REYKJAVIK (dpa) — Nach 2021 und 2022 sprudelt auch 2023 glühen­de Lava auf einer Halbin­sel südwest­lich von Reykja­vik. Die Islän­der kennen das Natur­spek­ta­kel mittler­wei­le ganz gut — und bleiben gelassen.

Auf Island ist es im dritten Jahr in Folge zu einem vulka­ni­schen Ausbruch mit spekta­ku­lä­ren Bildern gekom­men. Die Erupti­on begann am späten Montag­nach­mit­tag auf dersel­ben Halbin­sel südwest­lich der Haupt­stadt Reykja­vik, auf der sich bereits in den beiden Vorjah­ren sprudeln­de und sprit­zen­de Lava ihren Weg an die Erdober­flä­che gebahnt hatte. Wie lange das erneu­te Natur­schau­spiel diesmal zu sehen sein wird, ist unklar. Störun­gen des Flugver­kehrs seien nicht zu befürch­ten, teilte die islän­di­sche Regie­rung mit.

Die Erupti­on habe gegen 16.40 Uhr direkt nordwest­lich des Berges Litli-Hrútur auf der dünn besie­del­ten Reykja­nes-Halbin­sel begon­nen, teilte die islän­di­sche Wetter­be­hör­de Vedur­sto­fa mit. Mittler­wei­le habe sich eine gut 900 Meter lange Erdspal­te aufge­tan, die Lava fließe deutlich schnel­ler als bei den vorhe­ri­gen Ausbrü­chen in der Gegend.

Die Wetter­be­hör­de warnt

Die Erupti­on sieht nicht so aus, wie sich viele Menschen einen klassi­schen Vulkan­aus­bruch vorstel­len: Statt eines massi­ven Lavastroms, der aus einem kegel­för­mi­gen Vulkan in die Luft schießt, sprudel­te die Lava vielmehr aus einem längli­chen Erdspalt hervor. Diese Art von Ausbruch wird auch als Spalten­erup­ti­on bezeich­net. Sie führt in der Regel nicht zu großen Explo­sio­nen oder riesi­gen Aschesäulen.

Live-Aufnah­men aus dem Gebiet zeigten aber dichte Rauch­schwa­den über der glühen­den Lava. Die Wetter­be­hör­de warnte vor starker und gefähr­li­cher Gasbil­dung, die sich bis in die Haupt­stadt­re­gi­on erstre­cken könnte. Reisen­de sollten das Vulkan­ge­biet meiden, bis Exper­ten die Bedin­gun­gen vor Ort beurteilt hätten. Die beiden Ausbrü­che 2021 und 2022 hatten viele Vulka­no­lo­gen, aber auch Wande­rer und Touris­ten angezogen.

Erdbe­ben mit einer Stärke von 5,2

Das Vulkan­ge­biet liegt etwa 40 Kilome­ter von Reykja­vik entfernt am südwest­li­chen Zipfel der Insel, unweit des Haupt­stadt­flug­ha­fens. In dem Gebiet war es zuletzt im August 2022 und davor im März 2021 zu vulka­ni­schen Ausbrü­chen gekom­men, die sich durch zahlrei­che Erdbe­ben angekün­digt hatten. Auch diesmal rechne­ten Exper­ten aufgrund Tausen­der Beben in der Region mit einem neuen Ausbruch, zuletzt gab es am späten Sonntag­abend das bislang heftigs­te des aktuel­len Erdbe­ben­schwarms mit einer Stärke von 5,2.

Während Reykja­vik der wesent­li­che Ballungs­raum der Nordat­lan­tik-Insel mit ihren knapp 390.000 Einwoh­nern ist, leben auf der Reykja­nes-Halbin­sel relativ wenige Menschen. Die Gefahr für Wohnge­gen­den und wichti­ge Infra­struk­tur werde als gering betrach­tet, teilte die islän­di­sche Regie­rung mit. Auch die inter­na­tio­na­len Flugkor­ri­do­re blieben geöffnet.

Im Frühjahr 2010 hatte das noch ganz anders ausge­se­hen: Ein großer Vulkan­aus­bruch katapul­tier­te Island damals schlag­ar­tig auf die Titel­sei­ten inter­na­tio­na­ler Medien. Der Ausbruch des schwer aussprech­ba­ren Vulkan­glet­schers Eyjaf­jal­la­jö­kull stürz­te den inter­na­tio­na­len Flugver­kehr damals über Tage ins Chaos.