­gen Zentrum für Psych­ia­trie (ZfP) in Winnen­den, das dieses Angebot bislang nicht hat, sowie mit dem Ausbau der ZfP in Calw und Wiesloch (je 50 Plätze).