BERLIN (dpa) — Erschre­ckend früh hatte sich zuletzt die vierte Corona-Welle aufge­baut. Nun scheint ein erstes Plateau erreicht. Von Dauer wird es nicht sein — zumal die optima­le Zeit für Sars-CoV‑2 im Herbst erst beginnt.

Die Sieben-Tage-Inzidenz ist erstmals seit Anfang Juli wieder gefal­len. Nach Angaben des Robert Koch-Insti­tuts (RKI) vom Diens­tag­mor­gen lag sie bei 74,8 — am Vortag hatte der Wert 75,8 betra­gen (Vorwo­che 58,0).

Seit dem 6. Juli (4,9) war die Zahl der Neuin­fek­tio­nen je 100.000 Einwoh­ner binnen sieben Tagen von Tag zu Tag gestie­gen, zunächst nur langsam, im August dann deutlich. In den letzten Tagen war die Zunah­me aber bereits abgeflacht.

Eine Einschät­zung zur Entwick­lung gab das RKI nicht ab. Trends ließen sich nur über einen länge­ren Zeitraum einschät­zen, die Werte einzel­ner Tage könnten nicht kommen­tiert werden, hieß es auf Anfra­ge. Ein mögli­cher Faktor ist die inzwi­schen abgeebb­te Sommer­rei­se­wel­le mit ihren zahlrei­chen aus dem Ausland einge­tra­ge­nen Infektionen.

Selbst wenn die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuin­fek­tio­nen auch in den kommen­den Tagen nicht wieder steigen oder weiter sinken sollte, würde die Zahl der auf Inten­siv­sta­ti­on behan­del­ten Covid-19-Patien­ten zunächst weiter zuneh­men. Die Infek­ti­ons-Inzidenz spiegelt sich stets um etwa zwei Wochen verzö­gert bei der Klinik­be­le­gung wieder, weil zwischen Infek­ti­on und Einwei­sung einige Zeit vergeht.

Die Zahl der bundes­weit auf Inten­siv­sta­tio­nen behan­del­ten Covid-19-Patien­ten war am Sonntag erstmals im Zuge der vierten Welle wieder über 1000 gestie­gen. Im Divi-Regis­ter-Tages­re­port vom Montag wurden 1068 Covid-19-Patien­ten auf Inten­siv­sta­ti­on gemel­det, 522 davon mussten beatmet werden.

Am 30. August vergan­ge­nen Jahres hatte die Zahl bei gerade einmal 245 gelegen (131 beatmet), erst zu Ende Oktober hin war sie im Zuge der zweiten Welle auf über 1000 gestie­gen. Anders als im Vorjahr sind nicht mehr vor allem Senio­ren betrof­fen, sondern auch viele jünge­re Menschen. Zumeist sind von schwe­ren Verläu­fen und Todes­fäl­len Ungeimpf­te betroffen.

Ein anhal­ten­der Rückgang bei der Zahl der Neuin­fek­tio­nen ist unter anderem wegen des Schul­starts in immer mehr Bundes­län­dern eher unwahr­schein­lich. Wie viele Erkäl­tungs­vi­ren verbrei­tet sich Sars-CoV‑2 zudem aus mehre­ren Gründen in Herbst und Winter beson­ders effek­tiv. Dass die Fallzah­len auch bei einer vergleichs­wei­se hohen Durch­imp­fungs­ra­te der Bevöl­ke­rung wie derzeit in Deutsch­land rapide steigen können, zeigt die Situa­ti­on in Ländern wie Israel und den USA.

Die Gesund­heits­äm­ter in Deutsch­land melde­ten dem RKI nach den Daten vom Diens­tag binnen eines Tages 5750 Corona-Neuin­fek­tio­nen. Vor einer Woche waren es 5747. Deutsch­land­weit wurden den neuen Angaben zufol­ge binnen 24 Stunden 60 Todes­fäl­le verzeich­net (Vorwo­che: 42). Das RKI zählte seit Beginn der Pande­mie 3.942.856 nachge­wie­se­ne Infek­tio­nen mit Sars-CoV‑2. Die tatsäch­li­che Gesamt­zahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infek­tio­nen nicht erkannt werden.