BERLIN (dpa) — Die Zahlen sehen weiter sehr gut aus. Die Corona-Lage in Deutsch­land wird immer entspann­ter — auch auf den Intensivstationen.

In Deutsch­land geht die Zahl der gemel­de­ten Anste­ckun­gen mit dem Corona­vi­rus weiter deutlich zurück. Das Robert Koch-Insti­tut (RKI) melde­te am Mittwoch eine 7‑Tage-Inzidenz von 20,8 (Vortag: 22,9; Vorwo­che: 36,8), das ist der niedrigs­te Wert seit acht Monaten.

Die gute Entwick­lung könnte an den wärme­ren Tempe­ra­tu­ren, dem wachsen­den Immun­schutz in der Bevöl­ke­rung vor allem durch Impfun­gen sowie an Schnell­tests bei Schule, Arbeit und Freizeit liegen. Ein Risiko­fak­tor bleiben Virus-Mutan­ten wie die zunächst in Indien aufge­tre­te­ne Delta-Varian­te. Bislang ist hierzu­lan­de aber keine starke Zunah­me zu sehen.

Bis auf wenige Ausnah­men lag die Inzidenz in allen Landkrei­sen und kreis­frei­en Städten unter der prägnan­ten Schwel­le von 50 — nur etwas mehr als 10 lagen darüber. Schluss­licht ist der Stadt­kreis Zweibrü­cken mit 79 Infek­tio­nen pro 100.000 Einwoh­ner und Woche.

Auf Bundes­land­ebe­ne liegen alle Länder unter einer Inzidenz von 25 — außer Baden-Württem­berg. Für den Südwes­ten gab das RKI den Wert mit 26,9 an. Die Zahl der Menschen auf den Inten­siv­sta­tio­nen geht weiter zurück. Zuletzt gab die Deutsche Inter­dis­zi­pli­nä­re Verei­ni­gung für Inten­siv- und Notfall­me­di­zin sie mit deutlich unter 2000 an. Ende April waren es noch mehr als 5000.

Mittler­wei­le haben mehr als 45 Prozent der Menschen in Deutsch­land mindes­tens eine Impfdo­sis erhal­ten. Man müsse nun aufpas­sen, dass die Menschen künftig nicht nachläs­sig würden und sich zum Beispiel die Zweit­imp­fung nicht mehr abhol­ten, weil sie keine Lust mehr hätten oder es zu kompli­ziert sei, sagte der Leiter der Virolo­gie der Berli­ner Chari­té, Chris­ti­an Drosten, am Diens­tag im Podcast «Corona­vi­rus-Update» (NDR-Info). «Solche Dinge dürfen einfach nicht eintre­ten. Das wird, glaube ich, die nächs­te große Aufga­be sein.»

Drosten erwar­tet demnach in einigen Wochen eine Diskus­si­on über die Förde­rung der Impfbe­reit­schaft. Ziel seien mindes­tens 80 Prozent Zweifach­imp­fun­gen, zumin­dest in der «impffä­hi­gen erwach­se­nen Bevöl­ke­rung». Dies werde hoffent­lich bis Ende August, Mitte Septem­ber erreicht werden. Auch nach der Aufhe­bung der festge­leg­ten Reihen­fol­ge seit Montag bleibe es zunächst wichtig, die Gruppen zu impfen, in denen dies wegen des erhöh­ten Covid-19-Risikos dring­lich sei. Das Augen­merk müsse im Moment noch auf der Versor­gung der Menschen ab Mitte 40 liegen, so Drosten.

Bei den Neuin­fek­tio­nen pro Tag melde­ten die Gesund­heits­äm­ter dem RKI 3254 Fälle. Vor einer Woche hatte der Wert bei 4917 Anste­ckun­gen gelegen. Deutsch­land­weit wurden den Angaben nach binnen 24 Stunden 107 neue Todes­fäl­le verzeich­net. Vor einer Woche waren es 179 Tote gewesen.

Der bundes­wei­te Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebe­richt von Diens­tag­nach­mit­tag bei 0,71 (Vortag: 0,76). Das bedeu­tet, dass 100 Infizier­te rechne­risch 71 weite­re Menschen anste­cken. Der R‑Wert bildet jeweils das Infek­ti­ons­ge­sche­hen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für länge­re Zeit unter 1, flaut das Infek­ti­ons­ge­sche­hen ab; liegt er anhal­tend darüber, steigen die Fallzahlen.