NEU DELHI (dpa) — Das ist mehr als jedes andere Land bislang inner­halb eines Tages verzeich­nen musste — und zugleich der neunte Höchst­wert in Folge in Indien. Auch beim Impfen gibt es keine guten Nachrichten.

Indien hat als erstes Land weltweit an einem Tag mehr als 400.000 Neuin­fek­tio­nen mit dem Corona­vi­rus regis­triert. Im selben Zeitraum starben über 3500 Menschen in Verbin­dung mit Covid-19, wie aus Zahlen des Gesund­heits­mi­nis­te­ri­ums hervorgeht.

Kranken­häu­ser und Krema­to­ri­en sind überfüllt. In dem südasia­ti­schen Land mit seinen über 1,3 Milli­ar­den Einwoh­nern mangelt es an medizi­ni­schem Sauer­stoff, Medika­men­ten und Impfdo­sen — und das, obwohl Indien zu den größten Impfstoff­pro­du­zen­ten der Welt gehört.

Seit Tagen bricht Indien immer wieder eigene, bitte­re Rekor­de: Laut Minis­te­ri­um gab es insge­samt 401.993 Corona-Neuin­fek­tio­nen. Damit erreich­te das Land den neunten Tag in Folge einen Höchst­wert. Seit Beginn der Pande­mie steck­ten sich dort mehr als 19 Millio­nen Menschen an. Mit fast 212.000 Toten liegt Indien damit hinter den USA, Brasi­li­en und Mexiko auf dem vierten Platz weltweit.

Nach einem Plan der Regie­rung sollen sich von diesem Samstag an eigent­lich alle Erwach­se­nen impfen lassen dürfen. Mehre­re indische Bundes­staa­ten berich­te­ten aber, dass ihnen die Impfdo­sen ausgin­gen oder bereits ausge­gan­gen seien. Bislang hatten ledig­lich die über 45-Jähri­gen Anspruch auf eine Impfung. Rund zehn Prozent von ihnen erhiel­ten den Angaben zufol­ge bisher mindes­tens eine Impfdosis.

Mehre­re Länder, darun­ter Deutsch­land, die USA, Großbri­tan­ni­en und Japan, haben Indien Unter­stüt­zung zugesagt. Am Samstag starte­te eine Maschi­ne der Luftwaf­fe vom Flugha­fen Köln-Wahn in Richtung Neu Delhi mit 120 Beatmungs­ge­rä­ten. In der kommen­den Woche sind weite­re Flüge geplant.

Aus Russland wurde eine erste Charge des Impfstoff Sputnik V gelie­fert, der kürzlich in Indien zugelas­sen worden war. Die Liefe­rung sei am Samstag in Hyder­a­bad einge­trof­fen, teilte der staat­li­che russi­sche Direkt­in­vest­ment­fonds RDIF bei Twitter mit. Angaben zur Menge wurden zunächst nicht gemacht. Russland hat bereits Beatmungs­ge­rä­te, Anlagen zur Erzeu­gung von Sauer­stoff und Medika­men­te nach Indien geflo­gen. In Indien selbst soll in den kommen­den Monaten auch die eigene Impfstoff­pro­duk­ti­on hochge­fah­ren werden.

Die USA und Austra­li­en stoppen inzwi­schen Reisen­de aus Indien. In den USA tritt die Maßnah­me am Diens­tag in Kraft, wie aus einer Verfü­gung von US-Präsi­dent Joe Biden hervor­geht. Nicht mehr einrei­sen dürfen dann Auslän­der, die in den voran­ge­gan­gen 14 Tagen in Indien waren. Ausge­nom­men sind US-Bürger, Diplo­ma­ten, Auslän­der mit dauer­haf­tem Aufent­halts­recht in den USA sowie bestimm­te andere Personengruppen.

In Bidens Verfü­gung hieß es, die Maßnah­me sei auf Anraten der US-Gesund­heits­be­hör­de CDC getrof­fen worden. «Die Republik Indien ist für mehr als ein Drittel der neuen weltwei­ten Fälle verant­wort­lich.» In dem Land zirku­lier­ten außer­dem mehre­re Varian­ten des Coronavirus.

Austra­li­sche Behör­den gingen weiter: Eigene Staats­bür­ger, die aus Indien einrei­sen, müssen Medien­be­rich­ten zufol­ge mit Gefäng­nis­stra­fen von bis zu fünf Jahren oder hohen Geldstra­fen von bis zu 66.000 austra­li­schen Dollar (rund 42 000 Euro) rechnen. Derzeit warten etwa 9000 Austra­li­er in Indien auf ihre Heimrei­se. Dank strik­ter Maßnah­men ist Austra­li­en bisher glimpf­lich durch die Pande­mie gekommen.

Indien melde­te am Samstag unter­des­sen erneut einen Brand auf einer Stati­on für Covid-19-Patien­ten. Im Bundes­staat Gujarat kamen dabei mindes­tens 18 Menschen ums Leben. Die Brand­ur­sa­che sei noch nicht abschlie­ßend geklärt. Erst im April waren bei einem Feuer auf einer Inten­siv­sta­ti­on nördlich von Mumbai mindes­tens 13 Corona-Patien­ten gestorben.